Rolling Stones: Beggars Banquet + More
Den einzig und allein würdigen "Milestone" aus dem riesigen Werk
der Rolling Stones zu benennen ist sicher nicht leicht. Auch "Exile
On Main Street" , "Sticky Fingers" oder "Their Satanic
Majesties Request" wären Kandidaten gewesen, rein
musikalisch-handwerklich wohl sogar die besseren. Warum also die Krone
für Beggars Banquet?
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Natürlich ist die Auswahl dieses wirklichen "Inselalbum" einer
Band immer subjektiv und damit immer auch ungerecht. Ich meine aber, der
Einfluss der Stones auf die Rockmusik wäre in keiner anderen
Veröffentlichung größer gewesen.
"Their Satanic Majesties Request" war eine Replik auf "Sgt.
Peppers Lonely Hearts Club Band" der Beatles, also wohl keine ganz
eigene Entwicklung. Auch ganz klar: die beiden weiteren oben erwähnten
Alben, die nach einem Zwischenspiel mit "Let It Bleed" dem hier
postulierten "Milestone" folgten, sind absolut "top" und
durch die Solo-Gitarrenarbeit eines Mick Taylor auch musikalisch
überragend. Aber "Beggars Banquet" (noch mit dem
Gründungsmitglied Brian Jones) hat eine "Rotzigkeit" und dennoch
eine "Grandesse", die von den Stones später nicht wirklich mehr
erreicht wurde.
"Sympathie For The Devil", dieses Skandallied, bei dem es am
6.12.1969 auf dem "Altamond Speedway Free Festival" zu einer
Messerattacke eines "Hell Angels" mit Todesfolge kam, dient
Mick Jagger auch heute noch bei jedem Auftritt zur Zelebrierung des
Stones-Mythos.
Es war damals eine wilde, gärende Zeit. Auf dem Programm des Festivals
standen Namen wie "Santana", "Jefferson Airplain",
"Crosby, Sills. Nash & Young" und "The Grateful
Dead". Der Todesfall war sicher nicht Schuld der Stones, bleibt aber
erschauernd mit der Interpretation dieses Liedes verbunden.
Weitere unvergessliche Titel dieses Albums sind "No
Expectations", "Dear Doctor", "Street Fighting Man"
und "Factory Girl".
Das WC-Graffiti-Cover war lange Zeit verpönt. Meine LP der damaligen
Jahre zeigt ein nichtssagendes Bild mit einem beigen Hintergrund und dem
Titel der Scheibe in Schreibschrift. So war das damals: Aufbegehren und
Zensur. Auch die Stones sind ein Mosaikstein der damaligen kleinen
westlichen "Kulturrevolution" und ein Symbol der 68er-Bewegung.
Die 68`er Generation kennt "Beggars Banquet" deshalb natürlich
in- und auswendig. Wer aber als heute geborener Rock-Neugieriger in die
Musik der Rolling Stones einsteigen will, sollte mit diesem Album
beginnen.
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Weitere Alben im Kampf um den Spitzenplatz der internen Stones-Wertung
sind "Exile On Main Street" (1972) und "Sticky
Fingers" (1971), beide nach dem "Rausschmiss" und Tod
Brian Jones` mit dem Solo-Gitaristen Mick Taylor. Danach kämen in meinem
ganz persönlichen Ranking das Rhythm und Blues-Frühwerk
"Aftermath" (1966) und das psychedelisch angehauchte
"Their Satanic Majesties Request" (1967).
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Viele bekannte Songs der Rolling Stones wurden - wie seinerzeit üblich -
zunächst nicht auf LP, sonden als Single veröffentlicht. Ähnlich den
"Past Masters" der Beatles hat man diese Hits später innerhalb
einer gesonderten CD-Edition veröffentlicht. Die Box mit 3 CDs trägt den
Titel "The Rolling Stones Single Collection".
Dort finden Sie Titel wie "Not Fade Away", "It`s All Over
Now", "Time Is On My Side", "The Last Time",
"Satisfaction", "As Tears Go By", "19th Nervous
Breakdown", "Paint It, Black", "Lady Jane",
"Let`s Spend The Night Together", "Ruby Tuesday",
"Jumpin` Jack Flash" und viele andere.
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In den 70ern und 80ern hatten die Stones eine gewisse schöpferische
Pause und auch "Zoff" untereinander. Die in dieser Zeit
veröffentlichten Alben gehören ganz sicher nicht zu den "must
have". Erst mit "Steel Wheeles" (1989) startet die
Gruppe eine neue Erfolgsserie und gibt umjubelte Konzerte auf
Mammut-Bühnen in aller Welt. Hineinhören würde ich dann noch in
"Voodoo Lounge" (1994), "Bridges To
Babylon" (1997), und "A Bigger Bang" (2005).
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Die zwei größten und auch umfangreichsten DVD-Mitschnitte von
Stones-Konzerten des 21. Jahrhunderts sind "Four Flicks"
von der Tour 2002/2003 (Madison Square Garden, New York; Twickenham
Stadium, London; Olympia Theatre, Paris) und "The Biggest
Bang" von der Tour 2005/2006 (Zilker Park, Austin Texas;
Copacabana Beach, Rio de Janeiro; weitere Mitschnitte aus Japan, China,
Argentinien). Beide 4-CD-Boxen enthalten noch etliches
"Bonus"-Material und sind in excellenter Ton- und Bildqualität
mitgeschnitten worden.
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Meine ganz persönliches DVD-Highlight (allerdings viel weniger
spektakulär und fast "intim") ist der ausgefuchste Scorsese-Film
"Shine A Light" aus dem Beacon Theater in New York City
(2006). Ein schöneres Konzert-Video kann es eigentlich gar nicht geben.
Da wäre ich gern dabei gewesen, leider aber wurde mein Platz an Bill
Clinton vergeben ...
Wer die Stones einmal auf dem Höhepunkt ihrer Popularität in einem
Konzert der 60er Jahre sehen will, dem empfehle ich "The Rolling
Stones - Stones in the Park" , ein Mitschnitt vom 5.7.1969 aus
dem Hyde Park London vor 500.000 Menschen. Der Eintritt war übrigens
frei. Brian Jones verstarb 2 Tage zuvor, auf der Bühne stand für ihn
Mick Taylor an der Gitarre. Neben 8 kompletten Titeln (allesamt
"Stones-Klassiker") enthält die DVD umfangreiches
Backstage-Material und Interviews mit Mick Jagger.
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