Provence-Fotoreisebericht
Foto-Reiseworkshop Provence Mai 2007
Vom 5.5. bis 19.5.2007 haben wir an einem Foto-Workshop in der Provence
teilgenommen. Bestens organisiert und durchgeführt wurde dieses
Highlight wieder einmal von Wilfried von Nowicki, ESFIAP. Unser
"Hauptquartier" haben wir aufgeschlagen in der Ferienanlage
"L`Orée du Bois" mit schönem Blick auf Gordes. Gordes liegt
zentral an der Nahtstelle der großen Naturlandschaften Lubéron und
Vaucluse, die von vielen als das "Herz der Provence" bezeichnet
werden. Innerhalb 2 Stunden Fahrtzeit sind so attraktive Ziele zu
erreichen wie die Camargue, der Mont Ventoux, die Ardèche und die großen
Städte Orange, Avignon, Nîmes und Arles. Themenschwerpunkte unserer
Reise sind diesmal aber die bezaubernden kleinen Dörfer im Lubéron und
Vaucluse. Hier die Teilnehmer des Workshops: Wilfried von Nowicki, Gerda
Herzog, Kurt Batschinski, Gertraud ("Gerti") Batschinski, Bernd
Bürger, Walter Klein, Klaus Homberg, Heinz Mengeringhausen, Gerhard
Cadek, Elsa Hennseler, Günter Wortmann, Markus Küster und Dr. Helmut
Puschmann. Für fast alle von uns ist es nicht die erste Fotoreise mit
Wilfried von Nowicki, und so sind unsere Erwartungen durchaus
hochgespannt.
5.5.2007; Ankunft in Gordes
Nach glatter Fahrt kommen wir in Gordes an und finden anhand einer
exzellenten Anreisebeschreibung auf Anhieb unser Quartier "L`Orée du
Bois". Die Provence empfängt uns mit trübem regnerischem Wetter, und
kalt ist es auch. Wir erfahren verwundert, dass hier schon seit langer
Zeit schlechtes Wetter herrscht, während wir ja zu Hause in Deutschland
seit vielen Wochen unter einer ganz ungewöhnlichen Hitzewelle leiden.
Viele der Workshopteilnehmer kennen sich bereits und so gibt es trotz
des Regens nicht nur ein feuchtes, sondern vor allem ein fröhliches
Wiedersehen. Wir sind uns einig, dass Wilfried einmal mehr eine wirklich
ausgezeichnete Unterkunft für uns gefunden hat. Die Anlage ist
weitläufig, üppig mit Blumen und Gehölz bepflanzt und sehr gepflegt. Die
einzelnen Ferienwohnungen sind recht groß und praktisch eingerichtet.
Schnell fühlen wir uns heimisch.
Nach dem Abendbrot gibt Wilfried, an Hand der schon vorab zugesandten
Unterlagen, einen ersten Abriss der uns erwartenden Highlights. Zudem
äußern einige Teilnehmer individuelle Wünsche. Schnell wird klar: Die
Provence, das ist ein "weites Feld" und
14 Tage werden nicht reichen, um auch nur einen Bruchteil dieser
ehemaligen
1. römischen Provinz zu erkunden.
6.5.2007; Village des Bories, Gordes, Joucas, Roussillon
Wir wachen auf und das Wunder ist geschehen: der Mistral hat die
Regenwolken weggeblasen, die Sonne scheint, der Himmel strahlt tiefblau
und die Temperatur ist angenehm. Nach Baguette und Croissants besuchen
wir die "Village des Bories" unterhalb Gordes. In einer Art
Freilandmuseum präsentiert sich hier ein verlassenes Dorf aus
igluartigen Steinhütten, die ohne Bindemittel aufgeschichtet wurden. Man
schätzt, dass die ältesten Hütten ca. 500 Jahre alt sind. Es wird genau
bezeichnet, welche Teile der Gemäuer als Wohnung, Speicher oder Stall
genutzt wurden. Der Vergleich dieser feuchten fensterlosen Behausungen
mit unseren heutigen Wohnungen lässt sogar manchen notorischen Zweifler
wieder an den Fortschritt glauben. Sowohl im Detail, als auch in der
Übersicht gelingen uns eindrucksvolle Fotos.
Den Mittag verbringen wir - auch zwecks Einnahme einer Stärkung - in
Gordes. Gordes besticht fotografisch vor allem durch seine Silhouette:
vom höchsten Punkt, der mächtigen Burganlage fällt der Ort mit seinen an
den Hang geschmiegten Häusern terrassenförmig ab. Sportliche Fotografen
nehmen den Weg ganz tief hinab ins Tal und dann im Schweiße des
Angesichts wieder hinauf. Kunstbegeisterte Fotografen bleiben oben auf
der Burg und besuchen das Musée Vasarely mit den vertrackten optischen
Täuschungsbildern des Meisters.
Am Nachmittag bummeln wir über den Flohmarkt im benachbarten Joucas.
Niemand hat hier etwas dagegen, wenn wir fotografieren. Nur gut, dass
unsere Autos voll beladen sind und sich deshalb die Mitnahme von
allerhand bezauberndem antiquarischen Gezähe verbietet.
