Johnny Cash - Serie American-Recordings

Cash American I
Cash American II
Cash American III
Cash American IV
Cash American V
Cash American VI

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Sie zählen bisher nicht zu den eingeschworenen Cash-Fans? In diesem Fall gehören Sie zu unserer Zielgruppe und wir empfehlen Ihnen, sich neugierig und "ergebnisoffen" mit der herausragenden "American-Serie" zu befassen.

Denn das ist nicht mehr typischer Country! Das ist keine U-Musik im Sinne von Unterhaltungsmusik, das ist U-Musik im Sinne von Ur-Musik oder Universal-Musik.

Die 6 Einspielungen haben nichts mehr gemein mit den zahlreichen Cash-Platten der vergangenen Jahrzehnte. Die American-Produktion ist etwas völlig anderes, sie ist Cashs eigentliches Vermächtnis. Hören sie seine in den späten Aufnahmen bereits vom nahen Tode gezeichnete Stimme. Lassen Sie den Emotionen freien Lauf.

Und vergessen Sie vorerst einmal (fast) alles, was die Country-Legende zuvor eingespielt hat!

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Der Produzent Rick Rubin

Produziert wurden Cashs 6 Aufnahmen der "American"-Serie von Rick Rubin (* 1963), dem Chef des Labels "American Recordings". Ohne Rick Rubin, einem der einflussreichsten Produzenten der zeitgenössischen amerikanischen Musikszene, würde es dieses Cash-Vermächtnis nicht geben.

Dabei hatte sich Rubin zuvor nicht gerade als Country-Produzent hervorgetan. Beginnend mit Hip-Hop-Platten erweiterte er nach und nach sein Spektrum und produzierte Stars wie die Beastie Boys, Red Hot Chili Peppers, Neil Diamond, Tom Petty, Dixie Chicks, Justin Timberlake, Linkin Park, Jakob Dylan, Kid Rock, Metallica und Gossip. Man erkennt: der Mann ist stilistisch nicht festgelegt. Im Jahre 2007 und 2009 erhielt er jeweils einen Grammy für den "Produzenten des Jahres".

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Johnny Cash (* 26. Februar 1932; † 12. September 2003)

Rund 80 Alben hat Cash seit 1955 vorgelegt, ein schier unüberschaubares Werk. Er hat Hits wie "Ring Of Fire", "I Walk The Line" oder "A Boy Named Sue" geschrieben. Seine vor Gefängnisinsassen eingespielten Live-Aufnahmen in Folsom und San Quentin Ende der 60er Jahre haben Aufsehen erregt. Überhaupt war er zeitlebens ein unbequemer "Outlaw", dieser "Man In Black". Letztere Bezeichnung ist auch Titel eines seiner berühmtesten Songs und zugleich Titel seiner Autobiographie.

Cash widmet sich in vielen seiner Songs dem Leben der Unterprivilegierten, der Ausgestoßenen, der Menschen am Rande der Gesellschaft. Wie heißt es im Song "Man In Black": "Ich trage Schwarz für die Armen und die Unterdrückten, die im Elendsviertel der Stadt leben und Hunger, aber keine Hoffnung haben, ich trage es für den Gefangenen, der längst für sein Verbrechen gebüßt hat, aber immer noch einsitzt, weil er ein Opfer der Umstände ist".

In seinen letzten Lebensjahren war er gezeichnet von einer unheilbaren Nervenkrankheit.

Verheiratet war Cash seit 1968 mit June Carter, einer Tochter von Maybelle Carter, die mit der Carter Family in den 30er und 40er Jahren Country-Geschichte schrieb. Bei Konzerten trat June Carter oftmals an der Seite ihres Mannes auf. Sie schrieb auch Songs für ihn und war beispielsweise Mitautorin von "Ring Of Fire". June Carter Cash starb im Mai 2003 im Alter von 73 Jahren. Nur 4 Monate später, im September 2003 folgte ihr Johnny Cash.

Cash nahm mehr als 1.500 Songs auf. Er erhielt 15 Grammys, darunter 1999 einen für sein Lebenswerk. Zudem erhielt er mehrere Auszeichnung der Country Music Association und wurde 1980 in die Country Music Hall of Fame aufgenommen. 1992 folgte die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame und 2011 die Aufnahme in die Gospel Music Hall of Fame.

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Wie kam es überhaupt zur Auswahl der einzuspielenden Songs? Da waren zum einen Cashs jahrzehntelange "Favorits", die er schon oft gesungen hatte oder aber schon immer singen wollte. Und da waren zum anderen Coversongs sehr verschiedener Komponisten, die Rick Rubin einbrachte. Letztere waren vom Country meist meilenweit entfernt. Manche davon kannte Johnny Cash überhaupt nicht, hat sie sich dann aber ganz zu Eigen gemacht. Eine Fähigkeit, die ihn schon immer ausgezeichnet hatte.

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Die 6 Alben der "American Recordings-Reihe":

  • 1994: Cash – American Recordings ("American I”)
  • 1996: Cash – Unchained ("American II")
  • 2000: Cash – American III: Solitary Man
  • 2002: Cash – American IV: The Man Comes Around
  • 2006: Cash – American V: A Hundred Highways
  • 2010: Cash – American VI: Ain't No Grave

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Cash American I

Johnny Cash - American Recordings ("American I")

Hier die 13 Tracks von American Recordings ("American I"):

  1. Delia's Gone (Karl Silbersdorf, Dick Toops)
  2. Let The Train Blow The Whistle (Cash)
  3. The Beast In Me (Nick Lowe)
  4. Drive On (Cash)
  5. Why Me Lord? (Kris Kristofferson)
  6. Thirteen (Glenn Danzig)
  7. Oh, Bury Me Not (Alan Lomax, John A. Lomax, Roy Rogers, Tim Spencer)
  8. Bird On A Wire (Leonard Cohen)
  9. Tennessee Stud [live] (Jimmy Driftwood)
  10. Down There By The Train (Tom Waits)
  11. Redemption (Cash)
  12. Like A Soldier (Cash)
  13. The Man Who Couldn't Cry [live] (Loudon Wainwright III)

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"American Recordings" (heute zumeist als "American I" bezeichnet) war Cashs erstes Album zusammen mit dem damals 30-jährigen Produzenten Rick Rubin. Es war ein spektakuläres Comeback nach Jahren der Stille. Niemand hatte nach Cashs Drogenexzessen und Erkrankungen an ein neues Lebenszeichen der Country-Legende geglaubt. Nun aber hören wir den 62-Jährigen und seine Gitarre mit neuen Songs, aufgenommen in Cashs eigener zum Studio umgebauten Blockhütte und in Rubins Wohnzimmer. Zudem wurden zwei Tracks (Nr. 9 und Nr. 13) live in Johnny Depps Club "Viper Room" auf dem Sunset Boulevard, L.A. vor einem hörbar begeisterten Publikum mitgeschnitten. (Wie gern hätte man das ganze 90-minütige Live-Konzert! Am besten noch als Film!")

