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"ESSENTIALS" OF OSCAR PETERSON
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(compiled by Arnold van Kampen, © 2011)
Hier präsentiere ich eine "selektierte" Peterson Diskographie. Denn seit ich vor ca. 30 Jahren mit der Erstellung einer "kompletten” Peterson-Diskographie begann, ist die mir am häufigsten gestellte Frage:
"Wie viele Aufnahmen gibt es eigentlich von Oscar Peterson? Und was sind seine allerbesten Titel?" So einfach auch diese Fragen erscheinen mögen, so schwer ist die Antwort!
Vorbemerkungen: Was gehört in eine Diskographie und was nicht?
Die Klärung genau dieser Frage hat natürlich auch fundamentale Bedeutung für die Aufstellung einer Liste der "Essentials".
Eine Diskographie ist chronologisch aufgebaut. Und obwohl Oscars wirklich erste offizielle Aufnahmen für das kanadische R.C.A-Label in 1945 begannen, startet meine Diskographie im Jahre 1944 mit einer Aufnahme namens "Jazz and hot dance in Canada, 1916 – 1949, Volume 14". Denn darauf finden sich zwei alte Radioaufführungen des jungen Oscar aus 1944, veröffentlicht auf dem Harlequin-Label (HQ-2023).
Das Kriterium für den Einschluss in eine "offizielle" Diskographie liegt in der Antwort auf folgende Frage: Wurde diese Platte, CD, Laserdisc, Videoaufnahme, DVD etc. jemals öffentlich verkauft oder eben nicht?
Denn alle Aufnahmen, die niemals im öffentlichen Handel erhältlich waren, also CDs und andere Medien, die nicht in Plattenläden verkauft wurden, sollten nicht in eine "offizielle" Diskographie aufgenommen werden.
Damit müssen auch alle "hausgemachten" Aufnahmen aus Radio- und
Fernsehsendungen oder bei Konzerten (heimlich) erstellte Mitschnitte
außen vor bleiben.
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Links das Cover von "The Will To Swing", einem wunderbaren
legalen 2CD-Set, zusammengestellt durch den Autor Gene
Lees im Zuge seiner gleichnamigen Peterson-Biografie. Die Doppel-CD
umfasst die Jahre 1949 bis 1971. Eine richtig gute Compilation für
Peterson-Novizen!
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Die oben dargestellten "Gesetze" eröffneten sich mir sehr bald, nachdem ich in die Welt der Diskographien eingetreten war. Und ich erkannte, daß viele Versuche, eine Diskographie zu erstellen, deshalb scheitern, weil die Autoren alles hineinpacken, was sie besitzen.
Auf der anderen Seite gibt es illegale Mitschnitte von Radio- und Fernsehauftritten, die als "pseudolegale" CDs und DVDs in den Handel kommen. Die machen dann zwar einen legalen Eindruck, werden aber von obskuren Firmen mit Fantasienamen vertrieben.
Diese Aufnahmen sind strenggenommen "illegal" und werden als
"Bootlegs" bezeichnet (benannt nach den in Stiefelschäften
geschmuggelten illegalen Alkoholika während der 30iger Jahre in den
USA).
Nach meinem Wissen sind Künstler wegen solcher Bootlegs oftmals
verärgert, sehen die dahinter stehenden Macher darin doch vor allem ein
Geschäft, veröffentlichen diese CDs oder DVDs aber, ohne an die
mitwirkenden Künstler auch nur einen Penny abzuführen.
Da ja das "Copyright" der Bootlegs den betreffenden Künstlern zukommt, müssten sie eigentlich einen Teil der erzielten Einnahmen erhalten. Deshalb ist ihnen zuzustimmen, wenn sie dieses Vorgehen bestimmter Firmen als "Diebstahl" oder "Raub" bezeichnen.
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Hier links stehend eine weitere wunderbare legale
Compilation:
Die in Japan herausgegebene Sammlung "Please Mr. Peterson" mit
Aufnahmen aus den Jahren 1959 bis 1975 für Verve, MPS uns Pablo.
Siehe die Bemerkungen zum Schluß dieser Seite.
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Während der Jahre der Erstellung meiner Oscar Peterson Diskographie entdeckte ich, dass eine große Zahl der im Handel befindlichen CDs und sogar DVDs in diesem Sinne eigentlich "illegal" sind. Mithin ist es für den Diskographen extrem schwierig, eine Grenzlinie zu ziehen: Was ist noch legal und was ist schon illegal?
Denn einerseits kann eine tatsächlich "offizielle" CD oder DVD recht "hausgemacht" wirken, währen andererseits Bootlegs einen "legalen" Eindruck machen können auf Grund authentisch wirkender künstlerisch-graphischer Gestaltung sowie gut geschriebenen Begleitexte. Solche LPs oder CDs können wirklich richtig professionell aussehen (was ich beurteilen kann, da ich - wie Sie vielleicht schon wissen - über 40 Jahre lang im Anzeigen- und Marketing-Geschäft tätig war).