Am Abend besuchen wir bei untergehender Sonne Roussillon, bekannt durch
seine Ockerbrüche. Generationen von Malern haben hier ihre Farben
gemischt. Wir bekommen einen ersten Eindruck von diesen Erdtönen, die
sich in den rötlichen Häuserfronten spiegeln. Für den Besuch der
Ockerbrüche selbst ist es zu spät. Unser Interesse aber ist geweckt und
wir werden noch mehr als einmal wiederkommen.
7.5.2007; Oppède, Ménerbes, Lacoste
Heute geht es in den Lubéron. Oppède-le-Vieux liegt in einer wilden
felsigen Naturlandschaft am nördlichen Abhang der Montagne du Lubéron.
Bis vor kurzem war es ein verlassenes Ruinendorf. Jetzt ist wieder Leben
eingekehrt. Künstler haben hier ihre Ateliers eingerichtet und die
Kirche wird gerade renoviert. Da verzeiht der Fotograf gern, dass die
mächtige Burganlage aus dem 12. Jahrhundert oberhalb des Ortes eine
malerische Ruine geblieben ist und zu interessanten Ein- und
Durchblicken einlädt. Wie an vielen anderen Stellen unserer Tour ist
auch hier das Fotografieren nicht ganz ungefährlich. Es gibt keine
Sicherungsvorkehrungen an den teils unvermittelt hundert Meter tief
abstürzenden Wänden. In Deutschland wäre die gesamte Anlage für die
Öffentlichkeit gesperrt. Gegen 11.00 Uhr kommt - übrigens vom Wettermann
exakt vorhergesagt - der Mistral und zwingt uns zum Verlassen der
Burgruine. Wir ziehen uns in das unterhalb gelegene Örtchen zurück.
Unser Provence-Führer berichtet, die verwinkelten Gassen in Oppède seien
bewusst so gebaut worden, um die kalten Winde aus dem Zentralmassiv zu
brechen. Und das funktioniert auch heute noch: windgeschützt und von der
Sonne verwöhnt schlürfen wir einen Cappuccino auf dem zentralen
Dorfplatz. So ganz allmählich signalisieren uns Körper, Geist und Seele:
Wir sind in der Provence angekommen.
Nachmittags besuchen wir Ménerbes. Von der Kirche und Festung aus hat
man einen weiten Rundumblick, nach Norden sogar bis zum Mont Ventoux.
Wenn meine ganz persönlichen Erinnerungen an Ménerbes ansonsten nicht
viel Aufregendes enthalten, mag das auch daran liegen, dass hier ein LKW
über meinen zu Boden gefallenen elektrischen Kameraauslöser fuhr:
Totalschaden! Glücklicherweise hat der Kamerabauer offenbar mit solch
einem Unglück gerechnet und dem Apparat zusätzlich einen mechanischen
Drahtauslöseranschluß spendiert.
Am Abend erreichen wir Lacoste mit dem berühmt-berüchtigten Schloss des
Marquis de Sade. Der aber ist - Gott sei Dank - schon längere Zeit nicht
mehr hier aufgetaucht und so wird das Herumklettern auf der Ruine mit
dem schweren Fotorucksack und dem Stativ kein sadistischer, sondern
allenfalls ein masochistischer Akt. Der Blick ins Tal lässt uns
zahlreiche Mohnfelder ausmachen; die Lage des größten von ihnen merken
wir uns genau. Als ich beim Abstieg gerade ein altes Stadttor exakt
eingestellt habe, läuft mir eine Provenzalin mit rotem Strohhut und
frisch gepflückten Wildblumenstrauß ins Bild. Ich habe ihr nach einem
Blick auf das Display schnell verziehen.
Auf dem Rückweg nach Gordes finden wir das vom Schloss aus entdeckte,
unglaublich große Mohnfeld, und wenn uns nicht andere Motive, andere
Verpflichtungen gerufen hätten, so würden wir wohl immer noch dort
stehen/kauern/liegen und im Gegenlicht fotografieren.
8.5.2007; Abbaye de Sénanque, Venasque, Carpentras, Vaison la
Romaine
Im Licht der Frühsonne erreichen wir 4 km nördlich von Gordes eines der
meistfotografierten Motive des Vaucluse, das Abbaye de Sénanque. Kaum
ein Führer, der dieses 1148 gegründete Zisterzienserkloster nicht
abbildet, allerdings meist im Sommer zur Zeit der Lavendelblüte. Aber
auch jetzt im Mai bilden die noch grünen, schnurgeraden Lavendelzeilen
einen reizvollen Vordergrund zu dem immer noch von Mönchen bewohnten
romanisch-schnörkellosen Bau. Nachdem wir alle Einstellungen im Kasten
haben, verstehen wir Wilfrieds Rat, hier möglichst früh vor Ort zu sein:
aus Dutzenden von Bussen quellen Hundertschaften aus aller Herren
Länder.
