282d. O..P. Header Text

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Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS)
(29.7.1927 – 12.10.2004)

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Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS)
(29.7.1927 – 12.10.2004)

Hans-Georg Brunner Schwer an seinen Reglern

© Arnold van Kampen, 2012

Hier finden Sie die Geschichte über Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS), seine ihn als genialen Tonmeister auszeichnenden "Geheimnisse", die Gründung von MPS, die Zusammenarbeit mit Oscar Peterson und wichtige Informationen zum Aufstieg und Niedergang der zuletzt von den beiden Brüdern Brunner-Schwer geführten Firma SABA.

Besprechen werde ich auch die Bedeutung der zwei (!) Aufnahmestudios und die Rolle von Hans Georgs Bruder Hermann.

Hans Georg Brunner-Schwer hat Oscar Peterson`s Sessions "Exclusively For My Friends" in seinem Wohnzimmer-Studio überhaupt erst möglich gemacht. Oben sehen Sie ihn an seinen Reglern.

Das offizielle "SABA-Studio" wurde später in "MPS-Studio" umbenannt und existiert heute als HGBS-Studio weiter.

Nicht zuletzt werde ich Ihnen auch etwas über Oscars Liebe zum Bösendorfer Imperial "Grand" verraten.

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Zunächst einmal bedanken wir uns sehr bei Friedhelm Schulz von der HGBS-Musikproduktion, dass wir die Fotos von Hans Georg Brunner-Schwer und der legendären (seinerzeit zudem auch revolutionären!) Mikrophon-Position (siehe weiter unten!) auf unserer Seite veröffentlichen dürfen.

Hier finden Sie weitere Infos über die HGBS-Musikproduktion

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Die Gründung der Firma

Die Geschichte über Hans Georg Brunner-Schwer und sein heute legendäres Plattenlabel "MPS" (= Musik Produktion Schwarzwald) beginnt in der "Wasserfallstadt" Triberg, einem kleinen Schwarzwälder Ort, nicht weit entfernt von Villingen gelegen.

1835 gründet Joseph Benedikt Schwer dort nämlich eine Uhrenfabrik.

1864 tritt der Sohn des Firmengründers, August Schwer, in die Fabrik ein, die er ab 1865 "Schwarzwälder Apparate Bau Anstalt” nennt, woraus später der Name SABA abgeleitet wird.

Als Hermann Schwer, der Enkel von Joseph Schwer, die Fabrik 1905 übernimmt, beschäftigt sie bereits 20 Mitarbeiter und ist dabei, kräftig zu expandieren.

Wichtigster Handelsartikel sind Fahrradschellen, die in den verschiedensten Ausführungen hergestelt werden. Aber auch Türglocken, Rasierapparate und Briefwaagen zählen zum Programm. Die Produktion von Uhren hingegen war angesichts der Konkurrenz der großen Fabriken für einen Kleinbetrieb unrentabel geworden.

Der Erste Weltkrieg

1904 heiratet Hermann Schwer seine Frau Johanna. 1905 wird das einzige Kind dieser Ehe, die Tochter Margarethe geboren.

Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges brennt das Fabrikgebäude fast vollständig ab. Damit nicht genug wurde Hermann zum Militärdienst an der Front eingezogen.

Aufgrund seines labilen gesundheitlichen Zustandes und der Initiativen seiner Mitarbeiter, die ihren Chef zurück haben wollten, wird Schwer Ende 1917 letztlich doch noch zur weiteren Leitung seines wiederaufgebauten Betriebes abkommandiert. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil seit 1917 bei SABA vorwiegend Munitionsartikel hergestelt werden.

Der Umzug von Triberg nach Villingen

Aufgrund der beengten Verhältnisse im kleinen Schwarzwaldtal wird Triberg für das wachsende Unternehmen zu klein. Hermann erwirbt daraufhin am 30. März 1918 die sogenannte "Waldmühle” in Villingen. Dieses Anwesen hatte eine lange Geschichte hinter sich, zunächst als Getreidemühle, dann als Hotel.

In der Folgezeit entwickelt sich die Firma unter dem 1923 registrierten Markennamen "SABA” zu ungeahnter Größe, vor allem durch Produkte der Radiotechnik.

Die Einrichtung eines Aufnahmestudios

Im Rahmen der Ausrichtung von SABA auf die Produktion von Radio-Empfangsgeräten richtet Hermann Schwer 1923 auch ein Studio im Obergeschoss eines Gebäudes auf dem Werksgelände ein, das seinerzeit den wohl modernsten Stand der Aufnahmetechnik widerspiegelt.

Später siedelt das Studio in ein eigenes Gebäude um, nachdem das Familien-Unternehmen ab 1958 selbst Tonträger unter dem Label "SABA-Schallplatten” produziert.

Das Studio trägt zunächst den Namen "SABA-Studio”, ab 1968 nennt es sich dann "MPS-Studio” und heute existiert es weiter unter der Bezeichnung "HGBS-Studio”.

Das Villiger Studio an der Richthofenstraße wurde übrigens vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg "geadelt”, indem man es zum Kulturdenkmal erhob.

Seit 2010 finden im HGBS-Studio in Villingen wieder Musikaufnahmen statt. Überall ist der Hauch der MPS-Zeiten deutlich zu spüren.

Produktion von Rundfunkgeräten

Im Schwarzwaldmuseum Triberg und im Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen sind die seinerzeit weltweit nachgefragten SABA-Radios heute noch zu besichtigen.

Nach Verlegung der Produktion von Triberg nach Villingen will Hermann Schwer vom Nachkriegsboom profitieren mittels eines erweiterten Sortiments feinmechanischer Erzeugnisse.

Bei der Suche nach neuen Produkten stößt Hermann Schwer auf das Radio und beschließt, sich in diesem von ihm als zukunftsträchtig erachteten Markt zu engagieren.

Nach anfänglicher Produktion von Kopfhörern, Drehkondensatoren, Spulen und Widerständen erhält die Firma 1927 die Lizenz zum Bau kompletter Rundfunkgeräte.

Hermann und Johanna Schwers einziges Kind, die Tochter Margarethe Schwer heiratet den Musikdirektor Fritz Brunner, der seinen Musikerberuf aufgibt, um kaufmänische Aufgaben im Hause SABA zu übernehmen.

210.O.P. SABA Werk 1932

Das SABA-Werk 1932; Graphik aus einem Firmenprospekt

HGBS wird geboren

Am 29. Juli 1927 wird aus dieser Ehe Hans Georg Brunner-Schwer und am 3. Oktober 1929 sein Bruder Hermann Brunner-Schwer geboren.

Nach dem Tode von Hermann Schwer im Jahre 1936 erbt seine Frau Johanna die Firma. Sie setzt in ihrem Testament fest, daß ihre Enkel Hans Georg und Hermann die Firma am 3. Oktober 1954 erben sollen, wenn der jüngere der beiden das 25. Lebensjahr vollendet hat.

Margarethe Brunner-Schwer, die einzige Tochter, lässt die Erblasserin aus. Deren geschiedener Mann hatte SABA verlassen. Weil Hans Georg und Hermann noch zu jung sind, ernennt Johanna den technischen Leiter Joseph Fricker zum Geschäftsführer.

Hinwendung zur Musik

Schon sehr früh kommt Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS) durch seine Eltern zur Musik. Er und sein Bruder Hermann haben die musikalische Begabung von Vater Fritz Brunner geerbt.