Diese 13 Soloaufnahmen hinterlassen einen tiefen Eindruck.

Man nimmt Cash ab, dass er so fühlt, wie er singt. Die Reduzierung auf Cashs Akustikgitarre und seine archaische (zu diesem Zeitpunkt noch volle) Bass-Bariton-Stimme verleihen den Aufnahmen eine bewegende, nahezu überirdische Kraft. Die Oberflächlichkeit früherer Interpretationen ist vorbei. Cash singt ergreifend inspiriert, entspannt, dabei manchmal auch düster-erschütternd, immer aber zugleich mitreißend melancholisch schön. Abgesprochen war, dass die Aufnahmen die "dunkle Seite" Cashs präsentieren sollten. Das ist gelungen!

Cash präsentiert uns fünf eigene Lieder, bringt aber auch Songs von Kris Kristofferson, Nick Lowe, Leonard Cohen, Tom Waits und Loudon Wainwright. Er erzählt uns Geschichten, in denen es um Gewalt geht, um Verlust und Erlösung, um Vertreibung und Unterdrückung, um Freiheit, Gott, Selbstanklagen und die ewig unergründlichen Dramen menschlichen Irrens. Dabei klingen die Cover-Songs so, als wären sie von ihm selbst verfasst oder zumindest ihm auf den Leib geschrieben worden.

Die Wirkung der Musik liegt vor allem in ihrer Authentizität. Nichts wirkt aufgesetzt, nichts gekünstelt, Cash meint, was er singt und singt, was er meint. Er scheint alles selbst erlebt zu haben, und das hat er wohl auch, wie wir aus seiner Biografie wissen. Lieder über Elend, Krieg, Verlust, Glauben, eigene Schwächen und Tod. Ist man nicht vorbereitet und hat zudem noch den Cash früherer Jahre im Ohr, kann der Effekt dramatisch, ja verstörend sein.

Mit diesen und den folgenden 5 Einspielungen der American-Serie lässt sich Cash endgültig nicht mehr in eine bestimmte Kategorie einordnen, er passt in keine Schublade. Typischer Country oder Rockabilly ist das sicher nicht mehr, etwas Gospel ist dabei, etwas Folk, etwas Blues, auch etwas Rock. Vielleicht muß man das Genre noch neu definieren, oder aber man einigt sich ganz einfach wie folgt: "Das ist der späte Cash".

Nur Stimme und Gitarre, so hatte Cash auch schon für sich privat zahlreiche Songs in seinem Studio eingespielt (vgl. die Sammlung "Personal File"). Man kann annehmen, dass er diese "Besetzung" schätzte. Nur hatte vor Rick Rubin kein Produzent solch eine Reduzierung gewagt. Im deutschen Rolling Stone-Magazin heißt es zu American Recordings: "Es klingt so, als würde Gott persönlich aus dem Alten Testament vorlesen".

Diese Aussage können wir so vollinhaltlich auch (oder gerade) für die folgenden 5 Aufnahmen der American Recordings-Serie von Johnny Cash und Rick Rubin übernehmen. Denn vor allem in den nachfolgenden Produktionen klingt Cashs Stimme oftmals so brüchig, dass einem die Tränen kommen mögen. Dann aber wieder zugleich so eindringend, ja gewaltig, dass es einem den Rücken herunterläuft und dass man eine Gänsehaut bekommt.

Bob Dylan über Johnny Cash: "He rises high above all, and he'll be never die or be forgotten, even by persons not born yet - especially those persons - and that is forever."

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Die Texte und Themen auf "American Recordings" = "American I"

Es ist der thematische Zusammenhang, der das Album wie aus einem Guß erscheinen läßt und der es mit seinen tiefsinnigen, oft düsteren und selten auch einmal spöttischen Texten weit über die Country-Musik früherer Jahre heraushebt.

Unsere Anspieltipps sind "Let the Train Blow the Whistle", "Redemption" und "Like a Soldier".

Gleich der erste Song geht unter die Haut: Die Ballade "Delia's Gone" handelt von einem Mörder, der nach der Erschießung seiner ambivalent geliebt/gehassten Delia mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat und schließlich noch im Gefängnis von ihrem Geist verfolgt wird. Dieser bereits 1962 auf "The Sound of Johnny Cash" veröffentlichte Song wurde für "Amercan Recordings" von Cash mit neuem Text versehen und klingt jetzt noch schwärzer, noch bitterböser. Der Track hat nicht zuletzt auch durch Anton Corbijns Videoclip mit Kate Moss für Aufsehen gesorgt.

Für mich ist dieser Track aber keine "Mörderballade", sondern eine Reflexion über Schuld und Sühne. Kommt es denn nicht wirklich oft vor, dass wir gerade das, was wir lieben, vernichten? Wenn wir den Text nicht allzu wörtlich übersetzen, steht Delia in diesem Zusammenhang für viele mögliche Dinge und Begebenheiten.

Cashs`s Eigenkomposition "Let The Train Blow The Whistle" beschäftigen sich mit dem Wunsch nach Freiheit durch Abschiednehmen und Loslassen. Der die Station verlassende Zug symbolisiert das perfekt. Mit der gleichen Thematik beschäftigt sich der Song "Down There By The Train", einer von Cash eindriglich vorgetragenen Tom Waits-Komposition. Dieser Zug nimmt selbst die Sünder auf:

"If you`ve lost all your hope, if you`ve lost all your faith
I know you can be cared for and I know you can be safe
And all the shamefuls and all of the whores
And even the soldier who pierced the side of the Lord
Is down there by the train".

"Redemption" hört sich düster an, befasst sich aber mit nichts Geringerem als der Erlösung durch das Blut des Gekreuzigten und weist dem tiefgläubigen Cash (und gern auch uns) den Weg:

"And a small inner voice
Said: You do have a choice"

In "Like A Soldier" reflektiert Cash dankbar seinen bisherigen nicht immer geraden Weg und zeigt sich verwundert, noch am Leben zu sein:

"Like a soldier getting over the war
Like a young man getting over his crazy days
Like a bandit getting over his lawless ways
Every day is better than before
I`m like a soldier getting over the war".

Mit einer ganz ähnlichen Thematik befasst sich "Drive On". Hier geht es um einen Vietnam-Heimkehrer, der sich nur mühsam zu Hause zurecht findet und kaum über das Erlebte, z.B. den Tod des Freundes sprechen kann:

"Drive on, don`t mean nothin`,
My children love me, but they don`t understand".

Auch alle Coversongs sind sorgfältig ausgewählt und passen excellent ins Spektrum. "Why Me Lord" von Kris Kristofferson und "Oh, Bury Me Not" von Lomax/Lomax sind Gebete. Zu "Bird On A Wire" von L. Cohen muß man nichts mehr sagen, es geht um Freiheit, aber auch um Wiedergutmachung.

