Foto-Reisebericht Cornwall 6.5.–16.5.2010

(von Bernd Bürger)

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6.5.2010

Monatelang haben wir geplant, gesurft und telefoniert. Heute nun ist es so weit!

3:30 aufstehen, 4:00 Helmut verlasten (mit kompletter Ausrüstung!) - und schon ist das Auto voll. Die Reise kann losgehen. Das Navi ist eingestellt und weist uns den Weg ins Rosamunde Pilcher-Land. Wir fahren über Venlo nach Brügge und sind um 8:00 in Dünkirchen. Alle Buchungen gehen problemlos klar, wir stehen in der 1. Reihe. 9:15 beginnt die Verschiffung, um 10:00 legt die Fähre ab Wir erhalten an der Rezeption unsere VIP-Tickets und begeben uns in die First Class Lounge. Dort lässt es sich bei einem Cappucino, Gebäck und Snacks gut aushalten.

Es dauert nicht lange, da sehen wir schon die weißen Kreidefelsen von Dover. Gegen 11:15 verlassen wir das Schiff. Von nun an herrscht Linksverkehr. Die ersten innerörtlichen Kreisel werden gemeistert, danach geht es auf die Autobahn Richtung Cornwall, insgesamt liegen noch ca. 485 km vor uns.

Die Autobahn ist fast durchgehend 3-spurig. Wir kommen gut voran und sind 16:30
auf der Reddivallen Farm nahe Boscastle. Liz Brewer erwartet uns mit "Cream Tea" (unsere erste Begegnung mit dieser cornischen Spezialität!) und zeigt uns unser Zimmer.

Schnell ausgepackt und alles verstaut machen wir uns auf den Weg, um Boscastle zu erkunden. Der Weg führt uns direkt zu den Cliffs, dort erleben wir einen atemberaubenden Sonnenuntergang, der Dunst über dem Atlantik glüht. Nach Abspeicherung der Motive auf den Kamera-Chips fahren wir zurück auf die Farm. Im Anschluss an einen kleinen Reste-Imbiss fallen uns die Augen zu. Es ist 22:00.

7.5.2010

6:30 wecken, Helmut ist diesbezüglich erbarmungslos. 7:15 sind wir in Boscastle und marschieren direkt in den kleinen Hafen. Dort liegen bei Ebbe einige Boote auf dem Trockenen. Langsam kommt die Sonne über den Berg und gibt ein paar stimmige Motive frei.

8:30 lockt uns das Frühstück zurück auf die Farm. Liz bereitet uns ein opulentes englisches Breakfast mit Speck, Schinken, Ei, Tomaten und Toast. Danach Lagebesprechung, wohin der heutige Ausflug gehen soll. Wir einigen uns auf Tintagel.

Angekommen erklimmen wir als erstes das ehemalige Castle von King Arthur. Wir sind von der Anlage gefangen, auch wenn wir wissen, dass aus historischer Sicht König Arthur hier gar nicht residiert haben kann. Aber er hätte halt können…

Eine idyllische kleine Bucht mit grün bemoostem Wasserfall zwingt zu ausgiebigen Einstellungen. Der Zauberer Merlin soll hier in seiner Höhle gehaust haben. Gegen 13:00 gehen wir Essen fassen. Später schlendern wir noch ein wenig in Tintagel umher, aber mit Ausnahme des alten historischen Postames gibt es nicht viel Ursprüngliches zu entdecken. Der Ort ist voll auf Touristik eingestellt.

Wir fahren weiter nach Port Isaac. Es ist enttäuschend: keine guten Motive. Allerdings haben wir bei diesem ersten Kontakt auch den alten typischen Hafen noch gar nicht entdeckt. Erst die Kirche St. Endellion mit dem dazugehörenden Friedhof läßt uns wieder froh und aktiv werden. Besondere fotografische Herausforderungen ergeben sich bei den Innenaufnahmen der Kirche. Helmut baut verdeckt seine beiden ferngezündeten Blitze auf. Wir testen entspannt, bis wir ein brauchbares Foto bekommen.