Bei Hermann reicht es immerhin zu einem Job als Kneipenpianist in Schwabing während der Studentenzeit.

Hans Georg lernt zuerst Orgel, dann Akkordeon und danach Klavier. Er hatte vom Vater die Gabe des absoluten Gehöhrs geerbt (eine Gabe, die auch Oscar Peterson hatte). Bereits in den Kriegsjahren hat er über die alliierten "Feindsender” Bands der Swing-Ära kennen und schätzen gelernnt.

Swing der "Feindsender"

Hans Georg Brunner-Schwer berichtet diesbezüglich: "Ich war 1944 in unserer Firma dienstverpflichtet worden, weil Villingen in der Einflugschneise der Flugzeuge lag, die über München Luftangriffe flogen. Anfangs wurden die amerikanischen Piloten mit einem pfeifenden Tonsignal zu ihren Zielen geleitet. Diese ständige Pfeiferei aber machte sie bald so wahnsinnig, daß man dazu überging, statt des Pfeiftons Aufnahmen von Jazzorchestern zu senden. So hörten die Piloten [und HGBS!] dann Glenn Miller aus London live während eines Luftangriff-Anflugs auf München".

"Da ich zum nächtlichen Warndienst eingeteilt war und die Sicherheit der Mitarbeiter zu verantworten hatte, peilte ich mit den in unserem Labor vorhandenen technischen Geräten die Funkfrequenz der Amerikaner an und hörte Glenn Miller "In The Mood”, "Moonlight Serenade”, "Sentimental Journey” oder "Pearl Of Strings” spielen. Ich war natürlich restlos begeistert.”

Der Zweite Weltkrieg und der Neuaufbau

Nachdem Fritz Brunner SABA und seine Frau Margarethe Schwer verlassen hatte, heiratet Margarethe Ernst Scherb. Der ersetzt Geschaftsführer Joseph Fricker und übernimmt selbst die Leitung, nachdem am 10.10.1943 Johanna, die Großmutter beide Brüder stirbt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde auf Rüstungsgüter umgestellt. Im Auftrag der Wehrmacht erweitert SABA den Betrieb und schon 1940 beträgt die Kriegproduktion 88% der Gesamtproduktion.

Trotz des "Warndienstes” des jungen Hans Georg vernichten am 19.4.1945 zwei Volltreffer die erst kürzlich erstellten Werksbauten, das Verwaltungsgebäude verliert dabei "nur” sein Dach.

SABA produziert ab 1947 wieder Radiogeräte

233. O.P. SABA

Ende 1945 aber kann SABA bereits wieder einen Spielzeugkran, Tablettenröhrchen und andere Kleinigkeiten herstellen.

Aber erst 1947 wird im Auftrag der französischen Militärbehörde wieder mit der Produktion von Radiogeräten begonnen, und zwar ausschließlich für Angehörige der französischen Besatzungs-
armee.

Die Franzosen lassen jedoch stillschweigend zu, daß SABA Geräte für Kompensations-
geschäfte abzweigt.

Obenstehendes Foto: SABA Werbeplakat mit freundlicher Genehmigung von Dr. Klaus-Gotthard Fischer aus dem Buch "Jazzin` The Black Forest"

Gründung der GmbH

SABA-Kühlschrank K 50 (1951)

1949 wird die unter der Obhut des Testamentvollstreckers stehende Firma unter der Leitung von Stiefvater Ernst Scherb in eine GmbH überführt.

Scherb zieht 1950 ein Kühlschrankprogramm auf, doch gibt es erhebliche Probleme und nur wenige Synergieeffekte, dafür aber erhebliche Verluste.

Hermann Brunner-Schwer tritt 1954 in die Firma ein. Sein Siefvater Ernst Scherb lässt sich das schlechte Geschäft mit den Kühlschränken jedoch nicht ausreden, auch überträgt er die Leitung die Firma nicht an die beiden Brüder.

Es kommt zu erheblichen Spannungen. Erst 1957 gibt Scherb unter grossem Verlust das Kühlschrankgeschäft auf. SABA aber hatte zu diesem Zeitpunkt den Radio- und Fernsehnboom bereits verpasst.

Hermann und Hans Georg übernehmen die Geschäftsleitung

Nach dem 125-jährigen Firmenjubiläum im Oktober 1960 kann Hermann Brunner-Schwer am 1.1.1961 die Geschäftsleitung übernehmen.

Hans Georg Brunner-Schwer wird Technischer Geschäftsführer der SABA Werke und leitet seit 1958 auch das neu gegründete SABA-Musiklabel.

SABA Werke

Unter der Leitung der beiden Brüder kommt es zu einer Expansion des Werkes. Der erste serienmäßige SABA Fernseher wird hergestellt. Die Produktion von Tonbandgeräten und mobilen Radios beginnt.

Mit der Einführung des PAL-Systems wird 1967 auch das erste Farbfernsehgerät von SABA ausgeliefert. SABA kann einen per Zufall entdeckten Effekt nutzen und unter dem Schlagwort "SABAVISION” ein "zeilenfreies Fernsehen” anbieten.

Die Belegschaft von SABA beträgt nun 4.500 Personen. Trotzdem steht es um die Firma schlecht. Obwohl die Radio- und Fernsehsparte boom, reichen die Eigenmittel nicht für eine weitere Expansion.

SABAMOBIL

99. O.P. Sabamobil

Das berühmte Bandlaufwerk "Sabamobil"

Unter Leitung von Hans Georg entwickelt die Firma das "SABAMobil”, eine Tonband-Radio-Kombi für Autos. SABA produziert für das "SABAMobil” auch vorbespielte Kassetten.

Bedingt durch zu geringe Eigenmittel dauert die Markteinführung allerdings über drei Jahre (bis 1964) und damit viel zu lange. Schon 3 Jahre später löst die neue und deutlich kleinere Philips-Kassette das Gerät ab.

Die SABA-Fernseher

Der 1967 erfolgte Einstieg ins Farbfernsehengeschäft erweist sich nicht nur für SABA, sondern für die ganze Branche als problematisch, da Neckermann ein von Körting hergestelltes Gerät für unter 2.000 DM anbietet.

Dazu bekommt SABA technische Probleme mit seinen Farbfernsehen. Des weiteren stocken auch Verhandlungen mit Telefunken über eine direkte Beteilgung.

SABA verliert Marrktanteile und benötigt dringend frisches Geld. Die Deutsche Bank aber streicht die Kreditlinien.

Grundig bietet einen Aufkauf an, allerdings zu inakzeptablen Konditionen. Max Grundig strebt nämlich einen 50%-Anteil an SABA an. Zudem werden unterschriftsreife Verträge mit Telefunken und Philips wegen schlechter Konditionen storniert.

Der Verkauf

Obwohl er nur ein Drittel der Firmen-Anteile hielt (die anderen beiden Drittel gehörten seiner Mutter und seinem Bruder HGBS), war Hermann Brunner-Schwer der eigentliche Chef von SABA.

1968 hat er genug von all` den "Spielchen” um seine Firma durch Max Grundig und andere und fällt eine wichtige Entscheidung: Er verkauft unter strikter Geheimhaltung 85% der SABA-Anteile in einer Nacht- und Nebelaktion an die amerikanische GTE Company.