Skurril ist das letzte live vorgetragene Stück "The Man Who Couldn`t Cry" von L. Wainwright III. Da gibt es einem Mann, dem trotz schwerster psychischer als auch physischer Schicksalschläge keine Tränen kommen. Erst, als er nach einer Gefängnisentlassung Frieden und Freunde findet, kann er nicht mehr aufhören, zu weinen. Er trocknet dadurch aus, stirbt und sorgt vom Himmel aus mittels einer Sintflut dafür, dass all das ihn zugefügte Unrecht gerächt wird. Übrigens müssen auch die Kritiker für ihre Verrisse büßen. Gut, diese Zeilen stammen nicht von Cash, aber zufällig ausgewählt sind sie wohl mitnichten.

Alles in allem ein feines Album, sicher noch stärker dem Country verpflichtet als die nachfolgenden American-Produktionen, aber doch auch schon deutlich tiefer reflektierend als die Vorgänger.

Übrigens ist das Album auch in einer wertigen Metalkassette lieferbar, wordurch sich zum akustischen auch noch ein haptisches Vergnügen hinzugesellt.

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Cash American II

Johnny Cash - Unchained ("American II")

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Hier die 14 Titel von Unchained ("American II")

  1. Rowboat (Beck)
  2. Sea Of Heartbreak (P. Hampton / H. David)
  3. Rusty Cage (Chris Cornell)
  4. The One Rose Lenny McEntire)
  5. Country Boy (J. Cash)
  6. Memories Are Made Of This (F. Miller/R. Dehr/T. Gilkyson)
  7. Spiritual (Josh Haden)
  8. Kneeling Drunkard`s Plea (June, Helene and Anita Carter)
  9. Southern Accents (Tom Petty)
  10. Mean Eyed Cat ((J. Cash)
  11. Meet Me In Heaven (J. Cash)
  12. I Never Picked Cotton (Charles Williams/Bobby George)
  13. Unchained (Jude Johnstone)
  14. I`ve Been Everywhere (Geoff Mack)

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Für das zweite Album "Unchained" im Jahr 1996 engagierte Cash Begleitmusiker von Tom Petty & The Heartbreakers, den Red Hot Chili Peppers und Fleetwood Mac. Als Anspieltipps dieses Albums empfehlen wir Tom Pettys "Southern Accents", das herzerweichend gesungene "Spiritual", "Meet Me In Heaven" und "Unchained".

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Die Texte und Themen auf Unchained = "American II"

Auch bei diesem Album lohnt ein Blick auf die Texte.

"Rowboat" beschreibt das Leben als eine Art Ruderbootfahrt auf dem weiten wilden Ozean. Es geht um enttäuschte Liebe, um Zurückweisung und um den Wunsch, noch das rettende Ufer zu erreichen. Und mit dem Meer, speziell dem Tränenmeer, verlorener Liebe und dem nicht erreichbaren Hafen geht es gleich nahtlos weiter im zweiten Song "Sea of Heartbreak":

The lights in the harbour
Don`t shine for me.
I`m like a lost ship
Adrift on the sea.

"Rusty Cage" ist ein trotziges und eindringlich vorgetragenes Freiheitsbekenntnis. Nach 2 Balladen ("The One Rose", "Memories Are Made of This") und der Uptempo-Rockerzählung "Country Boy" kommt mit "Spiritual" der erste Höhepunkt des Albums. Wir hören ein ergreifendes spirituelles Glaubensbekenntnis. Das Stück geht über Pop, Rock und Country bereits weit hinaus und weist auf die Thematik der folgenden Alben. Der Blick ist auf den nahenden und unvermeidlichen Tod gerichtet:

Jesus I don`t wanna die alone
My love wasn`t true, now all I have is you
Jeus oh Jesus I don`t wanna die alone.

Jesus if you hear my last breath
Don`t leave me here.
Left to die a lonely death.
I know I have sinned but Lord I`m suffering
Jesus oh Jesus If you hear my last breath.

Nach einer wohl autobiografisch gefärbten Country-Ballade von der "Ausrede des knieenden Trunkenboldes" ("Kneeling Drunkard`s Plea") kommt mit Tom Pettys "Southern Accents" unser zweiter Anspieltipp. Der immer noch kraftvoll vorgetragene Song ist bei bereits eben vernehmbarem Zittern der Stimme ein einziges Bekenntnis zur eigenen Herkunft, zum eigenen Weg:

I got my own way of talkin`
But erery thing is done,
With a southern accent,
where I come from.

Später heißt es dann noch:

I`ve got my own way of workin´
I got my own way of prayin`
We have our own way of livin`

"Meet Me In Heaven", eine Cash-Komposition,beschäftigt sich mit der Frage, was nach dem Tode kommt, was hinter den Sternen liegt. Ein traumhaftes, leidenschaftlich gesungenes Stück, wohl an seine Frau June gerichtet:

We`ve seen the secret things revealed by God
And we heard what the angels had to say
Should you go first, or if I follow you
Will you meet me in heaven someday.

Nach "I Never Picked Cotton", einer Absage an krankmachende Knechtschaft kommen wir mit "Unchained" zum wahrscheinlich ergreifendsten Stück des Albums. Der Song ist ein traumhaftes Gebet, eine Beichte und reuige Selbstanklage mit der Bitte um geistige Befreiung und Erlösung:

Oh, I am weak.
Oh, I know I am vain.
Take this weight from me,
Let my spirit be unchained.

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Wir wissen aus mit seinem Sohn John geführten Interviews, dass es Cash bei den Aufnahmen zu Unchained gesundheitlich bereits extrem schlecht ging. Er mußte deshalb immer wieder Aufnahmepausen einlegen. Das wurde möglich, weil zwischenzeitig die gegenüber seinem Wohnhaus befindliche Blockhütte zum Studio ("Cash Cabin") umgebaut worden war. So konnte er ohne weite Anfahrt proben und aufnehmen, wenn es seine Gesundheit zuließ. Zahlreiche Songs der "American-Reihe" wurden hier aufgenommen. Übrigens wirkte sein Sohn John als Co-Produzent und zweiter Toningenieur mit.

"Unchained" (= "American II") ist rockiger als "American Recordings" (= "American I"), allein schon durch das hier eingesetzte Schlagzeug und den Beitrag der anderen elektrisch verstärkten Begleitmusiker. "Unchained" ist auch zugleich das letzte noch teilweise dem Country verpflichtete Album Cashs, weist aber mit den von uns als Anspieltipps gekennzeichneten Songs schon deutlich voraus auf die kommenden Produktionen.

Nach "Unchained" konnte Johnny Cash aus gesundheitlichen Gründen keine öffentlichen Konzerte mehr geben. Ein gewaltiger Einschnitt für einen Künstler, der zuvor pro Jahr an die 300 Auftritte hatte. Um so mehr konzentrierte sich Cash seitdem auf seine Studioaufnahmen.

