Maßnahmen bei Feststellung eines Diabetes

Herbst

Wenn erstmals die Diagnose einer Zuckerkrankheit, also eines "Diabetes mellitus" gestellt wird, ergeben sich für den Betroffenen eine Fülle verschiedener Fragen. Neben ausreichender Bewegung und einer korrekten Anwedung von ggf. verschriebenen Medikamenten ist vor allem die Beachtung einiger Ernährungsgrundregeln von ausschlaggebender Bedeutung. Hier das Merkblatt für unsere Patienten:

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Sehr geehrter lieber Patient, sehr geehrte liebe Patientin,

bei Ihnen wurde ein Diabetes Typ II festgestellt, also eine Zuckerkrankheit. Sie sollten deshalb unbedingt Ihre Ernährung anpassen oder sogar vollständig ändern. Im Folgenden werden wir Ihnen sagen, was Sie unbedenklich essen dürfen, aber auch, was Sie nur in bestimmter Menge zu sich nehmen und vor allem, was Sie möglichst ganz weglassen sollen. Das ersetzt keine Ernährungsschulung, sondern soll nur als allererste Information und Leitlinie dienen.

Wenn Sie Ihr Gewicht reduzieren wollen, müssen Sie zusätzlich bei den erlaubten und auch bei den nur in bestimmter Menge erlaubten Lebensmitteln auf einen möglichst geringen Kaloriengehalt achten, andernfalls wäre das nicht so wichtig.

Sie können alle Lebensmittel in folgende 3 Gruppen einteilen und sich dabei eines Ampelschemas bedienen:

1. (Grün): Erlaubt in jeder vernünftigen Menge
(wie beim Nichtdiabetiker)

  • Fleisch und Fisch (möglichst mager wegen der Kalorien)
  • Wurstware (möglichst mager)
  • Milcherzeugnisse, also Milch, Joghurt (ohne Früchte!), Käse, Quark (möglichst fettarm)
  • Eier (2–3 pro Woche)
  • Alle Sorten Gemüse
  • Alle Sorten Salate
  • Alle Süßstoffe
  • Nüsse (aber an die Kalorien denken!)
  • Light-Getränke, Mineralwasser, ungesüßte Tees, Kaffee, Tomatensaft, Gemüsesäfte

2. (Gelb): Erlaubt, aber nur in beschränkter Menge

  • Kartoffeln (z.B. 2 kleine Kartoffeln zum Mittagessen)
  • Reis und Nudeln (z.B. 2 große Servierlöffel)
  • Soßen, Dips (wenig)
  • Kartoffel- und Semmelklöße (nur 1 Kloß)
  • Natürliches, ungesüßtes Frischkornmüsli ohne Früchte
  • Hackfleischklöße, die mit Brötchen oder anderen Mehlprodukten gefertigt wurden
  • Brot (z.B. je zwei kleine Scheiben zum Frühstück und Abendbrot)
  • Jedes Produkt, das unter Verwendung von Mehl oder Stärke hergestellt wurde
  • An Obst nur 1 kleiner Apfel oder 1 Mandarine oder 1 Kiwi
  • 0,3 L Bier pro Tag oder 0,25 L trockener Wein pro Tag oder 1 Schnaps pro Tag

3. (Rot): Absolut verboten

  • Süßes Obst und Obstsaft
  • Süße Getränke (Limonaden, "normale" Cola)
  • Marmelade, Gelee
  • Honig, Rübenkraut, Sirup
  • Kuchen, Plätzchen, jedes süße Gebäck
  • Chips
  • "Diabetikerprodukte" (werden ohnehin aus dem Handel genommen)
  • Alle Süßigkeiten, Schokolade, Bonbons, süße Nachspeisen
  • Zucker in jeder Form
  • Alle Speisen, die unter Verwendung von Zucker hergestellt werden.