Noch immer bei gutem Morgenlicht halten wir nach einer abenteuerlichen
schluchtenreichen Fahrt in Venasque, einem sehr malerischen Dorf auf
einem Felsenvorsprung. Zahlreiche Brunnen, Fassaden und Miniaturen laden
zu Detailaufnahmen ein. Von übergeordneter kunstgeschichtlicher
Bedeutung sind die romanische Kirche Notre-Dame aus dem 11. Jahrhundert
und die merowingische Taufkapelle aus dem 6. Jahrhundert. Alte
französische Veteranen mit vollem Ordensschmuck feiern heute den
Jahrestag des Sieges über die Deutschen und verweigern uns nach
Bekanntwerden unserer Nationalität das "prendre des photos". Nun
sind wir aber durchaus lernfähig und werden künftig auf die Frage nach
unserer Herkunft mit "Autriche" antworten. Und das ist nicht
einmal gelogen, befinden sich doch auch 3 Österreicher in unserer
Gruppe.
Am Nachmittag erreichen wir Vaison-la-Romaine am Fuße des Mont Ventoux.
Wir konzentrieren uns auf den mittelalterlichen Teil der Stadt, was
wieder einmal mit einem steilen Aufstieg verbunden ist. Wir werden
allerdings mehr als entschädigt durch wirklich sehr schöne Gassen,
Steigen, Brunnen, Fassaden und nicht zuletzt auch durch grafisch
reizvolle Blicke auf die am Fluss Ouvèze gelegene Unterstadt und den mit
weißem Kalksein bedeckten Gipfel des Mont Ventoux. Vaison-la-Romaine
strömt eine große Ruhe aus und erinnert uns mit seinen vielen Zypressen
an die Toskana. Nur schwer können wir uns losreißen, aber die Heimfahrt
ist lang und wir brauchen noch dringend Benzin. Scheinbar ist heute
wirklich eine Art Feiertag in Frankreich: keine Tankstelle ist besetzt.
Wir bitten einen netten Franzosen ("wir kommen aus Österreich")
auf seine Tankkarte einen Schluck am Automaten nehmen zu dürfen; der
Franzose willigt ein und wir kommen um eine unfreiwillige Übernachtung
in Vaison herum. Obwohl, Vaison im Frühlicht der über dem Mont Ventoux
aufgehenden Sonne wäre sicher auch ein Foto wert gewesen...
9.5.2007; Lacoste, Bonnieux, Apt, Saignon
Auf besonderen Wunsch einiger Teilnehmer besuchen wir heute noch einmal
Lacoste, diesmal im Morgenlicht. Es ist bestimmt kein Zufall, dass sich
hier mehrere Kunstschulen angesiedelt haben. Zauberhaft die kleinen
Gassen, grandios der Ausblick in die Ebene.
Die nächste Station ist Bonnieux mit seiner wunderschönen Altstadt.
Bonnieux gilt als eines der lebendigsten unter den Dörfern am Nordhang
des Lubéron. Kunstvolle Verzierungen an den alten Steinhäusern aus
Renaissance und Barock zeugen vom Reichtum jener Zeit. Auf manche von
uns wirkt dieser Ort auf eigentümliche Art etwas melancholisch. Eines
unserer Lieblingsmotive wird eine lange gewundene Steintreppe, die sich
weit oben in einem Tor verliert und direkt in den Himmel zu führen
scheint. Diese Treppe weist zudem ein sehr intensives
Licht-Schattenspiel auf und wir ahnen schon, dass wir hier ein Motiv mit
großem Schwarz-Weiß-Potenzial eingefangen haben.
Auf der Weiterfahrt streifen wir Apt. Außer der kleinen Altstadt hat
diese heimliche Hauptstadt der Region wenigstens für den Fotografen
nicht viel zu bieten. Also schnell weiter in das nur 4 km entfernt
liegende Saignon. Dieses malerische Dörfchen liegt wie ein Adlerhorst
auf einem Felsvorsprung. Wilfried kennt den Bouleplatz (die Provenzalen
nennen das Kugelspiel allerdings nicht Boule, sondern Petanque), und die
Spieler haben nichts dagegen, dass wir Fotos machen. Nachdem wir auch
hier vorgeben, aus Österreich zu kommen, fängt einer der Spieler an, von
Innsbruck zu schwärmen. Wir pflichten ihm bei. Der winzige Dorfplatz von
Saignon ist ein einziges Kleinod und die Stative bleiben lange
ausgefahren. Hier scheint die Zeit irgendwann im vorletzten Jahrhundert
stehen geblieben zu sein. Erfüllt von hunderten fotografischer Eindrücke
treten wir die Rückfahrt nach Gordes an.
10.5.2007; Landschaft zwischen Cavaillon und Manosque
Heute gibt es kein festes Ziel. Wir wollen einfach nur mit offenen
fotografischen Augen die Landschaft zwischen Cavaillon und Manosque im
"Parc du Lubéron" erkunden. So halten wir immer wieder an und
bauen unsere Stative auf vor Weinfeldern mit Hütten und Türmchen und vor
Mohnfeldern im Gegenlicht. Dann reizen uns Fels- und
Landschaftsstrukturen und immer wieder auch winzige Details. Wilfried
und Kurt schauen uneigennützig durch unsere Sucher und geben
Verbesserungstips. Wir haben Zeit, Zeit, Zeit...
Nach dem von Gerda und Gerti wieder einmal kunstvoll zelebrierten
Abendessen (heute gibt es Lachs) fahren wir nach Gordes, um dessen
charakteristische Silhouette einmal bei Restlicht und beginnender
künstlicher Beleuchtung festzuhalten. Für viele von uns ist es doch sehr
verwunderlich, mit wie wenig Licht der Sensor unserer Digitalen
auskommt. Da brauchen wir nach diesem aufregenden Tag für unser
"cool down" schon etwas mehr "du vin rouge", um die
nötige Bettschwere zu bekommen.