Auf dem Rückweg ist noch Zeit für einen weiteren Besuch in Boscastle. Wir schlendern auf der Suche nach Motiven herum zwischen verlassenen und verwunschen wirkenden Gebäuden. Ein niedriges altes Haus aus dem 14. Jahrhundert veranlasst uns schließlich noch zu einem kleinen Extra-Fotoshooting.

18:30 kommen wir wieder auf der Reddivallen-Farm an, sichern unsere Fotodateien und verarbeiten unsere Eindrücke. Im englischen Fernsehen laufen Filme zum Thema Kapitulation von Nazi-Deutschland 1945, wie das so ist zu einem Jahrestag.

8.5.2010

7:30 wecken. Das Wetter ist nicht gut genug, dass wir hätten früher aufstehen müssen.
Wir nehmen ein üppiges englisches Frühstück zu uns, sehr lecker. Nach einem Blick in die Karten entschließen wir uns, das Bodmin Moor aufzusuchen. Wir fahren über die Dörfer. Unterwegs halten wir in Altarnun. Dort gibt es eine trutzige alte Kirche, zwei sehr schöne Cottages und eine malerische gebogene Steinbrücke. Der Tag fängt also gut an. Weiter geht es auf der A30 Richtung Bodmin.

Bodmin ist eine Provinzstadt. Wir schlendern durch den Ort. Bernd kauft sich "fast" ein gebrauchtes Nikon-Objektiv 70-300 für 99 Pound. Doch die Vernunft siegt. Wir stoßen auf eine alte Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist offen und wir treten ehrfürchtig ein. Oh Schreck, dort findet ein Trödelmarkt statt. In Deutschland undenkbar. Nebenan steht eine teils überwucherte Ruine. Vielleicht auch eine ehemalige Kirche, oder ein Kloster, vor allem aber sehr fotogen. Wir versuchen verschiedene Einstellungen und nach einer Stunde haben wir unser Traumbild im Kasten.

Weiter geht’s zum Golitha Fall. Unterwegs finden wir dann endlich den schon so lange erträumten freistehenden Baum, der sich im Westwind neigt. Also Gummistiefel an, den Stacheldraht überwinden und ab auf die matschige Schafweide. Eine aufgetürmte Steinmauer führt (nicht zuletzt fotografisch) direkt zum Motiv. In der Ferne sorgt eine sich gleichsam den atlantischen Winden fügende Waldung für den stimmigen Hintergrund.

Auf dem Parkplatz zelebrieren wir erst einmal eine zünftige Brotzeit mit Kaffee und Rosinenstuten Marke Marion. Nach einer halben Stunde satteln wir auf und es geht wieder los. Fowey heißt der Fluß, der an manchen Stellen aufgestaut wird und kleine Wasserfälle bildet. Eine romantische und verwunschene Gegend. Bäume stark mit Moos bedeckt und Steine, die aus dem Wasser ragen bilden eine schöne Kulisse.

Gegen 19:00 fahren wir wieder auf der Reddivallen-Farm vor. Als erstes werden die Fotodateien überspielt, aussortiert, gesichert und besprochen.

9.5.2010

Wir werden urlaubsbedingt nachlässiger, schlafen länger und fotografieren nicht mehr schon "vor dem Aufstehen". Aber das Wetter hatte uns bis dahin auch nicht gerade verwöhnt. Deshalb Frühstück heute nicht vor 8:00. Gegen 9:00 packen wir unser Auto und verabschieden uns von Liz und der Reddivallen-Farm. Es war sehr angenehm dort, eine dicke Einkehrempfehlung!

Unsere erste Station ist Crackington Hafen. Eine Bucht voller schöner Kieselsteine. Auf dem Weg dorthin haben wir nochmals die Chance, Boscastle zu fotografieren, und zwar bei gutem Licht sowie einer ganzen Kuhherde im Vordergrund. Weiter geht es nach Port Isaac. Wir starten einen zweiten Versuch, den alten Hafen zu finden. Er wird in den Büchern als der typische Cornische Fischerhafen dargestellt. Und diesmal finden wir ihn auch, parken gebührenpflichtig direkt auf dem trocken gefallenen Strand und haben ca. 2 Stunden Zeit. Kämen wir später zurück, wäre unser Auto weggespült. Eine sehr effektive Methode der Parkzeitbegrenzung.