Erläuterungen:

Sinn dieser Liste ist es, mittels der erhaltenen Informationen auf Zucker ganz zu verzichten, andere natürliche Kohlehydrate (entwickeln Zucker!) mengenmäßig zu beschränken, dafür aber reichlich gesunde Nahrungsmitte zu essen.

Merke:

  • Zucker, Honig, Marmelade, Obst und Obstsäfte weglassen
  • Produkte, die unter Verwendung von Zucker hergestellt wurden, weglassen
  • Kohlehydrate mengenmäßig nach einem festen Schema beschränken
  • Fette bei Übergewicht reduzieren
  • Eiweißprodukte (Milchwaren, Fleisch, Fisch, Sojaprodukte) sind erlaubt
  • Erlaubt und sogar ausdrücklich in jeder Menge erwünscht sind Rohkostsalate und alle Gemüsesorten

Wenn Sie also zum Ende der Mahlzeit noch Appetit haben, dürfen Sie aus der Rubrik 1. (= Grün) nachlegen. Beispielsweise legen Sie mittags noch eine Scheibe Fleisch, ein Stück Fisch oder eine kleine Portion einer Eierspeise nach, und unbedingt auch reichlich Salate und Gemüse. Sie legen aber bitte nicht aus der Rubrik 2. (= Gelb) Kartoffeln, Reis, Nudeln oder Klöße nach (das sind die berühmten kohlehydrathaltigen "Sättigungsbeilagen").

Wenn Sie morgens und abends nach dem Essen noch Appetit haben, können Sie beispielsweise aus der Rubrik 1. (= Grün) eine Scheibe mageren Schinken, ein Stück mageren Käse, Tomaten, Gurken und jede Menge Magerquark nachlegen und auch noch einen Joghurt (ohne Marmelade oder andere Zusätze!) essen. Sie legen aber bitte aus der Rubrik 2. (= Gelb) kein Brot oder Brötchen und keine Müsliportion mehr nach.

Es hilft, ein gewünschtes Sättigungsgefühl zu erreichen, wenn man langsam isst, gut kaut und viel dazu trinkt.

Die meisten Menschen mit Diabetes sollten auch das Gewicht reduzieren. Wenn auch Sie abnehmen wollen, legen Sie zusammen mit Ihrem Arzt ein vernünftiges und auch erreichbares Gewichtsziel fest, wiegen sich täglich und führen eine Gewichtstabelle.
Wenn Sie an Gewicht abnehmen wollen, sollten Sie bei den ja ausdrücklich erlaubten Nahrungsmitteln der Rubrik 1. (= Grün) trotzdem auch auf den Kaloriengehalt achten. Sie würden dann im Zweifelsfall die jeweils fettärmeren Varianten wählen.

Kalorienreiche, also vor allem fetthaltige Nahrungsmittel lassen zwar nicht unmittelbar Ihren Blutzucker steigen, würden aber die vielleicht erwünschte Gewichtsreduktion stören. Dadurch würde langfristig das Ziel einer guten Zuckereinstellung erschwert. Wenn Sie nicht an Gewicht abnehmen müssen oder wollen, ist der Fettgehalt der Nahrung für Ihre Zuckereinstellung zunächst erst einmal nicht von Bedeutung.

Wenn Sie an Gewicht abnehmen müssen oder wollen, ist auch eine regelmäßige Bewegung hilfreich. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über einen geeignete Form der Bewegung. Manchmal sind schon 2 bis 3 ausgiebige Spaziergänge pro Woche ausreichend. Bewegung hilft übrigens bei der Einstellung Ihres Diabetes, auch wenn Sie nicht an Gewicht abnehmen wollen.

Notabene:

Wie Sie sehen, bleibt auch dem Diabetiker noch die Auswahl aus vielen leckeren Speisen. Eigentlich sind nur Essgewohnheiten verboten, die auch für den Nichtdiabetiker ungesund sind. Sie werden sich also ab jetzt gesund ernähren! Vielleicht beschäftigen Sie sich einmal mit der berühmten "Mittelmeerkost". Von der regionalen Küche der Italienern, Spaniern und Südfranzosen kann man manches lernen. Und "darben" tun die doch auch nicht!