An der Bezeichnung der 6 Alben erkennt man klar, dass zunächst keine Aufnahme-Serie geplant war. Das erste und zweite Album tragen noch nicht numerierte Titel, erst das dritte Album wird als "American III: Solitary Man" bezeichnet und verweist nun auf die Reihe bzw. Reihenfolge.

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Cash American III

Johnny Cash - American III: Solitary Man

Hier die Titel von American III: Solitary Man

  1. I Won`t Back Down (Tom Petty & Jeff Lynne)
  2. Solitary Man (Neil Diamond)
  3. That Lucky Old Sun (Haven Gillespie & Beasley Smith)
  4. One (Adam Clayton u.a.)
  5. Nobody (Egbert Williams)
  6. I See A Darkness (Will Oldham)
  7. The Mercy Seat (Nick Cave & Mick Harwey)
  8. Would You Lay With Me (David Alan Coe)
  9. Field Of Diamonds (J. Cash & Jack W. Routh)
  10. Before My Time (J. Cash)
  11. Country Trash (J. Cash)
  12. Mary Of The Wild Moor (Dennis Turner)
  13. I`m Leavin´ Now (J. Cash)
  14. Wayfaring Stranger (Traditional, arranged by J. Cash & John Carter Cash)

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Auf dem im Oktober 2000 erschienen Album "American III: Solitary Man" klingt Cashs sonst so sonorer Bariton erstmals durchgehend brüchig. Das gesamte Album ist durchzogen von Wehmut. Man ahnt, dass hier jemand beginnt, Abschied zu nehmen. Die fragil wirkende Stimme unterstreicht diesen Eindruck. Hier wird nichts übertüncht, technisch geschönt oder durch Background-Vocals gestützt. Nur in der Oper strahlen die Stimmen der Helden noch im Sterben.

Unsere Anspieltipps sind "I Won`t Be Back Down", "Solitary Man", "I See A Darkness” und "The Mercy Seat”.

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Die Texte und Themen auf "American III"

Wieder sind es neben der leidenschaftlich interpretierten Musik vor allem die selbst verfassten, nicht minder aber auch die nachinterpretierten Texte, die gefangen nehmen. Ganz sicher ist keiner der Coversongs allein der musikalischen Qualität wegen eingeschlossen worden, den Ausschlag dürfte in jedem Fall der Text besorgt haben.

Im zusammen mit Tom Petty aufgenommenen und von diesem auch geschriebenen Opener "I Won’t Back Down" versichert uns Cash, dass er sich künftig keinem mehr beugen werde, schon gar nicht seiner Krankheit. Man nimmt ihm das ab. Er will sich niemals wieder auf den Boden werfen lassen, sondern bis zum Schluss (notfalls bis zur Hölle!) aufrecht stehend und nicht zuletzt auch aufrichtig bleiben:

Well I won`t back down, no I won`t back down
You can stand me up at the gates of hell
But I won`t back down.

Der "Solitary Man” hat die Liebe sterben sehen und beschließt, vorerst allein zu bleiben:

Don`t know that I will
But until I can find me
A girl who`ll stay and won`t play games behind me
I`ll be what I am
A solitary man.

"The Lucky Old Sun” ist der Traum eines schwer arbeitenden Menschen vom süßen Luxus des "Nichts-Tun-Müssens”:

Up in the morning, out on a job,
Work like a devil for my pay.
But that lucky old sun got nothing` to do,
But roll around heaven all day.

"One”, den bekannten von Bono charismatisch gesungenen "U2”-Titel interpretiert Cash hier bewusst spröde, um den Text wirken zu lassen. Es geht um Verschmelzung, aber auch um den Schmerz im Miteinander bei nicht immer gegebener Deckungsgleichheit:

We`re one but we`re not the same
Well we hurt each other and we`re doin` it again
.

"Nobody” beschreibt die uns allen gut bekannte Erfahrung, dass immer genau dann keiner da ist, wenn es uns dreckig geht.

"I See A Darkness" erzählt von einem, der neben dem Licht auch immer den dunklen Schatten sieht, wohl wissend, dass ihm sein Gegenüber dorthin nicht folgen kann:

Many times we`ve shared our thoughts,
But did you ever, ever notice, the kind of thoughts I got?

In Nick Cave`s "The Mercy Seat" hören wir Gedanken und Gefühle eines unschuldig zur Todesstrafe verurteilten "Dead Man Walking". Es läßt sich aber auch unschwer eine Assoziation zum Leiden und Tode Jesu Christi herstellen. Dieser Titel war nach Cashs eigener Bekundung einer seiner Lieblingssongs. Den in der Todeszelle Einsitzenden und auf den elektrischen Stuhl Wartenden packt allmählich der Wahn. Schließlich kann er selbst nicht mehr unterscheiden zwischen Wahrheit und Lüge:

A life for a life
And a truth for a thruth.
An eye for an eye
And a toothh for a tooth.
And anywax I told the truth
But I`m afraid I told a lie.

"Would you Lay With Me” fragt nach der unbedingten Bereitschaft zu Beistand und Nachfolge auch in Grenzsituationen, etwa im Todesfall:

Will you bath with me in the stream of life?
When the moon is full will you bath with me?
Will you still love me when I`m down and out?
In my time of trial, will you stand by me?

"Field of Diamonds” ist eine wunderschöne Ballade, entstanden bei der Betrachtung des überwätigenden nächtlichen Sternenhimmels. Sind das Diamanten oder Engelstränen?

"Bevor My Time", eine Cash-Eigenkomposition, stellt sein eigenes Werk, sein Leben, seine Gefühle in einen Gesamtzusammenhang. Unsere Gefühle sind zwar zweifelsfrei wahrhaftig, aber Millionen von Menschen vor uns haben Gleiches empfunden:

There were songs before there was radio
Of love that stays and love that goes.
They were writing melancholy tunes
And tearful words that rhyme
Before my time.

Zum Ende des Albums singt Cash noch 2 Country-Traditionals "Mary Of The Wild Moore" und "Wayfaring Stranger", von Sheryl Crow auf dem Akordion begleitet. Cash führt in seinen Anmerkungen aus, die Melodien und Texte seien ihm während der gesamten Sessions nicht aus dem Kopf gegangen, er habe sie deshalb einfach bringen müssen. Textlich passen die Stücke: In "Mary Of The Wild Moore" ist schließlich die gesamte Familie tot, das Haus ist zur Ruine verkommen, aber die Menschen erzählen sich noch Jahre danach von der Tragödie.

"Wayfaring Stranger" beschäftigt sich mit dem Übergang von der belastenden (uns als Fremde betrachtenden) irdischen in die himmlische Welt:

I`m just a poor wayfaring stranger
While travelin` through the world below.
Yet there`s no sickness, no toll, nor danger
In thar bright land to which I go.

