Bob Dylan: Chronicles Volume 1

Bob Dylan Chronicles 1

Verlag Hoffmann und Campe, ISBN 3-455-09385-X

Endlich bricht Bob Dylan sein Schweigen, räumt gründlich auf mit Mythen um seine Person und gibt uns die Lösung für so manches ihn und sein Werk verhüllendes Rätsel. Kennen Sie Bob Dylan überhaupt? Für die 68er hat er ganau das ausgespro-
chen, was viele junge Menschen damals fühlten, aber nicht so gut wie er in Worte kleiden, geschweige denn singen konnten.

Das hat ihn zum Idol, ja zur Ikone einer ganzen Generation und zum Schreck der "Altvorderen" werden lassen.

In seinen jetzt vorgelegten Lebenserinnerungen erfahren wir, wie sehr ihn diese Bürde belastet hat und was er alles tat, um die ihm zugedachte, von ihm aber nicht akzeptierte Rolle wieder loszuwerden. Plötzlich versteht man, warum er in seinen Konzerten oftmals so regungslos erscheint, ja geradezu mit dem Rücken zum Auditorium singt.

Seine Autobiografie trägt zwar den Titel "Chronicles", ist aber nicht chronologisch aufgebaut. Allein schon dieses ungewöhnliche Stilmittel verleiht Dylans Buch eine enorme Spannung und bewahrt diese Spannung gleich noch für kommende Folgen.

Faszinierend die Entstehungsgeschichte seines mit Daniel Lanois produzierten Meisterwerkes "Oh Mercy". Und frappierend zu lesen, wie es zu den Texten und Melodien gekommen ist.

Sehr ausführlich schildert Dylan den musikalischen und insbesondere literarisch prägenden Einfluss seiner Vorbilder, von Robert Johnson über Woody Guthrie bis zur Brecht-Weil`schen Dreigroschenoper.

Nur knapp angedeutet aber wichtig sind auch die Passagen über Kindheit und Familie, Dylan ist 5-facher Vater.

Die Chronicles bringen uns den Künstler und Menschen Bob Dylan näher und lassen uns verstehen, warum er noch heute Vorbild tausender Singer/Songwriter ist. Trotzdem aber bleibt immer noch manches rätselhaft und nicht zuletzt deshalb darf man gespannt sein auf die nächsten Folgen der "Chronicles", es sollen noch 2 weitere Bände erscheinen. Vieles, was noch kommen wird, ist bereits im "Volume one" angedeutet, z.B. das Aufeinandertreffen mit Joan Baez...