Padstow, ein kleines Fischerdorf, ist unser nächstes Ziel. Es ist Sonntag, der Ort ist voller Menschen und man könnte meinen, ganz Cornwall sei hier auf den Beinen. Es gibt viele kleine Gassen mit zahlreichen Restaurants und Pubs. In einem Bistro versuchen wir die berühmten Pasties, zunächst mit Kartoffeln und Rindfleisch und als zweiten Gang mit Käse und Zwiebeln.

Wie gigantische Kulissen ragen nordöstlich von Newquay nahe Carnewas die Felsbrocken der "Bedruthan Steps" bei Ebbe aus dem flachen Sand der Bucht. Das Licht ist nicht mehr das Beste und wir überlegen, ob es sich überhaupt noch lohnt, aufzurüsten. Aber ein erster Blick über die Klippen erhellt unsere Minen und es gelingen uns noch ein paar schöne Aufnahmen. Danach wird die Kameraausrüstung verstaut und wir machen uns auf den Weg zu unserer zweiten Unterkunft.

"Little Pengelly Farmhouse" in Leedstown heißt uns willkommen. Wir erhalten
wieder ein sehr schönes Zimmer, oder besser gesagt in diesem Fall sogar zwei. Maxine, die Chefin, eine ehemalige Leistungs-Ruderin, ist herb und charmant zugleich.

10.5.2010

So ganz langsam tritt nun doch der Urlaubseffekt ein. Man schläft besser und auch länger und man ist entspannter. Wir fangen mit einem englischen Frühstück an. Bernd geht es danach nicht sonderlich gut, möglicherweise wirklich wegen dieser ungewohnt üppigen Morgenmahlzeit. Er hat den ganzen Tag lang Probleme und schwört, nie wieder ein englisches Frühstück zu sich zu nehmen. Ein Meineid!

Unser erstes Ziel ist St. Ives. Schon vom Parkplatz ganz oben sieht man den wirklich sehr schönen, gerade trocken gefallenen Hafen und bereits dieser Blick ist herrlich. Im Hafen selbst werden dann alle möglichen Einstellungen ausprobiert, mit Boot und ohne Boot im Vordergrund. Ein paar gute Bilder sind uns gelungen und wir machen uns wieder auf den Weg. Weiter geht es der Küstenstraße entlang. Unterwegs stoppen wir immer wieder wegen einzigartiger Landschaftsmotive.

Zwischen Pendeen und St. Just liegen an der Küste abseits der B3306 dicht an dicht Industriedenkmäler aus der Zeit des Zinnabbaus. Seit 2007 sind sie als Unesco-Weltkulturerbe gelistet. Im Geevor Tin Mine Heritage Centre dokumentieren Ausstellungen in einer authentischen Zinnmine aus dem 18. Jh. das entbehrungsreiche und harte Leben der damaligen Bergleute.

"Count House and Mine", auch ein Welt-Kulturerbe, ist unser nächstes Ziel. Dort stehen nur noch Fragmente und Ruinen. Jedoch sind gerade die fotografisch interessant. In der Nähe von Botallack finden wir direkt am Meer zwei oft abgebildete und uns daher bereits vertraute turmartige Industrie-Ruinen. Eine wirkliche fotografische Herausforderung!

Richtung Land`s End fahren wir weiter, bleiben aber am Aussichtspunkt Sennen Cove, dort soll es nämlich den besten Blick auf Land‘s End geben. Schroffe Steilküsten mit zerschellten Fischerbooten in den Klippen und der Blick auf das im Abendlicht glänzende "West-Kap" belohnen unsere Anstrengungen.

Auf der Rückfahrt passieren wir "St.Michel`s Mount". Sofort biegen wir ab und suchen uns den idealen Standpunkt. Herrliches Abendlicht und auflaufende Flut begünstigen uns. Brilliante Einstellungen dieses bekannten Inselklosters sind das Ergebnis.