11.5.2007; Ockersteinbruch bei Roussillon, Colorado Provencal
Heute erwartet uns definitiv einer der Höhepunkte unseres
Reise-Workshops. Wilfried hat uns natürlich bereits entsprechend
eingestimmt. Aber was sind Worte gegen das gigantische optische
Farbenspiel, das uns in den Ockerbrüchen erwartet! Direkt aus dem
Ortszentrum von Roussillon steigt man gegen eine kleine Eintrittsgebühr
in die ehemaligen Abbaugebiete hinab. Vom hellsten Weiß bis zum tiefsten
Blutrot changieren hier die Erdfarben. Bizarre Felstürme und steile
Wände lassen die einzelnen Schichten gut erkennen. Zum ersten Mal
während unserer Reise wünschen wir uns statt der immerwährenden Sonne
etwas Dunst, wie ihn die großen Maler schätzten, um die Farben noch
etwas intensiver leuchten zu lassen. Wir beschließen, noch einmal
hierher zu kommen, wenn der Himmel etwas bedeckt sein sollte. Die zweite
Tageshälfte gehört dem "Colorado Provencal", jawohl, so heißt
diese Ockerbruchlandschaft östlich von Apt wirklich. Hier ist alles noch
viel gewaltiger, als in Roussillon. Es gibt mehrere ausgeschilderte
Rundwege. Wir entscheiden uns zunächst für den "Sentier du
Sahara" und danach für den "Sentier des Cheminées des Fées".
Die Sonne scheint immer noch gnadenlos, die Trinkvorräte sind erschöpft
und der Fotorucksack drückt bei der Kraxelei mächtig. Die fotografischen
Eindrücke aber sind so gewaltig, dass wir alle Strapazen vergessen. Vier
von uns beschließen, noch einige Stunden vor Ort zu bleiben. Wir wollen
die große Abbruchwand, an der dunkelrot Blut herabzufließen scheint, bei
Abendlicht aufnehmen. Erst jetzt zeigt sich bei der tief stehenden Sonne
so richtig, welches aberwitzige Farbenspiel die Natur hier hingezaubert
hat. Nachdem die Kameras ausgerichtet sind (von Kurt noch einmal
kontrolliert), brauchen wir nur noch auf das Ideallicht zu warten.
Erfüllt schlendern wir zurück zum Parkplatz und besteigen Bernds Touran.
Gemütlich räkeln wir uns in den Sitzen und lassen all` die grandiosen
Eindrücke des Tages noch einmal an unseren Augen vorbeiziehen.
Frohgelaunt legt Bernd den Rückwärtsgang ein, da erschreckt uns
plötzlich ein sehr sehr hässliches Geräusch von berstendem Blech und
splitterndem Glas. War uns doch mutwillig und völlig unvorhersehbar auf
dem sonst absolut leeren Parkplatz ein einzelner Ölbaum (von hinten!)
entgegengekommen und hatte uns das Heck zerschmettert. Wir können Bernd
nur beipflichten: nie und nimmer hat dieser Baum dort gestanden, als wir
das Auto vor Stunden parkten. Absolut unvorstellbar, wie unfair und
angriffslustig provenzalische Ölbäume sind! Die Konversation auf der
Heimfahrt ("hinten offen") ist etwas einsilbig und die
fotografischen Eindrücke leuchten plötzlich nicht mehr ganz so farbig.
Erst nach einer wunderbaren Gemüsekreation von Gerda und Gerti und einem
Extraglas Rotwein lockert sich die Stimmung wieder. Können wir doch froh
sein, dass dieser verfl. Baum sich mit Sachbeschädigung begnügte und es
nicht auf unser Leben abgesehen hatte.
12. Mai; Autoreparatur, Lourmarin, Vaugines, Cucuron
Morgens fährt eine kleine Abordnung unter Führung von Heinz nach Apt, um
im Baumarkt Utensilien für die provisorische Autoreparatur zu besorgen.
Heinz spricht von uns allen das wohl reinste Französisch, mindestens
aber verstehen ihn die Provenzalen viel besser als den Rest unserer
Truppe. Walter hält Wache am hinten offenen Touran. Heinz sucht gezielt
die einzige weibliche Verkäuferin und wir wundern uns nicht, dass
Mademoiselle ihn sofort versteht und uns mit dicker transparenter Folie
und Gewebeband versorgt. Dann kurz noch im benachbarten Aldi Wein aus
dem Luberon gebunkert und gegen ja nie ganz sicher auszuschließende
Magenunpäßlichkeiten 2 Flaschen Pastis. Dazu brauchen wir Heinz nicht,
das geht dort bei Aldi genau so wie bei uns zu Hause ohne ein einziges
Wort.
Zurück in unserem Hauptquartier wird unter fachkundigem Beistand aller
das Heck des Touran verklebt. Es mag zwar etwas voreingenommen klingen,
aber ich persönlich finde das Auto jetzt origineller als zuvor im
Originalzustand. Und regendicht ist es jetzt auch wieder, schließlich
müssen wir ja eines Tages nach Deutschland zurück. Unsere Lieben zu
Hause berichten am Handy, es habe schlagartig mit unserer Abreise zu
regnen begonnen.