SABA kann in der Folge nun die GTE-Sylvania-Bildröhren aus Belgien verbauen und damit die Ursache der Probleme mit den Farbfernsehern beseitigen. Zudem hat sich die Firma durch den Teilverkauf jetzt mit frischem Geld für Investitionen versorgt.

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Die Gründung der MPS-Aufnahmegesellschaft

Aus Jazzin` The Black Forrest: SABA-Labels

Diverse SABA-Labels aus "Jazzin` The Black Forest" von Klaus-Gotthard Fischer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

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Da die GTE-(Phone-)Company keinerlei Interesse an der SABA-Musikproduktion hat, bietet sich für Hans Georg Brunner-Schwer die Chance, sein Hobby zum Beruf zu machen.

So wird in der Nachfolge des SABA-Labels am 1.4.1968 die MPS (Musik Produktion Schwarzwald) gegründet. Zum gleichen Zeitpunkt läuft zufällig Oscar Petersons Vertrag mit Mercury/Limelight aus. Das verschafft dem neuen Label die Möglichkeit, Peterson exklusiv als MPS-Künstler unter Vertrag zu nehmen, quasi als "Ehrengast". Die Unterschrift erfolgt im Anschluss an ein Aufnahme-Wochenende in Villingen.

Neben privaten Hauskonzerten im HGBS`s Wohnzimmer währen der letzten Märztage und am 1. April 1968 nahm Peterson (nach allem, was wir wissen) sein allererstes Soloalbum im früheren SABA-Tonstudio, jetzt MPS-Tonstudio auf. Das liegt in der Richthofenstrasse nicht weit entfernt von HGBS`s Villa.

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Aus Jazzin` The Black Forrest O.P. Trio & HGBS u. Sabamobil

HGBS zeigt voller Stolz Ray Brown, Oscar Peterson und Ed Thigpen das SABAMobil
Mit freundlicher Genehmigung des Autors Klaus-Gotthard Fischer
Aus dem Buch "Jazzin` The Black Forest"

Die Fortsetzung der SABA-Story nach 1968

Bevor wir uns ausführlich mit MPS, HGBS und Oscar Peterson beschäftigen, zunächst noch einige Bemerkungen zur weiteren Geschichte von SABA:

Nach dem Beteiligungs-Abkommen mit GTE und dem jetzt möglichen Einbau der Sylvania-Bildröhren ist die Qualität der TV-Geräte gut und die Umsätze steigen 1973 (dank des "Onkels aus Amerika”) auf eine halbe Milliarde DM. Zum Vergleich: 1962 hatte der Umsatz nur 118 Millionen DM betragen. Jetzt sind 6.000 Mitarbeiter in den Werken Villingen, Friedrichshafen, Leutkirch, Tienen (Belgien), Kölliken und Aarau (Schweiz) beschäftigt.

1974 ordern die Händler wegen des bevorstehenden Fussballspektakels der Weltmeisterschaft so viele Farb-TV-Geräte wie noch nie, doch kommt es nun bei den Sylvania-Bildröhren zu einer grossen Anzahl von Defekten. Die Bildröhren halten kaum einen Monat. Doch SABA verliert viel Zeit mit der Beweisführung, dass es an den Bildröhren und nicht an den Geräten liegt.

Sylvania, unter Leitung von Hermann Mössner - von Hermann Brunner-Schwer ursprünglich an GTE empfohlen - wiegelt ab. Erst nach langer Zeit des Forschens stellt man bei SABA eine Verunreinigung in den Bildröhren fest.

Dazu kommt eine persönliches Intrigenspiel. Hermann Mössner, Chef der belgischen Sylvania-Werke (die eigentlich für den Fehler der Bildröhren verantwortlich sind), spielt dieses Spiel am erfolgreichsten: Der SABA-Chef Hermann Brunner-Schwer wird verjagt und durch Hermann Mössner ersetzt. Unter dessen Regie werden allerdings die Verluste noch größer.

1980 trennt sich GTE von der Unterhaltungselektronik und verkauft diesen Teil samt SABA an den französischen Konzern Thomson-Brandt.

Nachdem Thomson auch Telefunken übernommen hat, lässt der Konzern dort produzieren. SABA gibt es danach nur noch als Marke und Vertriebsgesellschaft.

1988 stirbt Hermann Brunner-Schwer, der ehemalige Chef der SABA-Werke im Alter von nur 60 Jahren.

Zuletzt befand sich am Unternehmensstandort Villingen noch eine Entwicklungsabteilung. Das Unternehmen ging aber 2007 in Insolvenz.

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HGBS wird Chef des SABA-Plattenlabels

236. O.P. Saba Logo

In den vorherstehenden Kapiteln über SABA sowie Hermann und Hans Georg Brunner-Schwer (HGBS) haben wir berichtet, wie die Brunner-Schwer Brüder letztlich dann doch noch das Management der Firma SABA übernommen haben. HGBS wurde zum technischen Leiter berufen und zugleich zum Chef des neu gegründeten SABA-Labels, das Schallplatten und bespielte Bänder für das neue SABA-Mobil produzierte. Doch schon zuvor hatte sich HGBS intensiv mit den technischen Aspekten von Musikaufnahmen beschäftigt.

Er entwickelte seine eigene Sicht, seine eigenen Visionen bezüglich der neuen "Hi-Fi-Stereo"-Aufnahmen, die um 1957 auf den Markt kamen. Es war zugleich der Start der Vinyl-Schallplatte, die die alten zerbrechlichen 78-rpm-Scheiben ablöste. Letztere hatten bis dahin nur 3 Minuten Musik auf jeder Seite speichern können. Die neuen LPs brachten es nun auf 20 Minuten pro Seite und befreiten die Musikindustrie vom "3-Minuten-Standard", wenn auch im Pop-Bereich die "3-Minuten-Songs" selbst heute noch dominieren.

Die Entwicklung der Sterephonie

Zunächst verhielten sich die Plattenfirmen noch etwas zögerlich im Umgang mit LPs und "Stereo". In den ersten Jahren waren "Stereo-Aufnahmen" strikt in einen linken und einen rechten Kanal getrennt und die jeweiligen Instrumente wurden fest einem dieser beiden Kanäle zugeteilt.

Beispielsweise hörte man das Klavier und das Schlagzeug aus dem rechten und das Saxophon und den Bass aus dem linken Lautsprecher. Diese strikte Tontrennung kann man auch heute noch auf den frühen "Stereo-LPs" und auf CDs von Masterbändern hören. Oft war auf diesen ersten "Stereo"-Aufnahmen zu lesen: "STEREO, auch MONO abspielbar".

Natürlich hatten viele Musikfreunde noch gar keine neue Stereo-Anlage, ihr Plattenspieler war oftmals noch mit dem Radio verbunden, das nur einen einzigen Lautsprecher besaß. Das änderte sich langsam durch den Kauf neuer Anlagen, schließlich wollten immer mehr Menschen in den Genuss des Wunders einer "Stereo"-Aufnahme kommen.

Nach und nach entwickelte sich dann die Produktion stereophoner Musik, indem mehr als zwei Kanäle aufgenommen und mittels neuer Gerätschaften gemischt wurden.

