Laudatio: Der Fotograf Wilfried von Nowicki
Zu seiner Ausstellungseröffnung in Winweiler am 29.4.2016 wurde Wilfried von Nowicki mit den folgenden Worten gewürdigt:
Sehr verehrte liebe Fotofreunde von nah und fern, liebe Gerda, lieber
Wilfried,
unter dem Titel "Gebäude der Macht" erleben wir heute eine
Ausstellungseröffnung mit Werken von Wilfried von Nowicki. Nun habe ich
schon an mancher Nowicki-Vernissage teilgenommen, zuletzt im schönen
toskanischen Volterra. Doch dort durfte ich tiefenentspannt sitzen und
der Laudatio lauschen.
Heute aber hat es mich erwischt, ich soll hier vor Ihnen stehen und reden, was nicht gerade mein Kerngeschäft ist. Aber gut, wir schaffen das.
Beginnen möchte ich mit einigen Worten zu Leben und Wirken von Wilfried von Nowicki. Ich kenne Wilfried schon viele Jahre, war mit ihm in der Provence, der Toskana, auf Korsika und habe ihn auch hier in seiner Falkensteiner Festung besucht. Mithin sind meine Betrachtungen durchaus persönlich gefärbt, gehen über die heutige Ausstellung weit hinaus, wollen aber noch nicht als Würdigung eines (wie man so schön sagt) "Lebenswerks" verstanden werden. Der DVF hat Dich im Journal 5/2016 als "Vorbild" bezeichnet. Also wirst Du wohl oder übel weiterhin aktiv bleiben müssen. Als Ikone an der Wand hängen, das kannst Du später noch lange genug.
Wilfried, 1941 in Wuppertal geboren und heute (im Vertrauen gesagt) genau 3 Tage vor seinem 75. Geburtstag stehend, kommt als freischaffender Künstler ursprünglich von der Malerei, der Grafik, der Werbung, vom Fotodesign - und das kann man seinen Bildern auch heute noch ansehen. Architektur, wie bei dieser Ausstellung mit Berliner Motiven, bietet sich da als Sujet geradezu an. Wilfried hätte uns heute genauso gut eine Ausstellung mit Frankfurter Motiven zeigen können. Eine solche Präsentation würde aber wohl den Focus mehr auf Gebäude finanzieller und nicht so sehr politischer Macht legen.
Nach großen Erfolgen bei Wettbewerben und ausgiebiger Jurorentätigkeit hat sich Wilfried schon früh der Weitervermittlung seines umfassenden fotografischen Wissens gewidmet. Er bietet seit den 70er Jahren Seminare an für Amateure und Schulungsleiter, unter anderem in den Sparten Landschaft, Portrait, Akt, Makro und Table-Top. Aber auch die Bild-Präsentation liegt ihm am Herzen und ist immer wieder ein wichtiges Schulungsthema.
Wirkliche Alleinstellungsmerkmale seiner Lehrtätigkeit aber sind die bereits seit 1975 angebotenen Landschafts-Workshops an besonders reizvollen Punkten Europas. Jetzt werden Sie sagen, das machen doch andere auch. Ja, vielleicht, aber nicht in dieser Form!
Und hier nun kommt Gerda Herzog ins Spiel, seine bessere Hälfte. Lassen Sie mich deshalb kurz - und wenn Sie erlauben - auch etwas weiter abschweifen: Wilfried wurde schon bald nach seinem 1977 erfolgten Beitritt Landes-Fotoleiter der Naturfreunde-Fotografen in Rheinland-Pfalz, später Bundes- und letztlich Internationaler Fotoleiter.
Gerda, die Liebe seines Lebens, hat er also nicht ganz zufällig in einem Naturfreunde-Haus kennengelernt, nein, es war wohl Fügung. Gerda schmiss dort die gesamte Logistik, vor allem aber bekochte sie die Kameraden auf das Köstlichste. Sie hat dafür von Wilfried einen Stern verliehen bekommen. Manche sagen, es seien sogar 3 Sterne gewesen (und ich meine, ein güldener Ring war wohl auch dabei).