Der Nachmittag gehört drei kleinen Dörfern am Südhang des Luberon.
Lourmarin scheint auch für Einheimische ein lohnendes Ausflugsziel zu
sein, so viele voll besetzte Restaurants und Straßencafés haben wir
sonst nirgendwo gesehen. Das Chateau ist gut erhalten. Hier logierten
schon Churchill und Queen Elisabeth II und Albert Camus verbrachte dort
seine letzten beiden Lebensjahre. Er liegt auf dem kleinen Dorffriedhof
begraben.
Nächster Halt Vaugines, ein winziges Dörfchen, das unser Fremdenführer
zu Unrecht nicht kennt. Bezaubernd der dicht mit Moosen und Flechten
behangene Dorfbrunnen, der nur aus der Liegeposition fotografisch
umgesetzt werden kann. Wie wir so alle auf dem Boden liegen, fragt uns
eine deutsche Dame, ob wir nicht Lust hätten, zusammen mit ihrer eigenen
kleinen Gruppe die alte romanische Dorfkirche zu besichtigen. Der
Bürgermeister würde für Gruppen ab 20 Personen die Kirche aufschließen.
Wir haben Lust, und tatsächlich: 15 Minuten später öffnet der Maitre das
alte Gemäuer aus dem 12 Jahrhundert, das als die schönste Dorfkirche der
Provence gilt (der Maitre meint, es sei sogar die schönste Dorfkirche
der Welt). Die kleine Führung hinterlässt einen tiefen Eindruck, gerade
wegen der Schlichtheit und klaren Linienführung dieses Bauwerkes.
Im Abendlicht erreichen wir Cucuron. Der zentrale Dorfplatz besteht aus
einem riesigen mittig gelegenen und platanenumstandenen Wasserbecken,
das wir so noch in keinem anderen Ort gesehen haben. Im Wasser spiegeln
sich die alten Fassaden und die Schönwetterwolken. Der Weg zur Burgruine
führt durch enge winklige Gassen mit viel Blumenschmuck. Der Blick von
ganz oben über die Stadt hinweg zur Montagne du Luberon ist schön und
erhaben. Cucuron wird uns auch noch aus einem anderen Grund in
Erinnerung bleiben: Es gibt dort eine "Weintankstelle", wie wir
sie sonst nur aus der Toskana kennen. Vin du pays kommt hier preiswert
und in bester Qualität aus einer Zapfsäule. Wir betanken mehrere
Kanister und vergessen auch den Reservekanister nicht.
13.5.2007; Gorges de la Nesque, Sault, Mont Ventoux, Malaucène
Eine lange Fahrt liegt vor uns. Bernds Auto bleibt in Gordes. Gerhard
übernimmt mit seinem (rückwärts erfahrenen weil bereits
stoßstangenperforierten) Golf ab jetzt die Chauffeursrolle für den Teil
unserer Gruppe, der nicht mehr in Wilfrieds ferrarifarbenen
9-Sitzer-Transit passt. Wir fahren durch den atemberaubenden Gorges de
la Nesque, können auf der engen Straße aber nur selten halten. Mancher
Fotostandort erfordert Schwindelfreiheit, so schroff und brüsk fallen
die Felswände ab.
Wir erreichen Sault am südöstlichen Fuß des Mont Ventoux. Sault ist
bekannt durch seinen Lavendelanbau und die Nougatherstellung. Am Rande
des die Ebene überragenden Stadtplateaus haben Maler ihre Staffeleien
aufgestellt und lassen sich von der Landschaft inspirieren. Ein Blick
auf ihre Leinwände zeigt uns üppig blau blühende Lavendelfelder. Wir
schauen irritiert wieder auf die Landschaft und können jetzt im Mai
lediglich karge blassgrüne Lavendelreihen erkennen. Da sind uns also die
Maler wieder einmal in jeder Beziehung weit voraus! Aber vielleicht
können wir ja später auf unserer Monitor-Leinwand Unterstützung von
Photoshop erwarten?
Jetzt in die Serpentinen zum Gipfel des 1909 Meter hohen Mont Ventoux.
Unterwegs Hunderte von Rennradfahrern. Offenkundig muß jeder
französische Radler inspiriert durch die Tour de France - hier
wenigstens einmal rauf gefahren sein. Kurz vor dem Gipfel machen wir
Halt und bewundern das Licht-Schattenspiel auf den kalkweißen Hängen.
Der nächste Stopp auf dem Gipfel wird kurz. Mont Ventoux bedeutet nicht
umsonst "Berg des Windes". Man würde glatt weggeweht, wenn man
sich nicht irgendwo festhalten könnte. Eine andere Interpretation des
Namens bezieht sich auf eine alte keltische Wurzel: Danach würde der
Berg "eingeschneiter Gipfel" heißen, was jetzt an der Schwelle
zum Sommer auch nicht viel einladender klingt. Jedenfalls ist an einen
geordneten Fotobetrieb hier oben nicht zu denken. Froh, wieder
windgeschützt im Auto zu sitzen, fahren wir auf der Westseite zu Tale
und erreichen Malaucène, das neben Sault zweite Tor zum Mont Ventoux.