Müde aber zufrieden kehren wir heim. Gegen 20:00 fahren wir in den Pub "Duke of Leeds". Ein Rumpsteak und zwei Guinnes reichen für eine angenehme Bettschwere.

11.5.2010

Beim Frühstück lernen wir eine Cornwall-Touristin aus Freiburg kennen, die ihre Reise ebenfalls bei Frau Weichselberger gebucht hat. Wir tauschen Erfahrungen aus über den Linksverkehr mit Rechts- und Linkssteuerautos.

Mousehole heißt heute unser erstes Ziel. Ein traumhaft verträumtes Fischerdorf, das wir wieder einmal trocken gefallen bei Ebbe erreichen. Aber nicht nur der gerundete, mauselochartige Hafen, sondern auch die kleinen Gassen mit ihren versteckten Gärten und bunten Haustüren bilden wunderbare Motive.

Nächster Halt Porthcurno. Eine herrliche weisse Sandküste, eingerahmt von großen roten Felsen empfängt uns. Das Meer ist smaragdgrün. Man ist stark geneigt, die Kamera einzupacken, sich an den Strand zu legen und die Seele baumeln zu lassen. Für ein Bad aber taugt die Wassertemperatur noch nicht, zudem tummeln sich dort auch gern mal Haie! Porthcurno ist nicht zuletzt bekannt durch sein Open Air Theater, in dem sich vor imposanter Kulisse Größen aus Oper und Konzert ein Stelldichein geben.

Weiter geht‘s nach Porthgwarra, dort finden wir einen kleinen versteckten Fischerhafen, umfasst von massiven Steilklippen. Das Licht ist gut, wir machen hervorragende Bilder.

Auf dem Rückweg halten wir kurz in Penzance, um Essbares zu kaufen. Erneuter Stop in Goldsithney, es gilt, ein altes Postoffice zu fotografieren. Das hatten wir uns schon auf dem Hinweg ausgeguckt, aber erst die Abendsonne rückt dieses Ensemble ins richtige Licht.

Gegen 19:00 sind wir zu Hause und schauen BBC. David Cameron ist zum neuen Premier gewählt worden.

12.5.2010

7:30, wieder ist Packen angesagt. Wir verabschieden uns von Maxin und Ihrem wunderschönen Cottage. Nur das Wetter spielt nicht mit, es regnet.

Unsere erste Station heißt Mullion, ein kleiner verträumter Ort. Dort besichtigen wir eine Kirche aus dem 13. Jahrhundert, die viele Kriege erlebt hat und im 15. Jahrhundert restauriert wurde. Wie meist liegt der Friedhof mit zahlreichen keltischen Kreuzen dicht um die Kirche herum. Somit versuchen wir uns zunächst an Außenaufnahmen. Als wir dann aber die Kirche selbst betreten, sind wir überwältigt. Uraltes Gestühl mit großartigen Schnitzereien. Jeder Gläubige bekommt sein eigenes Sitzkissen in bunten Farben. Eine kleine Gruppe Aktiver bereitet gerade den kommenden Gottesdienst vor. Man gibt uns gern und ausgiebig Auskunft und erlauben uns, zu fotografieren.

Weiter geht es zum Lizard Point, dem südlichsten Punkt Englands. Es regnet in Strömen. Trotzdem richten wir uns darauf ein und begeben uns auf die Tour zur Steilküste. Zum Glück finden wir einen Unterschlupf, von wo aus wir einen weiten Blick auf das Meer bekommen. Doch alles Warten nutzt nichts, der Wettergott hat kein Einsehen.

Also wird das ganze durchnässte Gezähe wieder im Auto verstaut, wir nehmen Kurs auf unser nächstes Domizil. Über Helston und St. Austell fahren wir nach "Lesquite". Gegen 18:15 treffen wir ein. Familie Tolputt erwartet uns mit Cream Tea. Nach einer kurzen Einweisung von Annette machen wir uns auf den Weg Richtung Bodinnick ins "Old Ferry In". Ein Pub der Sonderklasse, geschmückt mit Tausenden Schals an der Decke. Im Blick die üppig ausgestattete Theke genießen wir ein landestypisches Bier und geeiste Meeresfrüchte. Auf dem Rückweg werden wir noch von herrlichem Licht über der weiten Landschaft überrascht und bannen die Szene auf den Chip.