Bei den Naturfreunden hat sich Gerda mit ihrem weiten Herzen um die kleinen und großen Sorgen der Teilnehmer gekümmert. Sie war Ansprechpartnerin für alles und jeden. Und sie konnte Wilfried auch schon mal zügeln, wenn doch – selten, aber eben hier und da - die Pferde mit ihm durchgehen wollten. Was lag da näher, als sich in Form eines "Joint Venture" zusammenzutun. Das haben die Beiden dann auch getan - und tun es noch heute.
Mit diesem Hintergrundwissen um Gerdas Potenz (ja, meine Herren, auch Frauen haben so etwas!) zurück also zu den Workshops mit den von mir apostrophierten Alleinstellungsmerkmalen. Sie ahnen es sicher schon längst: Diese Workshops haben es mir angetan. Wilfried hat jeweils lange vorab eine Traumunterkunft gebucht. Ein riesiger Raum ist der Versammlungsort für Meetings und zu Gerdas meisterhaft bereiteten Mahlzeiten. Nach einem üppigen Frühstück geht es mit dem ferrariroten höhergelegten Neunsitzer gemeinsam zu den Motiven vor Ort, die jeweils zuvor penibel ausgesucht worden sind. Wilfried schaut durch unsere Sucher, korrigiert, macht Verbesserungs- und Alternativvorschläge, drängt sich dabei aber niemals auf und akzeptiert undogmatisch auch andere Sichtweisen.
Bei Einbruch der Dämmerung, kaum dass der Staub des Tages abgeduscht ist, bittet Gerda zum opulenten mehrgängigen Abendessen. Ein Festmahl!
Nach so viel leiblichem Wohlergehen darf dann auch der Geist nicht zu kurz kommen. Also folgt eine Besprechung der aktuell erbeuteten Bilder. Manchmal schließt sich noch ein kleines Gestaltungs-Seminar an mit Fotos, die Wilfried allein zu diesem Zweck 1500 km weit ankutschiert hat. Oder auch eine Demonstration verschiedenster Präsentationstechniken, und zwar sowohl für Wettbewerbszwecke als auch für die Wand im häuslichen Wohnzimmer. Das alles genießt man im Bewusstsein, gerade exklusiv einem inklusiven Meisterkurs beizuwohnen.
Was dann am späten Abend und der frühen Nacht sonst noch alles in der Runde passiert, das verschweigt hier des Redners höfliche Diskretion. Jedenfalls zeigen die Amphoren mit Chianti classico, Côte du Rhone oder dem Korsischen "du vin rouge" am Ende der Tafelrunde deutlich rückläufige Pegelstände. Da gibt es dann auch schon mal den einen oder anderen Schwund beim Sammeln im Morgengrauen. Und das Wort "Morgengrauen", meine Damen und Herren, das dürfen Sie hier getrost in doppelter Hinsicht wörtlich nehmen! Sollten diese einzigartigen Workshops Ihre Neugier erweckt haben, dann googeln Sie mal Provence + Fotoreisebericht + Nowicki.
1991 gründet Wilfried von Nowicki die Falkensteiner Foto-Freunde, heute bekannt als Fotoclub Winnweiler. Zudem ist er Mitglied der Gruppo Fotografico de Gruppo Italiano Amici della Natura di Volterra. Er gehört auch dem DVF, dem Deutschen Verband für Fotografie an. Der Name "von Nowicki" wird nach und nach zum Markenzeichen.
Bei diesem Engagement konnte es nicht ausbleiben, dass Wilfried 2006 vom Foto-Weltverband, der FIAP, den Ehrentitel ESFIAP erhält (= Exellence FIAP Pour Services Rendus), also eine Ehrung als herausragende, vorzügliche Persönlichkeit für geleistete Dienste). Die FIAP (Fédération Internationale de l'Art Photographique) ist bitte nicht zu verwechseln mit der FIFA, von der augenblicklich wirklich niemand eine Ehrungen erhalten möchte. Nein, eine Auszeichnung der FIAP als ESFIAP bekommt man nicht durch Korruption. Entsprechend tragen weltweit nur ganz wenige Menschen diesen Ehrentitel. Wilfried, so ist das mit Titeln. Den "Fürst", den hast Du vor langer Zeit abgelegt, jetzt aber holt Dich "Eure Exzellenz" doch wieder ein.