Malaucène ist eine sehr lebendige Stadt mit viel Lokalkolorit und
schönem Panorama. Die Päpste von Avignon weilten einst hier zur
Sommerfrische. Die Heimfahrt dauert ewig, und wir sind vom langen Sitzen
im Auto erschöpfter als an Tagen mit mehr Körpereinsatz.
Nach dem von Gerda und Gerti wie immer köstlich zubereiteten Abendbrot
(als Kontrastprogramm zur Nouvelle Cuisine einmal auf speziellen Wunsch
Kotelett mit Kartoffelsalat) hält Wilfried an Hand zahlreicher Fotos
einen Vortrag zur Bildpräsentation (verschiedene Arten von
Passepartouts, Platzierung des Passepartoutausschnittes, Aufkleben auf
Platten, Kollagen etc.). Das Thema bietet viel Stoff für Diskussionen.
Wir erkennen, dass wir ziemlich festgefahren in unseren Vorstellungen
sind und nehmen uns vor, künftig offener auch alternativen
Präsentationsmöglichkeiten gegenüber zu sein.
14.5.2007; Computerarbeit, Fontaine de Vaucluse,
Aqueduc-sur-Sorgue
Endlich einmal ist der Himmel bedeckt, ja, es regnet sogar. Also die
Krümel von Baguette und Croissant vom Tisch gewischt und die Laptops
geöffnet. Wir bestaunen die Fotos der anderen ("wo hast Du denn
das Motiv gesehen?") und freuen uns über jeden noch
unbekannten Photoshop-Tipp. Markus ist diesbezüglich ganz eindeutig der
Fortgeschrittenste und zeigt uns Anfängern so manche Zauberei. Elsa
scheint auch zaubern zu können und präsentiert uns schon fertige
Fotoausdrucke von Motiven der bisherigen Tour. Zauberhaft jedenfalls
ihre weiblich inspirierten duftigen Blumenbilder. Die schickt sie dann
als Postkarte an die wirklich guten Freunde, natürlich nur zur Info und
nicht, um sie neidisch zu machen. Günther beweist uns, dass man auch mit
ACDSee exzellent Fotos bearbeiten kann. Klaus betrauert den Defekt einer
prallvollen 2GB-Speicherkarte. Markus hat ein Programm dabei, das Daten
von solch renitenten Datenträger doch noch auslesen kann und
tatsächlich: die Bilder erscheinen wieder! Klaus demonstriert mir seinen
ganz eigenen "Kanalmixer", mit dem er "zu Fuß" aus
RGB-Dateien Schwarz-Weiß-Bilder macht. Walter präsentiert uns eine sehr
gelungene DVD aus dem Toskana-Workshop im Herbst 2005. Wilfried zeigt
uns seine digitalen Kollagetechniken und kämpft mit seinem neuerdings
ebenso digitalen Jobo-Tank. Wie hat sich doch die fotografische Welt in
den letzten paar Jahren verändert!
Am Nachmittag klart der Himmel auf. Wir fahren nach
Fontaine-de-Vaucluse. Am platanenumstandenen Dorfplatz bewundern wir die
wasserreiche und unglaublich grüne Sorgue. Deren Quelle tritt einige
hundert Meter oberhalb aus einer tiefen Grotte zu Tage. Nach starken
Regenfällen oder zur Zeit der Schneeschmelze sprudelt das Wasser über
den Rand der Grotte ähnlich einem Springbrunnen, daher der Name des
Ortes. Die Wolken verschwinden ganz und die Sonne glänzt auf dem Wasser.
Wir können uns nur schwer von diesem Naturspektakel lösen, aber einige
unserer Fotofreunde warten schon etwas indigniert im roten Neunsitzer.
Letztes Motiv dieses Tages ist ein altes römisches Viadukt über die
Sorgue unterhalb Fontaine-de-Vaucluse. Nicht so gewaltig wie der Pont du
Gard, dafür aber graziler. Was die Römer alles für frisches Wasser getan
haben! Bei uns zu Hause kommt das Wasser aus dem Hahn...
15.5.2007; St. Rémy, Les Baux-de-Provence, Saintes Maries-de-la-Mer,
Camargue
Recht spontan haben wir uns gestern Abend abgesprochen, heute ganz früh
in die Camargue zu fahren. Frühstück gibt es erst nach dem Besuch einer
Boulangerie in St. Rémy-de-Provence, bekannt durch römische Ausgrabungen
und die Irrenanstalt, in der Van Gogh die letzten Jahre seines Lebens
verbracht hat. Der Römerturm und der Triumphbogen sind eingerüstet und
werden gerade renoviert. Deshalb brauchen wir - Gott sei Dank - einmal
nicht zu fotografieren und können uns stattdessen ganz den Backwaren und
dem Kaffee widmen.
Nächster Stopp Les Baux-de-Provence. Diese Felsenstadt zieht jedes Jahr
1,5 Millionen Touristen in ihren Bann. Früher wurde hier Bauxit für die
Aluminiumherstellung abgebaut. Mehrere Jahrhunderte lang war Les Baux
dann eine tote Stadt, bis sie von Künstlern und Schriftstellern
wiederentdeckt wurde. Heute reiht sich Touristenladen an Touristenladen.