Zu Hause angekommen fallen wir todmüde ins Bett, es ist erst 22:30.

13.5.2010

7:45 Frühstück. Eine urlaubsmäßig inzwischen eher ungewöhnliche Zeit, aber nicht schlecht, da heute das Licht vielversprechend erscheint. 8:30 sind wir auf dem Weg nach Pencarrow Head. Durch sehr enge Straßen finden wir den Parkplatz auf Anhieb. Ein kurzer Aufstieg und wir stehen direkt am Atlantik. Herrliche Aussicht nach Fowey, aber auch in die andere Richtung. Knorrige Bäume, die sich dem Westwind beugen, geben eine herrliche Kulisse her.

Polruan ist die nächste Station. Der kleine Ort liegt genau auf der anderen Seite der Bucht von Fowey. Ein ganz ursprünglich erhaltener Fischerhafen und ein alter Wehrturm verhelfen uns zu gelungenen Einstellungen.

Von Bodinnik aus lassen wir uns mit der Fähre nach Fowey übersetzen. Es gibt nämlich keine andere praktikable Möglichkeit, auf die andere Seite zu kommen. Fowey ist ein wirklich wunderschönes Städtchen. Geprägt von einem großen Hafen, einer schönen Altstadt sowie einem historischen Castle. Wir lassen uns treiben und finden tolle Motive abseits der Main Street. Nach einer Stärkung im Hafen geht es weiter, die Parkuhr ist abgelaufen.

Letztes Ziel an diesem Tag ist Gribbin Head. Wir parken in der Nähe der Combin Farm und machen uns auf den Fußweg zum riesigen viereckigen Leuchtturm. Durch Wälder und direkt an der See entlang führt der Weg auf den gar nicht so kleinen Hügel hinauf. Als wir oben ankommen, sind wir unter der Last des fotografischen Gezähes sogar ein wenig erschöpft. Der Blick aber entschädigt locker. Der Abstieg allerdings ist eine Qual und wir sind froh, schließlich wieder im Auto zu sitzen. Haben wir doch nicht weniger als 16-17 kg Gewicht auf dem Rücken und dazu ein schweres Stativ unter dem Arm.

Mit der Fähre geht es zurück über Bodinnik nach Hause. Wir sind geschafft.

14.5.2010

Heute ist wieder einmal Packtag. Wir wachen 6:30 auf und schauen aus dem Fenster: Regen.

Nicht zuletzt deshalb erscheint die Stimmung ziemlich getrübt. Unser erstes Ziel ist Polperro, ein Ort, der ganz oben auf unserer Foto-Wunschliste steht. Polperros winziger, geschützter Hafen hat eine große Vergangenheit in Schmuggel und Pilchard-Fischerei. Heute aber laufen nur noch wenige Boote zum Fang aus. Trawler, die auf Plattfisch aus sind, sowie Spezialboote für die Garnelen- und Muschelfischerei. Die weißen Cottages nisten auf engstem Raum an den Steilufern des Flusses Pol und wetteifern um den Blick auf die Bucht. The Coombes, Polperos Hauptstraße, ist heute eine Shopping-Meile aus Souvenirläden und Fast Food-Restaurants.

Es regnet in Strömen. Trotzdem wagen wir einen Fußmarsch durch die Altstadt zum Hafen. Dort angekommen, tropfe ich bereits aus allen Löchern. Helmut ist besser vorbereitet, hat einen größeren Schirm und regenfeste Schuhe. Ich aber muß zurück und ziehe mich auf dem Parkplatz komplett um.

Was machen wir nun? Fahren wir direkt zur neuen Unterkunft, oder halten wir in Looe? Wir entscheiden uns für die letztere Variante, können aber in Looe wegen Starkregens nicht einmal aussteigen.