Ein gutes Beispiel dieser Technik bietet die legendäre LP "Kind of Blue". Die Instrumente wurden mittels dreier Kanäle aufgenommen: Trompete und Bass auf dem mittleren, Piano und Tenor-Saxophon auf dem linken und Alt-Saxophon und Schlagzeug auf dem rechten Kanal. Später wurden dann die drei Kanäle gemischt und zu einer Zwei-Kanalaufnahme umgearbeitet. Dadurch hört man nun Trompete und Bass aus beiden Lautsprechern. Neben dieser Aufnahmeanordnung für "Stereo-LPs" wurde "Kind of Blue" zugleich auf anderen Maschinen als "Mono-LP" mitgeschnitten.

"Kind of Blue" wurde 1959 veröffentlicht, doch selbst zu dieser Zeit waren die Plattenfirmen noch unsicher, ob sich "Stereo" durchsetzen würde. Entsprechend war auf frühen "Stereo"-Pressungen immer noch vermerkt, dass die LP auch "Mono" abspielbar sei

Wege und Irrwege der Audioindustrie

Dass aber die "Nadeln" der alten Plattenspieler nach und nach den "Stereo"-Effekt ruinierten, wurde verschwiegen. Bemerkt wurde das von einigen bisherigen Mono-Musikfreunden allerdings erst, als sie eine Stereo-Anlage mit neuem Plattenspieler und stereotauglichen Abtastnadel kauften.

Nach und nach aber etablierte sich Stereo, wobei vor allem stereophone Radiosendungen der neuen Technik zum Durchbruch verholfen haben.

Als nun Stereo vom Kunden akzeptiert worden war kamen weitere Geräte hinzu und komplettierten den "Anlagen-Turm": Kassettendecks, Kassettenrecorder, nutzlose Equalizer - und selbst die alte Bandmaschine war noch angeschlossen.

Zu dieser Zeit wurde das Fernsehen eingeführt und das Farbfernsehen entwickelt. Aber es kamen auch VHS-Video, DAT-Rekorder, Laserdisk-Spieler und später Mini-Disk-Recorder hinzu, die - wie die Quadrophonie - nicht vom Markt aufgenommen wurden.
Erst um 1980 wird die CD (Compact Disc) eingeführt, zunächst als Tonträger, später dann auch als Video-Konserve in der Nachfolge der Laserdisk.

Der Toningenieur HGBS

Aber natürlich konnte HGBS zu Beginn der 60er-Jahre nicht ahnen, wie schnell sich diese Entwicklung vollziehen würde.

SABA wurde am 11.2.1958 als Plattenfirma etabliert. HGBS produzierte jede Art von Musik, von Pop bis Klassik, sein ureigenes Interesse galt aber dem Jazz-Piano.
Er entwickelte eigene Vorstellungen, wie Piano-Gruppen stereophon zu klingen hatten. Er wollte dem Musikfreund ermöglichen, auch zu Hause ein Jazz-Piano als reich und aufregend klingendes, quasi orchesterähnliches Instrument zu genießen.

161. O.P. HGBS Studio

HGBS hat lange darüber nachgedacht, wie er diese Vision verwirklichen könnte. Und er hat immer wieder experimentiert, um dem Hörer die gleiche Klangerfahrung zu vermitteln, wie sie auch der Pianist selbst oder der Konzertbesucher "in der ersten Reihe" erfährt.

Wie viele Mikrophone braucht man? Wie und wo müssen sie platziert werden?

Wie soll sich der Klavierklang in den Klang der anderen Instrumente einfügen?
Bereits seit den späten 50ern hatte HGBS eigenen Erfahrungen mit Aufnahmen deutscher Pianisten wie Horst Jankowski, Albert Mangelsdorf, Hans Koller und Wolfgang Dauner.

Hans Georg liebte Klänge, wie sie zu seiner eigenen ausgeprägten Persönlichkeit passten: voll und tief, also die ganze Klangskala von 10 bis zu 20.000 Herz. Allerdings gab es damals kein käufliches Eqipment, das solchen Ansprüchen genügte. Dennoch wollte HGBS seine Visionen unbedingt verwirklichen.

Da half es, dass die Nachkriegzeit gerade der Rundfunkindustrie eine große wirtschaftliche Entwicklung bescherte. Z.B. wurde das UKW-Radio eingeführt. Bereits 1949 werden in Deutchland 1,2 Millionen Rundfunkgeräte produziert. Von 1950 bis 1960 werden ingesamt über 36 Millionen Radiogeräte hergestellt. Die Rundfunkindustrie war zur klassischen Wachtumsbranche geworden.

Mehere Entwicklungen prägen die weitere Zukunft entscheidend:

  • Die Erfindung des Transistors und sein Einsatz in der Unterhaltungselektronik.
  • Die Einführung des (Farb) Fernsehens.
  • Die Entwicklung einfacher magnetische Tonaufzeichnungsverfahren.

HGBS im Interview

224. O.P. Jazzin`The Black Forest

Cover von Jazzin` The Black Forest

In welcher Weise HGBS nicht nur die Aufnahmeprobleme lösste, sodern auch Schallplatten produzierte, wie man sie so noch nie gehört hatte, erzählt er im Interview mit Dr. Klaus-Gotthard Fischer, veröffentlicht in "Jazzin’ The Black Forrest”, 1999
Crippled Library/Crippled Dick Hot Wax, Berlin
(ISBN 3-9805820-1-9).

Mit freundlichen Zustimmung von Dr. Fischer zitieren wir nachfolgend aus seinem Buch. Dabei haben wir aus Platzgründen den Text um technische Details gekürzt:

Dr. Fischer: "Was war das eigentlich Neue an der Studiotechnik in den SABA/MPS Studios um 1960?”

HGBS: "Die digitale Technik kam erst 20 Jahre später. Ich begann meine Aufnahmen mit einer verhältnismäßig einfachen Apparatur, so wie sie damals Ende der 50iger/Anfang der 60iger Jahre benutzt worden ist. Grundlage war die Stereofonie, die mich von Anfang an fasziniert hat. Also war mein Ziel, die von mir produzierten Aufnahmen in Stereofonie einzuspielen.

Was mir an den Aufnahmen dieser Zeit nicht so besonders gut gefallen hat, war der Klaviersound, der damals zum größten Teil noch in Mono war. Ich arbeitete damals an einer Aufnahmetechnik, die offensichtlich für Außenstehende neu war.

Mit Wolfgang Dauner, der damals noch völlig unbekannt war, arbeitete ich sehr intensiv und experimentierte, um das Klavier so zum Klingen zu bringen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Da ich selber Klavier spielte, versuchte ich den Klaviersound so zu gestalten, als wenn ich selbst am Flügel sitzen würde. Links die Bässe, in der Mitte die Mittellage und rechts oben der Diskant.

Ich versuchte also durch entsprechende Mikrofonpositionierung einen solchen Sound aufzuzeichnen. Ich positionierte dazu einen Mikrofongalgen mit Schiene, auf der drei Mikrofone - links, mittig und rechts - befestigt wurden, direkt im Klavier hinter den Dämpfern, also knapp hinter der Hämmern so, dass ich eine breite Stereobasis bekam.