Seine Eigenkomposition "I`m leaving Now" singt Cash im Duett mit seinem langjährigen Freund Merle Haggard. Klar, es geht auch hier um Abschied:

If anybody asks where did I go
Tell`em I went where the wild goose goes
I wouldn`t have me an area code
Don`t have a number, don`t need a row.

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Cash American IV

Johnny Cash - American IV: The Man Comes Around

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Hier die 15 Titel von American IV: The Man Comes Around

  1. The man Comes Around (J. Cash)
  2. Hurt (Trent Reznor)
  3. Give My Love To Rose (J. Cash)
  4. Bridge Over Troubled Water (Paul Simon)
  5. I Hung My Head (Sting)
  6. First Time Ever I Saw Your Face (Ewan MacColl)
  7. Personal Jesus (Marin L. Gore)
  8. In My Life (J. Lennon/P. McCartney)
  9. Sam Hall (aaranged by J. Cash)
  10. Danny Boy (arranged by J. Cash)
  11. Desperado (Glenn Frey/Don Henley)
  12. I`m So Lonesome I Could Cry (Hank Williams)
  13. Tear Stained Letter (J. Cash)
  14. Streets Of Laredo (arranged by J. Cash)
  15. We´ll Meet Again (Ross Parker/Hugh Charles)

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Dies ist das letzte zu Cashs Lebzeiten herausgegebene Album. Es war noch einmal ein großer kommerzieller Erfolg und wurde - wie die 3 Vorgänger - mit dem Grammy ausgezeichnet. Ist die Stimme auch zerbrechlich, wirken die Songs dennoch oder gerade deshalb überzeugend und strahlen trotz der weit fortgeschrittenen Erkrankung eine große Würde aus. Thematisch befassen sich die Texte mit Liebe, Sterben und dem festen Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode. Entsprechen heißt der letzte unter Mitwirkung der "Whole Cash Gang" aufgenommene Titel "We`ll Meet Again".

Anspieltipps: der von Cash selbst stammende Titelsong "The Man Comes Around", dann "Hurt" und unbedingt Stings "I Hung My Head", aber auch "Personal Jesus" und "I'm So Lonesome I Could Cry", ein Hank Williams-Klassiker, hier tief beeindruckend zusammen mit Nick Cave interpretiert.

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Die Texte und Themen auf "American IV: The Man Comes Around"

Auch auf diesem Album haben die Texte ganz offensichtlich den entscheidenden Einfluss auf die Auswahl ausgeübt.

Der von Cash stammende Titelsong "The Man Comes around" ist zugleich der Einstieg in das Album. Er beginnt und endet mit gesprochenen Zitaten aus der Offenbarungsgeschichte des Johannes, einer Botschaft Jesu Christi an 7 Gemeinden Kleinasiens. Der Text ist gespickt mit Bibelzitaten. Der "Man" ist natürlich Gottvater, der zum Jüngsten Gericht erscheint. Alles ist bereits längst niedergeschrieben und damit vorbestimmt:

Whoever is unjust let him be unjust still.
Whoever is righteous let him be righteous still.
Whoever is filthy let him be filthy still.
Listen to the words long written down,
When the man comes around.

Cash hat 40 bis 50 weitere Verse für diesen Song geschrieben, bevor er sich endgültig entschied. Der Titel hat im ganz offenbar sehr am Herzen gelegen. Auf "Unearthed" hören wir eine frühere Version.

Auch das nächste Stück "Hurt", geschrieben von "Nine Inch Nails" geht unter die Haut. So tiefsinnig kann nur einer singen, der auf ein bewegtes Leben zurückschaut und dadurch Lebensweisheit errungen hat. Es geht um Schmerz, tiefe Verletzungen, Einsamkeit und um die Vergänglichkeit des Ruhms. Und es geht auch um den Verlust geliebter Menschen. Aber wenn alles noch einmal von vorn begänne, würde er dennoch nichts ändern:

If I could start again
A million miles away
I would keep myself
I would find a way

Nach der Country-Ballade "Give My Love To Rose" folgt Paul Simons "Bridge Over Troubled Water" in der reifen Interpretation eines Mannes, der 50 Jahre älter ist als Paul, als er das Lied seinerzeit schrieb. Wir kennen alle diese wunderbaren Zeilen:

When you`re weary, feeling small
When teats are in your eyes, I will dry them all;
When darkness comes
And pain is all around
Like a bridge over troubled water
I will lay me down.
Like a bridge over troubled water
I will ease your mind.

Dann kommt Stings "I Hung My Head", die Geschichte von dem Jungen, der aus Neugier mit der Waffe seines Bruders einen Menschen erschießt. Auf dem Weg zum Galgen hat er die Vision der Erlösung.

"First Time Ever I Saw Your Face", geschrieben für Peggy Seeger, aber erst von Roberta Flack 1972 zum Welthit gemacht, ist ein wunderschönes Liebeslied, hier von Cash tief inspiriert gesungen. Man darf annehmen, dass er das Stück seiner verstorbenen Frau June widmet:

And the first time ever I lay with you
I felt your heart so close to mine.
And I know our joy would fill the earth,
And last till the end of time, my love.
The first time ever I saw your face.

"Personal Jesus" von M.L. Gore (Depeche Mode) wurde auf Vorschlag Rick Rubins aufgenommen. Cash mochte das Stück zunächst nicht, hat es sich dann aber später ganz zu eigen gemacht.

Martin Gore hat berichtet, dass er zu diesem Song durch das Buch "Elvis and Me" von Priscilla Prersley inspiriert wurde. Zitat Gore: "It's a song about being a Jesus for somebody else, someone to give you hope and care. It's about how Elvis was her man and her mentor and how often that happens in love relationships; how everybody's heart is like a god in some way, and that's not a very balanced view of someone, is it?"

Your own, personal, Jesus
Someone to hear your prayers
Someone who cares.

Auch "In My Life", der bekannte Beatles-Titel handelt von der Vergänglichkeit:

Though I know I`ll never lose affection
For people and things that went before
I know I`ll often stop and think about them
In my life I love you more.

"Desperado" von Glenn Frey/Don Henley (Eagles) ist ein Song über den Willen zur Unabhängigkeit, aber auch über die dadurch bedingte Einsamkeit:

Don't your feet get cold in the winter time,
the sky won't snow and the sun won't shine.
It's hard to tell the nighttime from the day.
You better let somebody love you
Before it`s too late.

"I`m So Lonesome I Could Cry" von Hank Williams singt Cash herzzerreissend im Duett mit Nick Cave:

The silence of a falling star,
Lights up a purple sky.
And as I wonder where you are,
I`m so lonesome I could cry.

Der Cash-Song "Tear Stained Letter", der tränenbefleckte Brief also geht an jemanden, der sich verabschiedet hat. Ob er oder sie sich noch in dieser realen Welt befindet, darf bezweifelt werden. Deshalb bedarf der Brief auch einer "special delivery". Die Hoffnung jedenfalls stirbt zuletzt:

I'm gonna write a tear stained letter,
I'm gonna tell you one more time.
That you still could reconsider,
And come back to bein' mine.
An' if you think about what I'm sayin',
It'd be hard to refuse.