Also weiter. "Man muß auch liegen lassen können" sind Helmuts geflügelte Worte. Wir fahren auf der A30 Richtung Plymouth. Plymouth ist eine ziemlich große Stadt, jedenfalls im Verhältnis zu den anderen südenglischen Küstenorten. Weiter geht es Richtung Oakhampton. Wir biegen auf halber Strecke rechts ab und fahren direkt ins Dartmoor. Uns empfangen verwunschen wirkende einsame Moorlandschaften, aber auch Weiden mit Kühen, Schafen und Pferden. Überall stehen Schilder: "Achtung Tiere kreuzen Straße". Der Nebel macht die ganze Landschaft unheimlich. Es entstehen teils mystische Bilder.

Unser für Cornwall optimiertes Kartenmaterial reicht jetzt nicht mehr aus, wir fahren also nach Gefühl. Überall kleine Brücken, die uns immer wieder stoppen lassen, um unsere Kameras aufzubauen. Eine uralte Steinbrücke in der Nähe von Postbridge hat es uns besonders angetan. Regennass leuchten die Steine und auch die umgebenden Erdfarben kommen besonders gut zum Vorschein. Allerdings regnet es auch ins Objektiv, was das Fotografieren nervig macht. Also weiter. Kleine Orte, die alle einen eigenen Charakter haben, versprühen besonderen Charme. Hier fahren wir bestimmt morgen wieder hin.

Gegen 17:15 kommen wir in Hatherleigh an und nehmen Kontakt auf mit Angela und Charles Chalcraft. Das von einem Lehrer, Thomas Roberts, erbaute Haus ist unser neues Domizil. Angela und Charles haben das Haus erst vor zwei Jahren gekauft. Es ist im gregorianischem Stiel erbaut und später im viktorianischem Stil verändert worden. Ein Traum!

Angela verwöhnt uns mit Cream Tea, natürlich inclusive frisch gebackener Scones. Gegen 18:30 streifen wir noch durch Hatherleigh. Wir treffen auf einen Austin-Fan, der uns in der Garage zwei seiner uralten Schätzchen zeigt. Irgendwie hatten die damaligen Autos noch Gesichter. Mit einem Bier in einem schönen Pub beenden wir den Tag. Gute Nacht.

15.5.2010

Nach einem üppigen Frühstück und einer netten Unterhaltung mit einem jungen österreichischen Paar geht es um 8:30 los. Heute ist noch einmal Dartmoor angesagt. Seit 1951 ist das Dartmoor Nationalpark. 90 % der ca. 900 km² Fläche sind in Privatbesitz, u.a. in der Hand des Duke of Cornwall, besser bekannt als Prince Charles.

Wir fahren wieder über die A30 nach Moretonhampstead. Dieser Ort wurde uns von Angela sehr empfohlen. Leider finden wir keine besonderen Motive. Durch Zufall sehen wir, daß es rechts zu den Becky Falls geht. Warum nicht? 6.95 Pfund Eintritt und wir sind dabei. Wir befinden uns jetzt wieder im "Dartmoor National Park". Herrliche kleine Wasserfälle rauschen gen Tal. Wir suchen die optimale Einstellung. Nach zwei Stunden können wir kein Wasser mehr sehen und fahren weiter.

Durch Manaton geht es direkt zum "Hayne Down". Versteckt hinter Hügeln und erreichbar nur über enge verschlungene Wege sowie nach Querung mehrerer Viehgatter finden wir schließlich unser Ziel, den berühmten Steinmann "Bowerman`s Nose" mit der charakteristischen langen Nase. Gott sei Dank sind wir ganz alleine. Wir können daher dieses Monument von allen Seiten fotografieren. Es ist schon interessant, wie die Natur solche Gebilde in Jahrtausenden hervorbringt. Der Legende nach handelt es sich zumindest bei diesem "Tor" aber um Hexenwerk. Im Hayne Down und Haytor Down finden sich hunderte solcher Tors, der versteinerte Mr. Bowerman mit seiner Nase ist der allerdings spektakulärste und fotografisch dankbarste.

Anschließend machen wir eine ausgiebige Kaffeepause. Wir haben Schwierigkeiten, uns aufzuraffen und weiter zu fahren. Es ist so schön und ruhig hier, man möchte diesen Ort gar nicht mehr verlassen.