Dabei entstanden zwei wesentliche Schwierigkeiten:Die damaligen Kondensatormikrofone konnten nicht zwischen Mikrofonkapsel und Mikrofonvorverstärker vorbedämpft werden, so dass bei hohem Schalldruck die Kapsel den Vorverstärker übersteuerte. Das führte zu scheußlichen Verzerrungen. Um aber diesen Umstand in den Griff zu kriegen, habe ich - entgegen der bis dahin üblichen Handhabung - die Mikrofone weiter von der Schallquelle zu entfernen und damit meinen Sound zu verlieren, eigenmächtig Eingriffe vollzogen. Nach Rückfrage bei den Mikrofonherstellern blieb mir nichts anderes übrig, als selbst im Eigenversuch eine elektrische Bedämpfung anzubringen".

Die Mikrophonposition

161. O.P. HGBS Studio

HGBS: "Die Mikrofone positionierte ich ganz niedrig und zwar praktisch direkt über den Saiten des Flügels in einer Entfernung von ca. 10-15 cm. Ich liess mich nicht abschrecken, eine Bedämpfung der drei Mikrofone so vorzunehmen, daß sie das Signal verzerrungsfrei verarbeiten konnten, allerdings mit dem Nachteil, daß bei sehr leisen Stellen das Rauschen des Mikrofonvorverstärkers höbar wurde.

Eine weitere Problematik besteht bekanntlicherweise darin, die Abstände zwichen den drei Mikrofone so zu wählen, daß es zu keinen Phasenverschiebung kommt. Im ungünstigsten Fall setzt sonst sogar eine Phasendrehung ein. Mithin gab es damals nur den Kompromiss, die Abstände zwischen den drei Mikrofonen so zu setzen, dass es zu keiner Phasendrehung oder Phasenverschiebung kam.”

Das Heimstudio

Oscar Peterson in Villingen

Oscar Peterson beim Hauskonzert
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

Die Idee eines komplett eingerichteten Studios inclusive eines voll ausgerüsteten professionellen Kontrollraumes in seinem Privathaus muß HGBS gekommen sein, als er Oscar Peterson und sein Trio zu Aufnahmen nach Villingen eingeladen hatte. Denn Oscar besaß zu dieser Zeit noch Exklusivverträge mit bestimmten Plattenfirmen.

Als Norman Granz 1960 Verve an MGM verkaufte (wahrscheinlich wurde der endgültige Vertrag 1961 unterschrieben), blieb er Oscars Manager, hatte aber keinen ausschließlichen Einfluss mehr auf dessen Aufnahmetätigkeit.

Vertragliche Bindungen

So war Oscar noch an Verve gebunden, als er 1963 seine ersten Hauskonzerte in Villingen gab. Erst 1964, also ein Jahr später unterzeichnete er einen neuen Vertrag mit Mercury. Von diesem Zeitpunkt an wurden seine neuen Aufnahmen unter dem Label "Limelight” veröffentlicht, einem Mercury- Tochterunternehmen.

Der neue Vertrag aber verbot Oscar Peterson nicht nur, Aufnahmen für andere Plattengesellschaften zu machen, sondern auch, überhaupt auswärtige Plattenstudios zu betreten.

Peterson vertraute auch nach all diesen Entwicklungen weiterhin Norman Granz, wie er es bis dahin immer getan hatte. Als HGBS also Oscar einlud, in seinem Wohnhaus zu spielen, mußte er sich mit Granz ins Benehmen setzen. Und der bemerkte als erstes: "Gut, aber das erfordert eine volle Konzertgage”.

Konzept der "Hauskonzerte"

Zu dieser Zeit spielte Oscar Peterson bereits in der Klasse der höchstbezahlten Jazzmusiker, wie etwa auch Ella Fitzgerald, Miles Davis, Stan Getz and manch andere.
Norman Ganz willigte ein in ein Peterson-Konzert inclusive Mitschnitt in Villingen. HGBS musste aber vertraglich zustimmen, dass diese Aufnahmen niemals veröffentlicht werden und nur zu seinem eigenen Vergnügen von ihm selbst zu Hause angehört werden durften.

235. O.P. mit HGBS u. Herb Ellis

Herb Ellis und Oscar Peterson beim Hauskonzert
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

Zudem mußte das Hauskonzert terminlich mit Oscars Europa-Tour abgestimmt werden. Die bei den alljährlichen Europa-Touren der kleinen Stadt Villingen geografisch am nächsten liegende Konzertveranstaltung fand jeweils in Zürich statt.

Granz bat die Agentur Lippmann + Rau, die Oscars Deutschlandkonzerte managte, das Hauskonzert in die Tour einzuarbeiten. Letztlich hat dann Fritz Rau auch alle weiteren Konzerte in Villigen geplant und abgewickelt.

Fritz Rau hat mir freundlicherweise - unter anderem - extra für diesen Artikel Indsider-Infos über die Konzerte in Villingen gegeben.

Obschon SABA ein exzellentes Aufnahmestudio in unmittelbarer Nähe HGBS`s Privatwohnung besaß (in der Richthofenstraße), konnte das wegen der geltenden Vertragsbedingungen nicht genutzt werden. Also kam Brunner-Schwer auf die Idee dieser "Hauskonzerte” vor ca. 30 handverlesenen Gästen. Und gleichzeitig plante er Bandaufnahmen dieser Events.

Der Kontrollraum unter dem Dach

116. HGBS

HGBS am Mischpult
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

Sein Wohnzimmer (nach Oscar Peterson so groß wie eine Hotellounge) wurde zum Studio. Dort stand der Flügel mit dem Mikrophon-Aufbau. Der Kontrollraum mit dem ganzen technischen Equipment dagegen befand sich im dritten Obergeschoss unter dem Dach.

HGBS war, wie Sie längst bemerkt haben, ein Perfektionist. Zum einen hatte er seine eigene Methode entwickelt, das Klavier aufzunehmen, zum anderen war sein Kontrollraum nach allerneuestem technischen Standard ausgerüstet.

Das wichtigste Teil in seinem Kontrollraum war das große Mischpult. Zudem verfügte er als Aufnahmegerät über die neueste 24-Kanal Aufnahmemaschine von Ampex.
Wie er all` dieses technische Equipment in das 3. Obergeschoß verbracht hat, ist eine Geschichte für sich. Insbesondere die 1 Million DM teure Multikanal-Aufnahmemaschine konnte wegen ihrer enormen Größe weder über die Treppen, noch durch eines der Fenster bugsiert werden. Letztlich mußte ein Teil der Außenwand im 3. Obergeschoss entfernt werden, um die Maschine mittels eines hohen Kranes an ihr Ziel zu bringen.

HGBS: ”Lange Zeit gab es in Deutschland keine Multikanal-Aufnahmegeräte und schon gar nicht solche, die 16 Kanäle hätten aufnehmen und mischen können. So konnte ich mich glücklich schätzen, einige Jahre zuvor bereits eine solche Ampex-Maschine erworben zu haben. Als ich später die "Singers Unlimited” aufnahm, diskutierte ich die Angelegenheit neu mit deren Leiter, Gene Puerling, der auch die Arrangements schrieb. Wir kamen zum Schluss, dass wir wirklich mindestens 16 Kanäle brauchten. Also war ich mit meiner 24-Kanal-Maschine gut gerüstet.

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238. O.P. am Bödendorfer

Foto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Bösendorfer

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Die Flügel

Ein anderer wichtiger Faktor bei der Aufnahme des Peterson-Trios war die Wahl des Flügels.