Nach der tottraurigen Country-Ballade vom sterbenden, aber keinerlei Mitleid erheischenden Cowboy "Streets Of Loredo" hebt "The whole Cash-Gang" zum Abschiedlied "We`ll Meet Again" an. Der Familie war klar, dass Johnny unmittelbar vor seiner letzten Reise stand, als sie zusammen dieses Lied interpretierten:

We'll meet again
Don't know where
Don't know when
But I know
We'll meet again
Some sunny day

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Tod von June Carter Cash und Johnny Cash

Am 15. Mai 2003 stirbt Johnny Cashs Ehefrau June Carter Cash im Alter von 73 Jahren. Das vielleicht berühmteste Paar des Country war 35 Jahre lang verheiratet. Bei Junes Beerdigung ist Cash bereits an den Rollstuhl gefesselt. In einem Interview zehn Tage nach ihrem Tod sagt Cash, er müsse wieder ins Studio und weiterarbeiten: "Ich möchte Musik machen und arbeiten, so gut ich kann. Sie würde das wollen, und ich will es auch.

Und in der Tat sind auch nach Junes Tod noch zahlreiche Songs aus der American-Serie entstanden, konnten aber erst posthum, also auf "American V" und "Amerivan VI" veröffentlicht werden. Denn viel Zeit war diesem schon längst zur Legende gewordenen amerikanischen Sänger und Songwriter nicht mehr verblieben. Johnny Cash verstarb am 12. September 2003 im Alter von 71 Jahren.

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Die Box "Unearthed"

Unearthed -Cash

Cover der 5-CD-Box "Unearthed"

Am 16. Dezember 2003, also etwa 3 Monate nach Johnny Cashs Tod kommt eine limitierte 5-CD-Box mit dem Titel "Unearthed" in den Handel. Sie enthält mehr als 60 unveröffentlichte Songs aus den American Recordings Sessions, unter anderem auch Neuinterpretationen von Klassikern wie Cat Stevens’ "Father & Son" oder "Heart of Gold" von Neil Young. Zudem hören wir Duette mit Tom Petty und dem Alt-Rock'n'Roller Carl Perkins. Wir werden diese Box zum Schluss besprechen.

Nach unseren Recherchen ist das Teil ausverkauft. Sollten Sie die Box noch irgendwo antiquarisch finden, schlagen Sie zu!

zur 5-CD-Box "Unearthed"

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Als Johnny Cash am 12.9.2003 starb, hatte er bereits um die 50 weitere Songs für das geplante nächste Album American V aufgenommen. Das kann man den Linernotes der Box "Unearthed" entnehmen. Trotzdem konnte sich niemand sicher sein, dass diese Einspielungen herauskommen würden, gab es doch mit "Unearthed" bereits so etwas wie ein "Vermächtnis".

Cash American V

Johnny Cash - American V: A hundred Highways

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Hier die Titel von American V: A Hundred Highways

  1. Help Me (Larry Gatlin)
  2. God`s Gonna Cut You Down (Traditional)
  3. Like The 309 (Johnny Cash)
  4. If You Could Read My Mind (Gordon Lightfoot)
  5. Further On Up The Road (Bruce Springsteen)
  6. On The Evening Train (Hank Williams)
  7. I Came To Believe (Johnny Cash)
  8. Love`s Been Good To Me (Rod McKuen)
  9. A Legend In My Time (Don Gibson)
  10. Rose Of My Heart (Hugh Moffatt)
  11. Four Strong Winds (Ian Tyson)
  12. I`m Free From The Chain Gang Now (Lou Herscher and Saul Klein)

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Als am 4.7 2006, also fast 3 Jahre nach Cashs Tod bei Lost Highway Records mit "American V – A Hundred Highways" das fünfte Album der American Recordings-Reihe erscheint, dürften manche Zeitgenossen ungläubig geschaut haben. Es enthält Covers von bekannten Songs wie beispielsweise Gordon Lightfoots "If You Could Read My Mind" oder Don Gibsons "A Legend in My Time", aber auch eigene Lieder wie einen der letzten von Cash überhaupt geschriebenen Songs "Like the 309". Das Album erreichte Platz 1 in den amerikanischen Charts.

Man mag sich spontan fragen, ob diese Songs gut genug sein können, um noch nach Cashs Tod ein Album zu füllen. Warum waren sie nicht schon zuvor auf einem der 4 Vorgänger publiziert worden? Nun, die Frage läßt sich einfach beantworten: es waren schlicht neue, erst nach dem Erscheinen von "Amerivan IV" eingespielte Aufnahmen.

Und bereits der erste Titel "Help me" erstickt diese und weitere Fragen im Kein. Für mich der beste Song der gesamten American-Serie in einer Gänsehaut erzeugenden Interpretation mit tiefdunkler Streicher-Instrumentierung. Aus jedem der 12 emotionalen, tiefgründigen und ehrlichen Songs hört man heraus, dass Cash um sein Leben singt.

Viel braucht er auch diesmal nicht, nur seine Akustik-Gitarre, ein Piano, vielleicht einige Streicherakkorde, diese tiefe brüchige Stimme - das erzeugt eine unglaublich charismatische Ausstrahlung. Unterstützt wird Cash wieder von renommierten Musikern wie Mike Campbell, Benmont Tench, Matt Sweeney und anderen, die sich zurückhaltend einbringen.

Man kann vermuten, dass zumindest einige der Stücke zunächst nur als nackte Vokalspuren vorlagen und dass sie erst nach Cashs Tod instrumentalisiert wurden. Wenn das so war, ist es glänzend gelungen. Kein Wunder, schließlich waren die "Begleitmusiker" aus den vorangegangenen Produktionen mit Cashs Vorstellungen bestens vertraut.

Etliche der Titel dürften in den Monaten zwischen dem Erscheinen von American IV und Cashs Tod entstanden sein, sollten also ein neues Album "American V" ergeben und sind somit alles andere als eine "Nachlese".

War es Pietät oder war es Kalkül, dieses Werk erst 3 Jahre nach Cashs Tod zu veröffentlichen? Jedenfalls entzieht es sich dadurch dem leichtfertigen Vorwurf, den Tod dieser monumentalen amerikanischen Ikone noch schnell nachträglich vermarkten zu wollen.

Auch für Rick Rubin ist diese CD der definitive Höhepunkt der gemeinsamen Zusammenarbeit. Hören wir sein Statement: "Dieses Album ist mein persönlicher Favorit aus der American-Serie. Es ist anders, als die anderen. Es hat einen anderen Charakter. Es könnte sogar das größte Album sein, das Johnny je aufgenommen hat."

Dem können wir uns vollinhaltlich anschließen.