Widecombe in the Moor ist unser nächstes Ziel. Auf dem Parkplatz steht uns ein 1973er MG gegenüber. Ein feuerrotes Rennmobil. Herrlich! Der Fahrer nahm an der Ralley Dartmoor 2010 teil.

Am Hauptplatz des Ortes umgeben uralte Kastanienbäume schmückend den Dom. Auf dem Friedhof finden wir endlich die richtige Einstellung für das von uns seit langem gesuchte "freigestellte keltische Kreuz", eigentlich ist es sogar ein ganzes Ensemble.

Zurück auf dem Parkplatz parken zwei glitzernde Harley Davidsons direkt neben uns. Also wieder die Kameras ausgepackt, Details eingestellt und abgedrückt. Kurz darauf erscheinen die beiden Byker und es kommt zu einem lockeren small talk über Dartmoor, Harleys und Gott und die Welt.

Unterwegs treffen wir immer wieder auf Schafe, Kühe und Pferde. Eine kleine Herde Fohlen lässt sich bereitwillig und ohne Scheu fotografieren. Weiter geht es zu den "Two Bridges". Helmut will dort unbedingt das vollkommene Bild machen, das am Vortage bei Regen einfach nicht gelingen wollte. Die extrem fotogene Packhorse Bridge führt parallel zur Autobrücke bei Two Bridges (!) über den Fluß Dart. Wir haben die Kameras noch nicht ganz aufgebaut, da kommt ein ganzer Bus voll deutscher Touris. Natürlich trampeln alle über die Brücke und damit mitten ins Motiv. Rücksicht ist für Deutsche wohl manchmal ein Fremdwort. Eine Frau spricht mich sogar auf Englisch an. Ich antworte sicherheitshalber ebenfalls auf Englisch. Helmut hört, wie zwei unserer Landsmänner sagen: die beiden Fotografen dort (also wir beide) könnten auch gut aus Deutschland sein. Wir halten dicht.

Aber auch "richtige" Fotografen (an ihren Stativen sollt ihr sie erkennen!) stellen sich nach und nach ein und versuchen, so wie wir, besondere Aufnahmen dieses großartigen Motivs zu machen. Helmut kommt nach geraumer Zeit zum Auto zurück, leicht fußnass und offenbar nicht ganz zufrieden. Er meint, irgendetwas habe immer im Weg gestanden. Außerdem seien die Farben am Vortage bei Dunst und Regen schöner gewesen als heute in der recht prallen Abendsonne.

Gegen 19:00 machen wir uns auf den Heimweg. 19:45 sind wir wieder in unserer Villa und lassen die Ereignisse an uns vorbeiziehen. Fazit: es war ein gelungener Tag mit vielen neuen Eindrücken und tollen Bildern.

Rückblick

Morgen geht`s leider schon wieder nach Hause. Zeit also für ein kleines Resümee: Wir haben auf dieser Reise Straßen befahren, die man in Deutschland gar nicht für den allgemeinen Autoverkehr freigegeben hätte. Nicht nur absolut einspurig, sonden dazu noch absolut schmalspurig. Falls jemand entgegen kommt, muß einer von beiden weit zurück, um irgendwo eine Bucht zu finden. Mit Genugtuung aber können wir sagen: trotz aller Widrigkeiten sind wir überall hingekommen, wo wir hinwollten, selbst wenn das Ziel noch so versteckt und scheinbar unerreichbar war.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß diese Reise absolut gelungen war, auch Dank unserer vorab die Organisation besorgender Frau Weichselberger, die ganz hervorragende (und von ihr selbst getestete) Unterkünfte ausgewählt hatte. Cornwall ist eine Mischung aus Irland, Bretagne und Toscana. Und natürlich hat dieser Landstrich trotzdem sein ganz eigenes Flair. Cornwall (mit einem Abstecher ins Dartmoor!) ist jedenfalls immer eine Reise wert. Für uns sicher nicht die Letzte!!

Bernd Bürger, 19. Mai 2010