Diese "Bootlegger" sind gerissen, sie fälschen die Aufnahmedaten, den Aufnahmeort und manchmal sogar die Namen der Künstler.
Um Steuern zu sparen, haben Firmen, die solche CDs oder DVDs verkaufen, exotische Namen und geben als Adresse einen Briefkasten in Andorra an (oder einem anderen steuerfreundlichen Ort).
Klar ist: Wenn eine CD "billig gemacht" ausschaut und zu Schleuderpreisen verkauft wird, kann man fast immer vermuten, dass sie ein "Bootleg" ist. Und ganz sicher kann man dann sein, wenn zudem der Vertrieb in Andorra oder einer anderen Steueroase residiert.
Aber was soll nun der Diskograph tun? Soll er solch eine CD aus seiner Diskographie ausschließen?
Natürlich sind es vor allem Einzelhandelsgeschäfte (meist in Gestalt großer Läden oder Warenhausketten), die solche CDs verkaufen, an diesem Geschäft verdienen und damit auch die "Bootlegger" finanzieren. Womit diese CDs dann aber eben auch "öffentlich" erhältlich sind.
Und genau da ziehen die meisten Diskographen die Grenzlinie: War die CD oder DVD öffentlich in Plattenläden erhältlich, oder nicht?
Eine andere Zeiterscheinung stellen die wirklichen Musikliebhaber dar, die Aufnahmen sammeln und tauschen. Von denen werden nämlich immer wieder Radio- und Fernsehkonzerte mitgeschnitten. Sie sehen nichts Schlimmes darin, solche Aufnahmen zu ihrem eigenen Vergnügen zu fertigen. Und wenn sie von Freunden nach einer Kopie gefragt werden, ist es ja ganz einfach, ein Duplikat am Computer zu erstellen. Einige dieser Sammler bieten ihre Mitschnitte im Internet an, in der Hoffnung, Gleichgesinnte zu finden und mit deren Hilfe auf dem Tauschweg andere seltene Konzertaufnahmen erwerben zu können.
Nun aber nach diesen Vorbemerkungen zurück zu der Frage: "Wie viele Aufnahmen von Oscar gibt es wirklich?"
Ich kann Ihnen dazu sagen, dass meine Diskographie zur Zeit über 600 Aufnahme-Sessions umfasst.
Natürlich ist es nur schwer abschätzbar, wie viele Tonträger Musikverlage tatsächlich aus einer einzelnen Aufnahme-Session heraus veröffentlicht haben. Aber eine geschätzte Anzahl von gut 500 LPs, CDs etc. dürfte der Wahrheit sehr nahe kommen.
Diese Zahl schließt all`die Sessions mit ein, bei denen Oscar Peterson mitgewirkt hat, also auch jene Aufnahmen, die er mit anderen Jazz-Größen zusammen eingespielt hat.
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Die 50 besten CDs und DVDs
Ich habe aus meiner Diskographie 50 "Essentials" ausgewählt, und zwar CDs und DVDs, die zusammengenommen Oscars ganze Karriere chronologisch in Gestalt seiner allerbesten Aufnahmen abdecken.
Ich schließe bewußt auch seine allerbesten DVDs mit ein, da diese leider nur allzu oft übersehen werden. Zumal es Stücke gibt, die außer auf einer DVD nie veröffentlicht wurden, wie z.B. die gesamte Easter Suite!
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In einem geplanten noch folgenden Kapitel "Oscar`s musikalische Karriere im Spiegel seiner CDs und DVDs" werde ich die Auswahl meiner "Essentials" erklären und die allerbesten samt meiner Kaufempfehlungen besprechen.
Selbstverständlich ist das meine ganz eigene Wahl, und eine ziemlich
persönliche dazu.