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Texte und Themen auf American V

American Recording V beginnt mit "Help me", einem flehenden Gebet um Unterstützung und Hilfe auf dem letzten Wegstück, in der Erkenntnis, dass es ohne diesen Beistand "von oben" nicht gehen kann. Das vielleicht ergreifendste Stück der gesamten Serie:

I never thought I needed help before;
Thought that I could get by - by myself.
But now I know I just can't take it any more.
And with a humble heart, on bended knee,
I'm beggin' you please for help.

"God`s Gonna Cut You Down” ist eine Warnung an alle, die glauben, für immer weglaufen oder sich ewig verstecken zu können. Eine Warnung vor allem an Verleumder, Glücksspieler, Trittbrettfahrer. Gott oder das Schicksal - wie immer man das sehen will - wird sie eines Tages einholen:

You can run on for a long time
Run on for a long time
Sooner or later God'll cut you down
Go tell that long tongue liar
Go and tell that midnight rider
Tell the rambler, the gambler, the back biter
Tell 'em that God's gonna cut 'em down.

"Like The 309” gilt als Cashs letzte Eigenkomposition. In Vorahnung des nahenden Todes spielt er - um genug Atemluft bittend - mit der Assoziation seiner letzten Reise. Nach der Aufbahrung sollen sich seine Freunde mit einem letzten Blick davon überzeugen, dass es ihm nun endlich gut geht. Dann tritt er im Sarg die letzte Reise an, natürlich stilvoll mit der Eisenbahn. Statt der Glocken ertönt der Pfiff der Lok Nr. 309, statt der Orgel die Musik der Schienen und Räder:

It should be a while before I see Dr. Death
So it would sure be nice if I could get my breath
Well I'm not the crying nor the whining kind
'Till I hear the whistle of the 309
Take me to the depot, put me to bed
Blow an electric fan on my gnarly old head
Everybody take a look, see I'm doing fine
Then load my box on the 309

"If you could read my mind”, eine der schönsten Gordon Lightfoot-Kompositionen überhaupt, klingt so, als hätte der totgeweihte Cash den Text selbst geschrieben. Warum nur hat man einander nicht verstanden, warum nur hat man nicht früher in die Seele des anderen schauen, in ihr lesen können. Jetzt ist die Chance vertan, denn wer zu spät kommt, den ….:

If you could read my mind, love,
What a tale my thoughts could tell.
Just like an old time movie,
'Bout a ghost from a wishing well.
In a castle dark or a fortress strong.
With chains upon my feet.
But stories always end,
And if you read between the lines,
You'll know that I'm just tryin' to understand
The feelin's that you lack.
I never thought I could feel this way
And I've got to say that I just don't get it.
I don't know where we went wrong,
But the feelin's gone
And I just can't get it back!

Auch "Further On Up The Road”, eine Springsteen-Komposition, beschäftigt sich mit den Fragen am Ende des Lebensweges, ohne sie beantworten zu können. Nach Durchschreiten der dunklen blut- und goldgetränkten Wüste aber besteht immerhin die Hoffnung der Auferstehung, des sonnigen Erwachens. Vielleicht führt uns dann der Weg doch weiter und wir sehen uns wieder:

Where the road is dark and the seed is sowed
Where the gun is cocked and the bullet's cold
Where the miles are marked in the blood and gold
I'll meet you further on up the road
Now I been out in the desert, just doin' my time
Searchin' through the dust, lookin' for a sign
If there's a light up ahead, well brother I don't know
But I got this fever burnin' in my soul
One sunny mornin' we'll rise I know
And I'll meet you further on up the road

"The Evening Train” von Hank Williams dürfte durch Junes Tod den Weg auf das neue Album gefunden haben. Johnnys Stimme klingt fest und sonor, wir früher. Auf dem Bahnhof wird unter dem Gelächter der ankommenden Fremden und unter den Tränen der betroffenen Familie der weiße Sarg mit der Mutter auf dem Gepäckwagen des Abendzuges verladen. Doch dann hören wir die Stimme der Heimgegangenen:

I heard the laughter at the depot
But my tears fell like the rain
When I saw them place that long white casket
In the baggage coach of the evening train.

As I turned to walk away from the depot
It seemed I heard her call my name
Take care of my baby and tell him darling
That I'm going home on the evening train.

I pray that God will give me courage
To carry on 'til we meet again
It's hard to know she's gone forever
They're carrying her home on the evening train.

"I Came To Believe” ist wieder eine Cash-Eigenkomposition. Man kann die Probleme dieses Lebens, dieser Welt nicht allein lösen. Und man kann sie nicht auf andere Menschen abwälzen. Das führt zum Verlust jeglicher Hoffnung. Aber vielleicht kann man sein Schicksal in die Hände einer höheren Macht legen? Vielleicht hilft der Glaube weiter? Ein aufmerksamer Leser dieser Zeilen hat uns mitgeteilt, dass Cash sich im Text möglicherweise auf den "Zweiten Schritt" des 12-Schritte-Programms der Anonymen Alkoholiker bezieht. Dort heißt es nämlich: "Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann". Vergleichen Sie dazu den folgenden Textauszug aus "I Came To Believe":

I couldn't manage the problems I laid on myself
And it just made it worse when I laid them on somebody else
So I finally surrendered it all brought down in despair
I cried out for help and I felt a warm comforter there.

And I came to believe in a power much higher than I
I came to believe that I needed help to get by
In childlike faith I gave in and gave him a try
And I came to believe in a power much higher than I.

Nothing worked out when I handled it all on my own
And each time I failed it made me feel twice as alone
Then I cried, "Lord there must be a sure and easier way
For it just cannot be that a man should lose hope every day."
Yes, I came to believe in a power much higher than I.

"Love`s Been Good To Me” ist der Rückblick eines heimatlosen Wanderers. Der aber beklagt sich nicht, traf er doch unterwegs immer wieder auf die Liebe, die Donner und dunkle Wolken hinweglachte, den Regen fortküsste und den Schnee mit ihren Tränen schmelzen ließ:

I have been a rover
I have walked alone
Hiked a hundred highways
Never found a home
Still in all I'm happy
The reason is, you see
Once in a while along the way
Love's been good to me.

There was a girl in Denver
Before the summer storm
Oh, her eyes were tender
Oh, her arms were warm
And she could smile away the thunder
Kiss away the rain
Even though she's gone away
You won't hear me complain
And she could laugh away the dark clouds
Cry away the snow
It seems like only yesterday
As down the road I go.

"A Legend In My Time” ist ein weiteres trauriges Stück. Es gibt halt keine Anerkennung für Herzensleid, Tränen, vergebliche Liebe und Einsamkeit:

They don't give awards, and there's no praise or fame
For hearts that are broken, for love that's in vain.

If loneliness meant world acclaim,
Everyone would know my name,
I'd be a legend in my time.

"Rose Of My Heart” ist eine dankbare und rührende Liebeserklärung:

You are the rose of my heart,
You are the love of my life.
A flower not fading nor falling apart,
If you're cold, let my love make you warm.
Rose of my heart.