HGBS: "Die ersten Aufhahmen 1963 entstanden mit einem Sauter 220 Flügel. Schon ein Jahr später (1964) wechselte ich das Instrument und produzierte auf einem Steinway 220. Diese Entscheidung war geschuldet dem damals zur Verfügung stehenden kleinen Wohnraum, wo ein größeres Instrument nicht hätte untergebracht werden können.

Erst als ich einen studioartigen Bungalow angebaut hatte, war es möglich, den großen Steinway 270 (D-Flügel) aufzustellen. Im MPS-Studio stand zuerst ein verhältnismäßig kleiner Steinway 180, dann ziemlich lange ein 220-er und Ende der 70er Jahre kam ein Bösendorfer Imperial (Grand).

Dieser große Bösendorfer hat ein gewaltiges Gewicht und wegen seiner eminenten Größe mußte sogar das Treppenhaus teilweise ausgebaut werden, um ihn in das Studio zu bringen. Aber es hat sich gelohnt.

Natürlich spielt die Wahl der Intrumente bei jeder Produktion eine große Rolle. Ein kleines Beispiel an Hand der Aufnahmen mit Oscar Peterson:

Die erste Solo-Platte mit dem Titel "My Favorite Instrument” wurde auf dem 220er Steinway gemacht. Die zweite Solo-Platte mit dem Titel "Tracks” dann auf dem 270er Steinway (D-Flügel) (Hamburg). Der 270er bietet eine ungeheure Klangweiterung in den Tiefen. Diesen Unterschied kann man beim Vergleich beider Aufnahmen deutlich hören".

Die Gründung von MPS (= Musik Produktion Schwarzwald)

225. O.P. MPS Logo

MPS Logo

1968 fielen mehrere Ereignisse zusammen. Im Januar verkaufte die amerikanische GTE-Company heimlich 85% der SABA-Anteile (vgl. die "SABA-Story” oben). Hermann Brunner-Schwer blieb bei SABA, aber seine Mutter und Hans Georg verkauften beide ihre Anteile. Weil GTE kein Interesse am Musik-Verlag hatte, ergab sich für HGBS die Chance, sein Hobby zu seinem Beruf zu machen: Am 1.April 1968 gründete er eine neue Plattenfirma mit dem Namen M.P.S. (= Musik Produktion Schwarzwald).

Der Vertrag mit MPS

In 1968 lief auch Oscar Petersons Vertrag mit Mercury aus und Oscar besprach das weitere Vorgehen mit seinem Manager Norman Granz. Granz hatte 1960 einen Vertrag mit MGM unterzeichnet, der ihm Plattenaufnahmen bis zum Jahr 1972 untersagte. So konnte er auch erst 1973 seine neue Plattenfirma "Pablo” gründen.

Oscar Peterson hätte durch diese vertraglichen Regelungen 4–5 Jahre lang keine Aufnahmen unter der Ägide von Norman Granz machen können. Vor diesem Hintergrund willigte Granz ein, einige der Stücke herauszugeben, die von 1963 an in Villingen aufgenommen worden waren und von denen Oscar so geschwärmt hatte.

Man beschloss, 4 Platten zu veröffentlichen, alle unter der übergeordneten Bezeichnung "Exclusively For My Friends”. Zur großen Freude Brunner-Schwers unterzeichnete Oscar noch am Tage der Firmengründung einen Vertrag mit MPS.

Exclusively For My Friends

226. O.P. in Villingen

Sam Jones und Oscar Peterson beim Hauskonzert
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

An diesem Wochenende war Oscar Hans Georgs Ehrengast. Während der letzten Märztage wurden noch Aufnahmen im Rahmen eines privaten Hauskonzertes mitgeschnitten, aber gleich am 1.4.68 betrat Oscar Peterson erstmalig das MPS-Studio, um ganz ohne Publikum sein allererstes Solo-Album "My Favorite Instrument” einzuspielen.

Auch wurde beschlossen, dass Oscar Peterson und HGBS allein entscheiden würden, welche Stücke auf den ersten vier Platten der "Exclusively for my friends”-Serie veröffentlicht werden sollten: "Action”, "Girl Talk”, "The Way I really Play” und "My Favorite Instrument”.

Diese 4 neuen Alben wurden angekündigt und beworben zum Ende des Jahres 1968 und erschienen – eines nach dem anderen – von 1968 bis 1969. Sie waren sowohl künstlerisch, als auch kommerziell ein riesiger Erfolg. Zunächst wurden von jeder Platte 100.000 Stück aufgelegt. Einige der Veröffentlichungen erhielten Musikpreise und bald mußte wegen der hohen Nachfrage nachproduziert werden. Auch wurde beschlossen, zwei weitere Platten herauszugeben: "Mellow Mood” und "Travelin` On”.

Oscar Peterson als exklusiver MPS-Künstler

auf dem Weinberg

Mit HGB auf dem Weinberg
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

Ab 1968 war Oscar Peterson nun also offizieller Künstler der Plattenfirma MPS und durfte ab sofort beide Studios benutzen: Das private "Hausstudio” von HGBS und/oder auch das MPS-Sudio. In letzterem stand ab Ende der 70er Jahre der große Bösendorfer Imperial Grand. Das erfolgreiche Konzept der Hauskonzerte wurde dadurch nicht abrupt beendet. Nur konnten die Platten-Einspielungen jetzt halt an beiden Orten stattfinden.

Bezüglich der auszuwählenden Stücke für die "Exclusively For My Friends”-Serie waren Oscar und HGBS dennoch nicht völlig frei. Es war (und ist) ein ungeschriebenes Gesetz des Platten-Business, dass ein Künstler nach Wechsel seiner Plattenfirma keine Aufnahmen herausgibt, die er in den letzten 5 Jahren zuvor für sein bisheriges Label veröffentlicht hat.

Ein Beispiel: Oscar hatte das Stück "Moanin`” für "Eloquence”, seine allerletzte Veröffentlichung auf Mercury/Limelight eingespielt und konnte deshalb diesen Titel zunächst nicht für die "Exclusively For My Friends”-Serie verwenden. Erst viele Jahre später, als die "Lost Tapes” als siebter Teil der vorgenannten Serie veröffentlicht wurden, konnte "Moanin” eingeschlossen werden.

Ist das alles, was von HGBS aufgenommen wurde?

Wie wir wissen, begann Oscar sehr bald, neue hervorragende Alben für MPS einzuspielen, wie z.B. sein zweites Soloalbum "Tracks”. Und das zu einer Zeit, als er immer noch nicht öffentlich als Solokünstler auftrat. Solokonzerte gab er erst ab 1972, siehe unser Kapitel "Oscar Peterson Solo”.

Und dennoch fragen mich viele "Petersonians” immer wieder, ob da nicht doch noch Nachveröffentlichungen zu erwarten sind aus dem Fundus, den Oscar und HGBS seinerzeit nahezu im Verborgenen eingespielt und erst später im Rahmen der jetzt legendären "Exclusively For My Friends”-Serie veröffentlicht haben.

Matthias Brunner-Schwer, HGBS`s Sohn und Nachlassverwalter hat erst kürzlich während eines Kanadabesuches zu Ehren des Peterson-Gesamtwerkes mitgeteilt, dass noch etwa 90 Minuten unveröffentlichter großer Musik der damaligen Zeit in seinen Archiven "schlummern”. Siehe Artikel "Oscar Peterson: Germans and Canadians celebrate music that transdends boundaries”.