Die Burgruine ist wegen einer Veranstaltung gesperrt und so bleibt unser
Besuch eine Stippvisite.
Dann geht es über Arles in die Camargue nach Saintes Maries-de-la-Mer.
Dieses ehemalige kleine Fischerörtchen ist zwischenzeitig eine richtige
Stadt geworden, selbst ein Yachthafen ist entstanden. Die alljährliche
Wallfahrt mit Heiligenprozession zu Ehren der schwarzen Sara steht kurz
bevor und es sind schon viele Zigeuner in der Stadt. Klaus lässt sich
anbetteln und zieht seine Börse. Wir besteigen den Turm und das Dach der
berühmten festungsähnlichen Wehrkirche Notre Dame-de-la-Mer und kommen
zu sehr schönen fotografischen Einstellungen. Dann geht es in die
kleinen Feldwege der Camargue und wir treffen tatsächlich auf
Flamingoschwärme, schwarze Stiere und halbwilde Pferde. Manchmal reichen
allerdings die mitgeführten Telebrennweiten nicht für eine
formatfüllende Abbildung; schließlich sind wir in
landschaftsfotografischer und nicht in tierfotografischer Mission
unterwegs.
Mein ganz persönliches Fazit 40 Jahre nach meinem letzten Besuch dieser
Region: Les Baux ist kaputt, Saintes Maries-de-la-Mer ist kaputt, weite
Teile der Camargue sind kaputt. Tourismus und Kommerz haben den
urwüchsigen Charme dieser Landschaften vernichtet, und das innerhalb nur
einer einzigen Generation. Was werden die nächsten Generationen
anrichten? Gerhard denkt genau so wie ich. Sehr nachdenklich geht es auf
die lange Heimfahrt, wir sprechen kaum ein Wort.
16.5.2007; Beaumes-de-Venise, Suzette, Crestet
Nach dem gestrigen sehr intensiven Tag wollen wir es heute etwas
gemächlicher angehen lassen. Wir besuchen Weinorte um die "Dentelles
de Montmirail", einer alpin wirkenden Gebirgskette am Rande eines
Rhone-Seitentales. Der hier angebaute Wein gehört noch zum Côte du
Rhone. In Beaumes-de-Venise verlaufen wir uns auf dem Weg zur Burg und
kommen durch Zufall in ein kleines Tal mit uralten Olivenbäumen und
Weinstöcken. Dieses Tal strömt eine wohltuende Ruhe aus und uns gelingen
sehr gute Einstellungen. Auf dem Weg über Suzette nach Crestet machen
wir immer wieder Halt: Landschaftsmotive im Überfluss!
Crestet wird zu einem der Höhepunkte unserer Workshopreise. Es liegt
hoch oben auf einem Kalkfelsen der Dentelles de Montmirail und entpuppt
sich als mittelalterliches Kleinod. Die Wege innerhalb des kleinen
Dorfes sind so eng und steil, dass sich eine Erschließung für den
Massentourismus glücklicherweise verbietet. In Crestet scheinen Zeit und
Raum gleichermaßen stehen geblieben zu sein. Ein mittelalterlicher
Brunnen lässt sich in mindestens hundert Einstellungen ablichten und
wäre diesbezüglich wirklich einmal ein internes Wettbewerbsthema. Nur
schwer können wir uns losreißen und sind so erfüllt, dass wir uns das
benachbarte und ganz sicher auch lohnende Séguret für den nächsten
Besuch vormerken und für heute die Rückfahrt nach Gordes antreten.
17.5.2007; Markt in Roussillon, Ockerbrüche, Goult
Heute ist es endlich da, das berühmte Licht der Provence. Es ist hell,
aber der Himmel ist durch eine zart-transparente Dunstglocke gesoftet.
Spontan fällt die Entscheidung, noch einmal in die Ockerbrüche nach
Roussillon zu fahren. Wir kennen die Location ja bereits und finden
schnell unsere Einstellungen. Durch das milde ungerichtete Licht kommen
die Erdfarben viel satter. Heute sind nur wenige Touristen im Bruch und
wir mit unseren Stativen erregen wohl Verdacht. So begleitet uns der
Aufseher auf Schritt und Tritt und pfeift uns zurück, wenn wir den Weg
verlassen.
Im Anschluß machen wir noch einen Bummel über den Wochenmarkt von
Roussillon. Die pastellroten Häuserfassaden bilden einen harmonischen
Hintergrund zu den farbigen Marktständen. Die ausgestellten
provenzalischen Stoffe scheinen direkt die Farben der angrenzenden
Ockerbrüche wiederzuspiegeln.
Am Nachmittag besuchen wir bei immer noch fantastischem Licht Goult.
Dieses Dörfchen scheint vom Tourismus noch unentdeckt. Es wirkt sehr
geschlossen und ursprünglich. Die Häuser sind teils in die Felsen
eingebaut, was zu sehr interessanten Fassadenstrukturen führt. Ganz oben
im Ort steht eine intakte Windmühle vor dem Panorama der Montagne du
Lubéron. Bei dem diffusen Licht macht es Spaß, kleine Details wie
Türklopfer, Türgriffe etc. zu fotografieren.
Auf dem Heimweg probieren wir eine uns bislang unbekannte Abkürzung und
entdecken einen großen, sehr farbigen und ganz unberührt erscheinenden
Ockerbruch. Strukturen im Ockergestein erinnern an Höhlenmalereien.