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Die 50 besten CDs und DVDs:
01. This is Oscar Peterson, (2-CD), (RCA), (The beginnings in Canada)
02. Debut: The Clef/Mercury Duo Recordings 1949-1951, (Verve), (3-CD)
03. The Oscar Peterson Trio, (CODA), (4-CD), (Brown/Ellis, 1951-1958)
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04. At the Stratford Shakespearean Festival, (Verve)
05. At the Concertgebouw, (Verve)
06. Tenderly, (JustinTime)

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07. Vancouver 1958, (JustinTime)
08. At Zardi’s, (Pablo), (2-CD)
09. On The Town, (Verve)
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10. En Concert avec Europe 1, (Trema), (6-CD), (various groups)
11. The London House Sessions, (Verve), (5-CD), (Brown/Thigpen, 1959-1965)
12. The Jazz Soul, (Verve)
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Die London House Sessions (11.) wurden während des Sommers 1961 im Jazzclub "London House" (Chicago) aufgenommen. Aus dem Material wurden die folgenden 4 Original-LPs herausgegeben:
Im Rahmen der CD-Ausgabe wurden alle bisher nicht veröffentlichten Tracks hinzugefügt. So enthält das oben abgebildete 5-CD-Set (11., braunes Spiralcover!) zwei mal mehr dieser herausragenden Musik als die 4 Original-LPs:
1. The Trio live from Chicago
2. The sound of the trio
3. Put on a happy face
4. Something warm
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13. Affinity, (Verve)
14. West Side Story, (Verve)
15. Night Train, (Verve)
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16. Very Tall, (with Milt Jackson), (Verve)
17. We get requests, (Verve)
18. The Oscar Peterson Trio in Tokyo 1964, (Pablo-Japan), (2-CD)
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19. The Oscar Peterson Trio, (in Ljublana), (Point), (2-CD)
20. DVD: Oscar Peterson, Live in ’63, ’64 & ’65, (Jazz Icons – Naxos)
21. En Concert avec Europe 1, (Trema), (1-CD), (different from 10)
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22. Exclusively for my friends, (MPS), (4-CD), (1963-1968)
neben der unten rechts abgebildeten 4-CD-Box (diese ohne die "Lost Tapes") wurde das Material (und zusätzlich noch die "Lost Tapes") auch einzeln veröffentlicht als CD, SACD und LP unter folgenden Namen:
1. Action
2. Girl Talk
3. The Way I Really Play
4, My Favorite Instrument
5, Mellow Mood
6. Travelin’On
7. The Lost Tapes – Exclusively for my friends. (MPS)
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23. Tracks, Oscar Peterson solo, (MPS)
24. Tristeza on Piano, (MPS)
25. The Canadiana Suite, (Limelight)
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26. Trio Plus One, (Clark Terry), (Limelight)
27. Great Connection, (MPS)
28. Solo Concert ’72, (JazzMan)
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29. Oscar Peterson Trio in Tokyo (Palace Hotel), (DENON, Columbia-JP)
30. Oscar Peterson In Paris, Salle Wagram, 1969 (Vintage-JP)
31. The Canadiana Suite, (+Phil Nimmons’ Orchestra), (CBC-Canada – LP)
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32. The Trio, (1973), (Pablo), ( Peterson-Joe Pass – NHOP);
Anm. H.P.: nicht verwechseln mit "The Trio", Peterson, Brown,
Thigpen, Live from Chicago!
33. The Good Life, (1973), (Pablo)
34. The Paris Concert, (Pablo), (2-CD)
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35. Oscar Peterson Trio in Russia, (Pablo), (2-CD)
36. DVD: Oscar Peterson – Solo – Montreux ’75, (Eagle)
37. Jackson (Big 4), (with Milt Jackson), Montreux ’75, (Pablo)
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38. The Trumpet Kings – Montreux ’75, (Pablo)
39. Terry’s Tune – Solo (1974), (Pablo – LP – Japan)
40. Oscar Peterson – Solo, (Pablo)
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41. DVD and CD: Oscar Peterson & Bassists (Brown / NHOP),Montreux ’77, (DVD:Eagle; CD: Pablo)
42. Oscar Peterson & Joe Pass – Salle Pleyel, (Pablo), (2-CD)
43. Digital at Montreux (1979), (O.P. + NHOP), (Pablo)
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44. Nigerian Marketplace, (Montreux 1981), (Pablo)
45. Freedom Song – Oscar Peterson Big 4 in Japan ’82, (Pablo), (2-CD)
46. DVD: Easter Suite – BBC 1984, ( TDK)
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47. Oscar Peterson Trio at the Barbican, London 1984, (BBC)
48. The Legendary Oscar Peterson Trio – Live at the Blue Note, (Telarc), (4-CD)
- Legendary O.P. Trio - Live at the Blue Note
- Legendary O.P. Trio - Encore at the Blue Note
- Legendary O.P. Trio - Saturday night at the Blue Note
- Legendary O.P. Trio - Last Call at the Blue Note
49. DVD: Music In The Key of Oscar (Documentary), (VIEW Video)
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50. The Greatest Concert In The World (CD-Box-Set auf Pablo)
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Hier noch ein kleines "Schmankerl":
Unten links sehen Sie das Cover von "Please Mr. Peterson". Diese großartige Compilation wurde in Japan herausgegeben und umfasst die Jahre 1959 bis 1975 mit außerordentlichen Aufnahmen aus Oscars Schaffensperioden für Verve, MPS und Pablo.
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Wie Sie bei der Betrachtung der drei Cover sehen, wurden für "Please
Mr. Peterson" (links) zwei andere berühmte Plattenansichten
kombiniert: Die von "My Favorite Instrument" (mittig) und die
von "Night Train" (rechts).
Fällt Ihnen noch etwas auf? Ja klar, die beiden Peterson-Portraits von
"Please Mr. Peterson" und "My Favorite Instrument"
entstanden auf der Grundlage ein und desselben Originalfotos. Aber der
janische Designer des Covers "Please Mr. Peterson" hat Oscar die
Pfeife geklaut!
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Zusammenstellung der" Essentials": A. van Kampen, © 2011
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"Besondere Einspielungen"
von
Oscar Peterson:
Hymn to Freedom
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Bildnachweis dieser Seite:
Eingangsbild: Ausschnitt aus dem Cover der CD "Nigerian Marketplace".