Meine Damen und Herren, liebe Fotofreunde, a propos FIAP: Kurt Batschinski (HonEFIAP, Member of FIAP directory board, Director of Youth and Medal Service), Mitglied des obersten Leitungsgremium der FIAP, hat eine Grußnote geschickt, die im Anschluss an meine kleine Rede vom Vorsitzenden des Fotoclub Winnweiler verlesen werden wird. Wilfried, da kannst Du Dich auf einige sehr lobende Worte freuen! Kurt wäre sehr gern heute selbst hier anwesend, muss aber ein Seminar in Wien abhalten.
Nun geht es uns allen aber primär nicht um Lob und Auszeichnungen,
sondern um Bilder. Und Wilfrieds Bildersprache ist eine ganz besondere.
Er muss ihn wohl in seinen Genen haben, diesen Blick fürs Wesentliche,
bringt er doch das Motiv immer wieder ganz einfach auf den Punkt. Er hat
einen unnachahmlichen Blick für Formen, Linien, Flächen und
Proportionen.
Damit nun zu den Bildern der heutigen Ausstellung. Ich zitiere Wilfrieds
Leitspruch aus dem grafisch so schön gestalteten Einladungsflyer:
"Lust am Entdecken beim Betrachten - auf der Suche nach immer neuen
Eindrücken". Ja, so kennen wir ihn: Lust, Suchen, Entdecken. Gepaart
mit Fantasie und eigenen Ideen, zwei weiteren Zitaten aus dem Flyer.
Besonders gefallen mir die Aus- und Anschnitte der Hochhäuser mit den ungewöhnlichen Perspektiven, Schattenwürfen und Spiegelungen. Hier läuft keine Linie planlos, Anfang und Ende sind exakt gesetzt, jede Fläche steht in Bezug zur Gesamtkomposition; es resultiert - vor allen bei den SW-Fotos - eine starke grafische Anmutung. Auf einigen Bildern scheinen Stufen direkt in den Fotohimmel zu führen, für mich wie eine Illustration der von Led Zeppelin besungenen "stairway to heaven". Neben schnurgeraden Linien und Streben am Potsdamer Platz gibt es an anderer Stelle geschwungene Bögen, die das ganze Ensemble zusammenhalten; etwa in der Kuppel des Reichstags, am Dach des Sony-Gebäudes oder im KaDeWe. Und der Blick aus den oberen Etagen dieses Luxuskaufhauses - ganz tief nach unten - erinnert mich doch stark an den von ACDC besungenen "Highway to Hell". Womit wir Himmel und Hölle in dieser Ausstellung wieder einmal dialektisch vereint hätten.
Grafische Motive also in Hülle und Fülle! Manchmal sanft einschmeichelnd, meist aber mächtig protzend, oder gar einschüchternd und bedrohlich; eben "Gebäude der Macht". Weltliche Diktatoren verwenden dieses uralte Machtmittel noch heute, geistliche Führer dagegen - Gott sei Dank - immer seltener; und wenn doch, müssen sie manchmal im Nachhinein ihren Bischofshut nehmen. Aber meine Damen und Herren, das passiert natürlich nicht in der schönen Pfalz, allenfalls in einem nördlich gelegenen Nachbarländle.
Nun, Wilfried hat sich von den Gebäuden der Macht nicht korrumpieren oder einschüchtern, sondern anregen lassen, er hat sie in machtvolle Bilder konvertiert. Und gute Bilder können ja wirklich mächtig Eindruck machen, sich in unseren Köpfen festsetzen und lange nachwirken. Deshalb auch sind Fotografien nicht immer unbedenklich, fragen Sie also vor dem Besuch einer Ausstellung besser Ihren Arzt oder Apotheker.
Lieber Wilfried, Deine Fotos machen wie immer Freude, ja sie begeistern. Vielleicht auch verführen sie sogar den einen oder anderen, mal wieder selbst zur Kamera zu greifen, etwa auf den Spuren der "Gebäude der Macht". Ich wünsche Deiner Ausstellung einen großen Erfolg. Ihnen allen danke ich für die mir geschenkte Zeit und Aufmerksamkeit. Meine Damen und Herren, liebe Fotofreunde, vielen Dank!