Matthias Brunner-Schwer hat angekündigt, mit Oscars Witwe Kelly Peterson über eine Veröffentlichung dieser großartigen Musik zu sprechen. Man kann nur hoffen, dass dies bald geschieht.

237. O.P. mit HGBS

Oscar Peterson und HGBS bei der Arbeit
mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

Denn schließlich gehört die Musik, die von 1963 an von Oscar und HGBS eingespielt wurde, ganz sicher zu den absoluten Jazz-Klassikern, also zu den "All Time Jazz Classics", wie wir diese bleibenden Highlights auch nennen. Und zudem ist die "Exclusively For My Friends”-Serie das vielleicht wichtigste Vermächtnis beider - und das für heute und für alle Ewigkeit.

Die Entdeckung des Bösendorfer

Oscars Favorit unter den großen Flügeln war viele Jahre lang der "Hamburg Steinway 270 Grand”. Bis zu dem Tag in den 70ern, als er während eines Wien-Konzertes den "Bösendorfer Imperial” spielen konnte.

Oscar Peterson: "Ich war von dieser `Dame` wirklich überwältigt. Ich spielte mindestens vier Zugaben, so verliebt war ich in das Instrument. Zu dieser Zeit war Niels mein Bassist, der – wie auch Ray Brown – selbst ein guter Pianist war. Sein Kommentar: `Warum nur stellen die hier einen solch exzellenten Flügel hin? Dafür werden wir jetzt zahlen müssen, denn Du wirst niemals wieder auf einem anderen Klavier spielen`. Ich wünschte wirklich, das Konzert wäre aufgezeichnet worden. Denn in dieser Nacht war alles anders.

Alles, was wir spielten, klang frisch und völlig neu, der Flügel hatte mich ganz offensichtlich inspiriert. Nach dem Konzert habe ich gewartet, bis die Besucher gegangen waren. Dann bin ich zurück auf die Bühne gehuscht zu diesem Klavier mit der so unfassbaren Tonqualität.

Was ich aber nicht wußte: Ein Repräsentant der Firma Bösendorfer hatte sich im Publikum befunden und rief mich am nächsten Tag an. Er fragte mich, ob mir der von ihnen für das Konzert bereitgestellte Flügel gefallen habe. Und dann hat er mich auch noch zu einem Besuch bei Bösendorfer eingeladen, falls ich wieder einmal in Wien wäre.

Da wir aber gerade einen dieser seltenen freien Momente in unserem Spielplan hatten, nahm ich die Einladung noch für den gleichen Tag an. Zusammen mit Niels wurde ich am Hotel abgeholt und zu einem alten Kloster im Herzen der Stadt kutschiert. Man führte uns durch den gesamten Fertigungsprozess. Schließlich kamen wir im Ausstellungsraum an. Unfassbar! Vor uns standen 20 "Grands” wie edle Lipizaner.

Man bat uns, diese unglaublichen Instrumente zu probieren, um unser/mein Lieblingsinstrument herauszufinden. Wir waren nicht überrascht, dass jedes Instrument seinen eigenen ganz wunderbaren Klang entwickelte. Hatten wir doch beim Fabrikrundgang gesehen, mit welcher Liebe, Hingabe und peinlicher Genauigkeit die Handwerker am Werke waren.

Wähernd dieses Ausprobierens kam Niels zu mir und flüsterte mir ins Ohr: `Sie sind alle grandios, aber weiter hinten in der Reihe steht eine wirkliche Schönheit`. Ich bat ihn, nicht zu sagen, welches Instrument er meinte und fuhr mit meinen eigenen höchst vergnüglichen Proben fort.

121. Briefmarke O.P.

Oesterreichische Briefmarke

Dann kam ich zu einem Klavier, das mich in einer Weise ansprach, wie ich es zuvor noch nie erfahren hatte. Es schien mir, als wenn der Klang durch meine Finger und Arme direkt in mein Herz drang. Das ist mein Instrument, rief ich aufgeregt. Und natürlich war es genau diese Göttin, die auch Niels für sich entdeckt hatte.

Die Gentlemen bei Bösendorfer baten mich, dennoch meine Proben fortzusetzen. Das tat ich dann auch, aber ich kehrte immer wieder zu diesem einen Instrument zurück.
Die Leute bei Bösendorfer wandten sich lächelnd an mich: `Wir sind wirklich hocherfreut. Sie haben genau das Instrument erwählt, das über eine spezielle und völlig neue Technologie verfügt`.

Natürlich war ich damals weniger an den technischen Details interessiert, vielmehr wollte ich dieses Instrument unbedingt selbst besitzen. Aber es wurde mir schon bewusst, dass dieser "Grand” über einen Umfang von 2 x 4 Oktaven, also 8 Oktaven und 97 Tasten verfügte.

Wie ich Dir, lieber Arnold, schon früher erzählt habe, spiele ich neben Ellington immer wieder auch Bach, wenn ich zu Hause bin. Deshalb hat es mich interessiert, dass dieser "Bösendorfer Imperial” als einziges Klavier weltweit in der Lage war, Bachs Orgelwerke wiederzugeben, die für einen Tonumfang von 8 Oktaven geschrieben wurden.

Ich spielte immer und immer wieder auf diesem Instrument und wurde mehr und mehr erfasst vom Zauber dieses kristallklaren Klangbildes. Schließlich wandte ich mich zu die Vertreter der Firma Bösendorfer und gestand:` I love this one!`

Wie Du weißt, Arnold, war es wohl eine Fügung, dass ich dieses wundervolle Instrument genau zu dieser Zeit entdeckte. Hatte ich doch gerade im Jahre 1972 begonnen, öffentliche Solokonzerte zu geben. Ich hatte ja schon zwei Studio-Solokonzerte mit HGBS in Villingen eingespielt, aber dieses Klavier schien mir wie geschaffen für Solokonzerte vor großem Publikum.

Mich plagte nur eine kleine Sorge: HGBS hatte gerade vor wenigen Jahren zu meinen Ehren einen brandneuen Hamburg Steinway 270 angeschafft, und nun mußte ich ihm gestehen, dass ich mich in dieses andere Geschöpf neu verliebt hatte. Aber gut, das war mir ja auch schon früher in meinem Leben passiert.
[homerisches Lachen, immer und immer wieder ...]

Um aber wieder auf meine Story zurückzukommen: Das war wirklich das allerwunderbarste Instrument, das ich je in meinem Leben gespielt hatte. Und natürlich wollte ich es besitzen. Schließlich konnten wir nach abschließenden Proben und Feinabstimmungen einen Transport in mein Haus in Missisauga arrangieren.”

