Oscar Peterson Trio: Night Train
Das 1962 entstandene Studio-Album "Night Train" ist Petersons
meistverkaufte Platte. Manche beklagen allerdings eine zu starke
kommerzielle Orientierung, auch wegen der "radiotauglichen"
recht kurzen Stücke. Was aber spricht wirklich dagegen, Musik zu
produzieren, die von möglichst vielen Menschen gehört wird!
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In seiner Autobiografie widmet Oscar Peterson diesem Album ein eigenes
Kapitel und äußert sich dort auch zum Verkaufserfolg: "Ich freue
mich ganz besonders deshalb darüber, weil ich der Meinung bin, dass die
Musik auf diesem Album die Gefühle und Themen wiederspiegelt, die das
Amerika dieser Zeit charakterisieren".
Während der Aufnahmesessions mit Ray Brown (b) und Ed Thigpen (dr) regte
Norman Granz an, den ausgewählten Standards einen weiteren langsamen
Titel mit Bluesfeeling anzufügen. Spontan komponierte Peterson "The
Hymn To Freedom", eine Verbeugung vor der Bürgerrechtsbewegung von
Reverend Martin Luther King.
Auf späteren Neuveröffentlichungen sind den 11 Originaltiteln weitere
Varianten und Outtakes hinzugefügt worden, weil die größere Kapazität
einer CD das jetzt hergab. Ein Verzicht auf diese Zugaben wäre m.E. aber
klüger gewesen. Hat man die CD-Neuproduktion mit den Ergänzungen aber
nun einmal erworben, kann man ja nach "Hymn To Freedom" auf den
Wiederholungs- oder Aus-Button des Players drücken. Oder man hört sich
wenigstens noch den virtuosen Bonustrack "Now`s The Time" an.
Echte Highlights sind "C-Jam Blues", "Georgia On My
Mind", "Take The A-Train”, "Band Call”, "The
Honeydripper” und "Moten Swing”. Eigentlich nicht wirklich eine
Blues-Platte, eher ein Swing-Album mit Blues-Feeling. Wie auf all seinen
Platten zeigt Peterson auch hier höchst anspruchsvolle Klaviertechnik
neben einem unschlagbar tiefem Ausdrucksvermögen. Und weder Technik noch
Ausdruck sind Selbstzweck, beide verschmelzen zu einer wunderbaren
Musik. Ray Brown und Ed Thigpen sind mit ihrem Drive und ihren kurzen
Soli gleichberechtigt-integrierte Partner im vielleicht größten
Piano-Jazztrio aller Zeiten.
Diese Platte mit dem unverwechselbaren Cover gehört in jede
Jazz-Sammlung!
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zur nächsten Besprechung
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