Dorothea Puschmann: Zwickmühle
Gmeiner Verlag
ISBN 978-3-89977-811-3
Dass eine Frau Kriminalromane schreibt, ist ja längst nicht mehr
außergewöhnlich. Aber eine promovierte Religionswissen-schaftlerin!? Nun
hält sich Dorothea Puschmann allerdings durchaus nicht sklavisch an die
geschriebenen oder unge- schriebenen Regeln des Genres. Sie erschlägt
uns keineswegs mit moderner Kriminaltechnologie, hetzt nicht von einer
Schießerei zur nächsten und erspart uns unnötige effekthascherische
Gewaltszenen.
Blut fließt allenfalls in homöopathischen Dosen und Tote gibt es (fast)
gar nicht.
Dafür wird die spannende Entführungsstory zweckdienlich bereichert durch
teils amüsante, teils aber auch nachdenklich stimmende Erkenntnisse über
Eitelkeiten, Raffgier, zwischenmenschliche Verstrickungen und
unverarbeitete seelischen Verletzungen.
Zwei Männer verschwinden unter mysteriösen Umständen. Für den einen gibt
es immerhin eine ganz handfeste Lösegeldforderung. Doch viele Indizien
erscheinen in der Gesamtschau zunächst unklar und widersprüchlich. Die
beiden zur Hilfe gerufenen Privatdetektive Katharina Fröhlich und Julian
Frey entdecken aber schon bald eine heiße Spur.
Die Autorin vermittelt innerhalb der Handlung ganz nebenbei auch manches
Detail aus dem Münsteraner Lokalkolorit und weckt dadurch in uns ehemals
dort Studierenden (wehmütige!) Erinnerungen. Der vielversprechenden
Untertitel "Ein Münsterland-Krimi" ist also durchaus auch
Programm.
Nicht ganz genretypisch wird zudem das leibliche Wohl des Lesers
bedacht: Das offenkundig zu den "gemäßigten" Gourmets zählende
Detektivpaar verrät uns einige Rezepte ihrer Lieblingsspeisen und
Drinks. Gut möglich also, dass der Krimi nach der Lektüre nicht im
Bücherschrank, sondern im Küchenregal landet. Mich als Hobbykoch reizen
diesbezüglich das "Gratin dauphinois mit Mangoldgemüse" und der
Longdrink "Bloody Mary spezial".
Zum Schluss überstürzen sich die Ereignisse dann doch noch und nehmen
letztlich eine ganz und gar unerwartete Wende. Obschon andererseits dem
aufmerksamen Leser durchaus auch schon sehr viel früher ein
fürchterlicher Verdacht hätte kommen können …
Hier noch ein nachdenkenswerter, vielleicht sogar philosophischer
Gedanke aus dem Buch:
"Leben ist eben das, was passiert, wenn man gerade etwas anderes
vorhat."