Warum wollen wir Ihre Blutzuckererkrankung möglichst gut einstellen?

Im Rahmen eines Diabetes kommt es häufig zu schweren Begleit- und Folgeerkrankungen, die die Lebensqualität einschränken und das Leben verkürzen können. Insbesondere sind hier zu nennen:

  • Herzkreislauferkrankungen, wie Herzinfarkt, erhöhter Blutdruck und Schlaganfall
  • Nierenerkrankungen mit schlimmstenfalls notwendiger Dialyse
  • Nervenerkrankungen, zum Beispiel schmerzhafte Missempfindungen an den Beinen
  • Impotenz bei Männern
  • Augenkrankheiten, schlimmstenfalls mit Erblindung

Diese Erkrankungen, die bei einer schlechten Diabeteseinstellung nicht sofort, aber später so gut wie immer auftreten, wollen wir durch eine möglichst gute Einstellung Ihres Diabetes vermeiden. Und das geht! Vor allem, wenn Sie mithelfen.

Was Sie noch wissen sollten:

Zur bestmöglichen Einstellung Ihres Diabetes sollten Sie einmal pro Quartal in Ihrer Hausarztpraxis eine Laborkontrolle (Blut und Urin) durchführen lassen. Je nach Situation wird der Arzt verschiedene Werte bestimmen lassen.

Sie müssen nicht alle Ihre Werte kennen. Sie sollten aber Ihren letzten HbA1-Wert, den letzten Blutzucker (= BZ)-Nüchternwert und den letzten Blutzuckerwert (= BZ) 2 Stunden nach dem Frühstück wissen. Ihr Arzt wird Ihnen für diese 3 Werte Vorgaben geben, so dass Sie Ihre letzten Werte mit den Vorgaben vergleichen können. So wissen Sie auch, ob Sie das Behandlungsziel erreicht haben, oder nicht. Wichtig ist auch der Urinbefund und das schädliche LDL-Cholesterin.

Sie sollten auch Ihren zuletzt gemessenen Blutdruck (= RR) und den von Ihrem Arzt vorgegebenen Ziel-Blutdruck kennen.

Idealerweise sollten Sie einen Blutzuckerausweis bei sich führen, wo die zuletzt ermittelten Labor- und Blutdruck-Werte und die entsprechenden Zielwerte eingetragen sind. Auch das Gewicht und das Zielgewicht werden dort erfasst. Zusammenfassend sollten Sie folgende wichtige Werte kennen:

  • HbA1 (auch HbA1C-Wert genannt)
  • BZ (nüchtern und 2 Stunden nach Frühstück)
  • Urin (Zucker, Eiweiß, Mikroalbumine)
  • LDL-Cholesterin
  • RR (Blutdruck)
  • Körpergewicht

Wenn Diät allein nicht ausreicht:

Wenn die oben genannten "Erstmaßnahmen" einer Nahrungsumstellung, einer Steigerung der Bewegung und einer evtl. erforderlichen Gewichtsreduktion allein für eine gute Diabetes-Einstellung nicht ausreichen, wird Ihr Arzt Ihnen zusätzlich Tabletten aufschreiben.

Wenn auch darunter die Zucker-Zielwerte nicht erreicht werden können, muss gespritzt werden. Selten kommen Spritzen ohne Insulin in Frage, meist wird man Ihnen Insulinspritzen verordnen.

Insulin zu spritzen, tut fast nicht weh und ist heute mit den neuen Insulin-Pens kinderleicht. Wenn Ihrem Körper wirklich Insulin fehlt, ist Insulin die einzig vernünftige Behandlungsmöglichkeit.

Wenn Sie Insulin spritzen müssen, werden Sie auch lernen, Ihren Blutzucker mit Teststäbchen zu messen. So lange Sie nur Tabletten nehmen, ist das nicht erforderlich.

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