Der Bösendorfer als Konzert-Piano

AvK: ”War das der Zeitpunkt, als Du anfingst, für Deine öffentlichen Konzerte um einen Bösendorfer auf der Bühne zu bitten? Ich kenne ja Deine Bedingungen, weil ich Mitglied des Organisationskommittes für Dein Amsterdam-Konzert in den späten 80ern war. Wir waren damals ganz schön überrascht wegen Deiner diesbezüglichen Forderungen und zudem über Deine Nachfrage nach der besten Amsterdamer Hotel-Suite [O.P.: Gelächter], vor allem aber hat uns die von Dir geforderte Gage verblüfft.” [O.P.: Donnerndes Lachen]

O.P.: "Ja, genau zu dieser Zeit fing ich an, behutsam [Lachen] nach einem Bösendorfer auf der Bühne zu fragen [erneutes Lachen]. Um aber noch einmal auf die Geschichte zurückzukommen: Ich erinnere mich noch lebhaft, wie diese Göttin bei mir zu Hause ankam und in meinem unteren Musikzimmer installiert und gestimmt wurde. Ich verbrachte Stunde um Stunde mit ihr an diesem Tag und an den nächsten Tagen und beschloss, für einige Freunde eine kleine Willkommensparty zu geben zu Ehren dieser neuen kanadischen Bürgerin.

Anlässlich dieser Gelegenheit spielte ich einige Standards und Balladen. Meine Freunde waren sichtlich bewegt und einigen standen die Tränen in den Augen”.

Es hat nicht lange gedauert, bis ein weiterer Bösendorfer Imperial (Grand) im MPS-Studio in Villingen installiert wurde und Oscar und HGBS begonnen haben, Aufnahmen mit diesem wunderbaren Instrument einzuspielen.

Eine lustige Begebenheit mit dem Bösendorfer

238. O.P. Grand

Foto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Bösendorfer

O.P.: "Du weißt ja, wie mich diese Story von der Entdeckung des Bösendorfer an eine lustige Begebenheit mit [Count] Basie erinnert. Ich glaube, es war während des großen Montreux Jazz Festival 1975. Die ersten Bösendorfer mit zusätzlichen Basstasten besaßen eine Art Kappe, die man schließen konnte, falls man die zusätzlichen Tasten nicht verwenden wollte. Heute sind diese Tasten scharz markiert, aber damals gab es diese Kappe.

Während des Festivals mit all` diesen großen Stars des Pablo-Labels hatte ich ein Solo-Set direkt vor der Basie Band. Zum Schluss meines Auftrittes war ich von der Reaktion des Publikum derart überwältigt [das Konzert ist heute auf DVD erhältlich], dass ich ganz vergaß, die Kappe zu schließen.

Und was passierte? [Oscar grinst] Nun, das Orchester stellte sich auf und Basie richtete den Klavierhocker neu ein, der Count ist ja etwas kleiner als ich. [Lachen, schließlich ist Count Basie ganz erheblich kleiner als Oscar] Also, das Orchester begann zu spielen und Basie versuchte, seine üblichen Tricks mit den eingeworfenen einzelnen Klaviertönen. Aber all` diese Töne klangen völlig falsch. [Lachen]
Basie kannte solche tastenerweiterte Flügel noch nicht und hatte beim Einstellen seines Hockers diesen in die Mitte der Klaviatur positioniert. Und er war baff über das, was dann passierte.

Aber wie wir durch unsere musikalische Erfahrung gelernt haben: The show must go on! Das Orchester spielte den nächsten Chorus und dann war erneut Basie an der Reihe. Und wieder: falsche Töne. [Gelächter]

Niels und ich standen lachend in den Kulissen, genau wissend, was Basie diese Probleme beschert hatte. Der aber betrachtete ungläubig und voller Zweifel sein Klavier und versuchte vergeblich, das Rätsel der falschen Töne zu lösen. Er gab dann seinem Orchester ein Zeichen, fortzufahren, berührte das Klavier aber nicht mehr.

Während das Publikum applaudierte, gelang es mir, Basie`s tollen Gitaristen Freddie Green zu informieren. Der stand dann kurz auf und schloss die Kappe über den Extranoten. Natürlich hatte uns Basie in den Kulissen feixen sehen und fuchtelte nun mit seiner Faust sanft lächelnd zu uns herüber. Er positionierte seinen Hocker neu und spielte nun ein wunderbar makelloses Set.

Ich war allgemein, wie auch Ray, für ähnliche musikalische Streiche bekannt und hatte nach diesem Set schwierige Zeiten im Zusammenspiel mit Basie, obwohl sich der Vorfall ohne Absicht ereignet hatte und ich eigentlich schuldlos war". [Lachen]

Das Ende von MPS

234. O.P. am Bass

Oscar Peterson und HGBS haben Spaß
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

Oscars Vertrag mit MPS endete 1972. Sein letzes Album auf dem MPS-Label war "Great Connection”, zugleich seine erste Einspielung zusammen mit den dänischen "Basswunder” Niels-Henning Orsted Pedersen. Er vermittelte aber HGBS zuvor noch seinen "Nachfolger” bei MPS: Monty Alexander.

Klicken Sie eimal auf das vorstehende Foto. Sie werden sehen, wieviel Spaß HGBS und Oscar zusammen hatten. Oscar Peterson am Bass! Das ist nicht gerade alltäglich.

223. O.P. + HGBS

Oscar Peterson und HGBS beim Rehearsal
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

HGBS nahm in den Folgejahren noch zahlreiche weitere Platten mit anderen großen Pianisten auf, aber der "Zauber” war irgendwie dahin. Der Zauber dieser Jahre, als Oscar Peterson und HGBS nahezu im Verborgenen diese "Hauskonzerte” in Villingen aufnahmen. Der Zauber ihrer wachsenden Freundschaft und gegenseitigen Bewunderung. Und das, obwohl HGBS kaum Englisch sprach und Oscars Deutsch sogar noch schlechter war.

Rückblickend war Oscar ganz ohne Zweifel HGBS`s Lieblings-Pianist und umgekehrt wurde HGBS schnell Oscars bevorzugter Aufnahme-Ingenieur. Zum Zauber dieser Jahre sehen Sie nur in die Gesichter der Beiden auf dem obigen Foto.

223. O.P. + HGBS

Oscar Peterson und HGBS
Foto mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fischer
aus dem Buch Jazzin` The Black Forest

Aber wie gesagt, der Zauber war dahin: HGBS`s aufregendes Ziel, einen natürlichen Klavierklang zu produzieren. Die Erfüllung seiner Träume, Oscar Peterson zu produzieren und gut Freund mit ihm zu werden. Schauen Sie nur in die Gesichter von HGBS und Oscar Peterson auf dem vorstehenden Foto!

Was aber auch immer die wirklichen Gründe waren, jedenfalls verkaufte HGBS 1983 die Rechte seines MPS-Labels an Philips/Phonogram und heute werden Oscars Aufnahmen der MPS-Jahre von Universal Berlin vermarktet.

Der Tod von HGBS

An einem Abend des Jahres 2004 wurde HGBS bei einem Spaziergang nicht weit entfernt seines Hauses von einem durch Villingen rasenden Auto erfasst und getötet.

Das MPS-Studio, heute "HGBS-Studio” wurde zum Kulturdenkmal erklärt. Und seit 2009 werden dort auch wieder Musikaufnahmen produziert.

Mein Fazit: die Aufnahmen der "Exclusively For My Friends”-Serie gehören unzweifelhaft zu den "All Time Jazz Classics” und werden ganz sicher für immer und ewig bleiben, was sie auch schon heute sind: ein Monument zweier Giganten: Oscar Peterson und Hans Georg Brunner-Schwer.

© Arnold van Kampen, 2012

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443. O.P. announcing 2

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Einführung in Oscar Peterson`s Serie
"Exclusively For My Friends"

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