Etwas unterhalb dieses Bruches erstrecken sich gepflegte Lavendelfelder
mit starken grafischen Effekten. Wir beschließen, am nächsten Tag noch
einmal hierher zu kommen.
18.5.2007; Goult, Ockerbruch, Lavendelfelder
Unser letzter Tag in der Provence ist angebrochen. Heute scheint die
Sonne wieder voll und prall. Wir machen trotzdem unseren Vorsatz vom
Vortage wahr und fahren noch einmal nach Goult. Auch heute sind wir vom
Charme dieses kleinen Dorfes beeindruckt. Aber im hellen Sonnenlicht
geht so manches Detail verloren. Wir fotografieren teils die gleichen
Motive wie am Vortage, schon deshalb, um uns selbst an Hand des
Vergleiches einmal mehr vor Augen zu führen, wie sehr die Sonne manchmal
stören kann.
Nach einer langen Mittagspause in einem gemütlichen Straßenrestaurant
geht es noch einmal in den gestern entdeckten Ockerbruch. Wir haben das
gleiche Erlebnis wie in Goult: Die Sonne nimmt die feinen Strukturen
weg, alle Motive verflachen. Entschädigt für die Wiederholung der Tour
vom Vortage werden wir dann aber durch die angrenzenden Lavendelfelder
im Abendlicht. Denen tut das Streiflicht sichtlich gut, der grafische
Effekt ist deutlich stärker als bei diffuser Beleuchtung.
Abends dann nach einem Gruppenbild mit mehreren Damen die
Henkersmahlzeit. Gerda und Gerti haben wieder einmal alle Register
gezogen: diverse Fleischsorten, Gemüsearten, Salate, Kartoffeln, Reis
und Pasta. Dazu auf Flaschen gezogener Qualitätsrotwein aus dem Lubéron,
den diesmal Markus spendiert. Dieser Wein ist eindeutig das Beste, was
wir in den letzten 14 Tagen verkostet haben - und wir haben so manchen
Tropfen verkostet. Wenn unser Abschiedsabend genau wie der Ankunftsabend
feucht-fröhlich verläuft, so liegt es heute nicht am regnerischen
Wetter. Vielmehr stiehlt sich bei dem einen oder anderen die eine oder
andere Träne in die Augen bei der Erinnerung und Nachbereitung von 14
wunderbaren, harmonischen und kameradschaftlichen Fototagen. Tausende
von Dateien auf den Datenträgern versprechen für die nächsten Wochen
arbeitsreiche Feierabende und Wochenenden. Bis auf den blindwütigen
Angriff des Ölbaumes, einen zermalmten Kameraauslöser, eine nicht
auslesbare Speicherkarte und einige noch aushäusige Objektivdeckel gibt
es keine größeren Verluste zu beklagen. Alle Teilnehmer sind gesund
geblieben und haben das Mosaik ihrer Seele mit neuen farbigen Steinen
geschmückt.
19.5.2007; Abreise
Noch vor dem Morgengrauen haben Gerda und Gerti das Frühstück bereitet.
Wir kauen schweigend, der Mund ist trocken, irgendwie wollen die
Baguettes und Croissants heute nicht richtig schmecken. Ein letzter
kurzer Händedruck, eine letzte schnelle Umarmung, die Tränen sollen erst
gar keine Chance bekommen. Dann geht es auf die 1200 km lange Heimreise.
Bernd (das nebenstehende Foto ist von ihm) macht als letzter das Tor zu
und fährt die ganze Strecke mit nur einer Pause durch. Die
Heckscheibenfolie hält recht gut und muß unterwegs nur einmal kurz
nachgeklebt werden. Wir sind bereits zur 1. Halbzeit des letzten
Bundesligaspieltages zu Hause. Und Schalke wäre doch tatsächlich wieder
einmal "beinahe" Meister geworden.
Danksagung
Mein ganz persönlicher Dank richtet sich an Wilfried von Nowicki (Bild
nebenstehend), der diesen Foto-Reiseworkshop wie immer meisterhaft
organisiert und geleitet hat. Sein fotografischer Blick ist
unbestechlich, kein Einstellungsfehler, kein Verbesserungspotenzial
entgeht ihm. Er hat ein sicheres Gespür für interessante Motive und
kennt 1001 fotografische Highlights in der Provence und anderswo. Dann
mein Dank an Gerda Herzog und Gerti Batschinski, die es geschafft haben,
mit ihrer hervorragenden Kochkunst Leib und Seele der Teilnehmer
zusammenzuhalten. Schließlich mein Dank an Kurt Batschinski, der heuer
die integrativen Fäden mehr im Hintergrund zog, aber auch und gerade in
dieser Funktion absolut unentbehrlich ist. Er hat auch die Stationen
unserer Reise genau notiert und sein Protokoll allen Teilnehmern zur
Verfügung gestellt. Last but not least Dank an meine Freunde Bernd und
Gerhard für ihre oft anstrengende und - wie wir erfahren haben -
teilweise sogar recht gefährliche Arbeit am Steuer. Und mein Kompliment
an unsere "international" zusammengesetzte Truppe: Ihr wart
Spitze, ich vermisse Euch!