"Four Strong Winds” ist ein schmerzhaftes Abschiedslied. So wie die Stürme dieser Erde und die Wellen der Meere nicht aufzuhalten sind, so brechen manchmal auch Beziehungen. Doch eine Hoffnung bleibt:

Four strong winds that blow lonely, seven seas that run high,
All these things that won't change, come what may.
Well our good times are all gone, and I'm bound for moving on.
I'll look for you if I'm ever back this way.

"I'm Free From The Chain Gang Now" ist die erleichterte Rückschau eines entlassenen Strafgefangenen, der noch dazu unschuldig einsaß. Ich glaube aber, das Cash mit dem Gefängnis Teile seines Leben assoziierte und mit der Freilassung seinen herankommenden Tod meinte:

I got rid of the shackles that bound me,
and the guards that were always around me.
There were tears on the mail
mother wrote me in jail,
But I'm free from the chain gang now.
All the years I was known and respected,
'til one day I was wrongly suspected.
I was shackled in chains in a cold freezin' rain
but I'm free from the chain gang now.

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Cash American VI

Johnny Cash - American VI: Ain`t no grave

Hier die 10 Titel auf American VI: Ain`t No Grave

  1. Ain`t No Grave (Traditional)
  2. Redemption Day (Sheryl Crow)
  3. For The Good Times (Kris Kristofferson)
  4. Corinthians 15:55 (Johnny Cash)
  5. Can`t Help But Wonder Where I`m Bound (Tom Paxton)
  6. Satisfied Mind (J.H. Hayes and Jack Rhodes)
  7. I Don`t Hurt Anymore (Don Robertson and Jack Rollins)
  8. Cool Water (Bob Nolan)
  9. Last Night I Had The Strangest Dream (Ed McCurdy)
  10. Aloha Oe (Queen Lilli`uokalani)

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Am 26. Februar 2010 wäre Johnny Cash 78 Jahre alt geworden. Zu diesem Datum erscheint für uns überraschend mit "American VI - Ain`t No Grave"ein weiteres Album aus der Serie. Produziert wurde es natürlich wiederum von Rick Rubin.

Die Songs entstammen der Zeit von 2002 bis zu Cashs Tod im September 2003. Überschattet wurden die Sessions vom Tod seiner Frau June Carter Cash im Mai 2003. Johnny Cash sagte zu dieser Zeit, allein diese Aufnahmen würden ihn am Leben halten.

Enthalten sind Coverversionen u.a. von Sheryl Crow und Kris Kristofferson, aber auch einer der letzten Songs, den Cash selbst schrieb: "I Corinthians: 15:55" mit einem Text aus dem Korinther-Brief.

Anspieltipp ist gleich der Opener "Ain`t No Grave". Im Hintergrund hört man die Schaufel des Totengräbers, aber Cash versichert uns, dass ihn selbst sein eigenes Grab niemals verstummen lassen wird. Und hat er nicht Recht behalten?! 7 Jahre nach seinem Tod ist er wieder präsent und wird das auch für künftige Generationen bleiben.

Hier eine Zeile aus dem Titelsong, die das unterstreicht: "Meet me in the middle of the air / And if these wings don't fail me / I will meet you anywhere".

Das Album schließt mit dem nun doch wohl endgültig allerletztes Stück, das wir jemals als Neuinterpretation von Cash hören werden. Es ist "Aloha Oe" mit den überlieferten Versen der letzten Hawai-Königin Queen Lilli`uokalani: "One fond embrace / A ho' a' au / Until we meet again."

Ein bischen kitschig dieser Abschied? Nicht unbedingt, im Gesamtzusammenhang eher elegisch-stimmig und wunderschön.

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Texte und Themen auf American VI

American VI beginnt mit "Ain`t No Grave", einer Art Willens-, oder bsser Glaubensbekenntnis. Wir werden uns alle wiedersehen und wiederhören. Auch der bevorstehende Tod und das Grab werden jemanden wie Johnny Cash nicht zum Schweigen bringen. Und: Ist es nicht genau so eingetreten?

When I hear that trumpet sound
I'm gonna rise right out of the ground
Ain't no grave
Can hold my body down.

Well, look way down the river
And what do you think I see
I see a band of angels
And they're coming after me
Ain't no grave
Can hold my body down.

Sheryl Crow`s "Redemption Day” führt diesen Gedanken weiter. Der Tag der Wahrheit wird kommen, ist das Leben auch ungerecht und weitgehend von wirtschaftlichen Interessen und Machtgelüsten bestimmt. Wir Menschen werden uns damit nicht abfinden und nach dem Tag der Erlösung streben:

Fire rages in the streets
And swallows everything it meets
It's just an image often seen
On television
Come leaders, come you men of great
Let us hear you pontificate
Your many virtues laid to waste
And we aren't listening

There is a train that's heading straight
To heaven's gate, to heaven's gate
And on the way, child and man,
And woman wait, watch and wait
For redemption day.

Der Kris Kristofferson-Song "For The Good Times” beschäftigt sich mit dem Abschiednehmen. Doch auch, wenn morgen alles vorbei sein wird, lass uns froh und dankbar sein über das, was wir gemeinsam erleben durften und heute noch erleben dürfen:

Don't look so sad, I know it's over.
But life goes on, and this old world will keep on turning.
Let's just be glad we had some time to spend together.
There's no need to watch the bridges that we're burning.

Lay your head upon my pillow.
Hold your warm and tender body close to mine.
Hear the whisper of the raindrops,
Blowin' soft against the window,
And make believe you love me one more time,
For the good times.

Mit "I Corinthians 15:55”, einer Cash-Eigenkompostion, hören wir Gedanken aus dem Korintherbrief. Dort werden verschiedene grundlegende Themen dargestellt, neben Konflikten zur Lebenszeit insbesondere auch Gedanken zum Leben nach dem Tode. Diese Transition ist letztlich ein Triumph über den Tod. Insofern hilft uns der Tod sogar, er ist nur ein Diener und schließt uns in dieser Funktion die letzte Pforte auf. Er hat keine Waffen mehr und braucht diese auch nicht, denn das Weiterleben kann er ohnehin nicht verhindern. Es geht schon lange nicht mehr um Siegen oder Verlieren.

O Death, where is thy sting?
O Grave, where is they victory?
O Life, you are a shining path.
And hope springs eternal, just over the rise,
When I see my redeemer beckoning me.

"Can`t Help But Wonder Where I`m Bound” stellt sich die Frage, warum es uns gerade hierher [auf die Erde] verschlug und was es mit unserer Lebenswanderung auf sich hat. Sollten wir hier aber heimisch werden, wäre es klug, weitere Nachfragen, weiteres Suchen einzustellen:

It's a long and dusty road, It's a hot and a heavy load
and the folks I meet ain't always kind
Some are bad and some are good.
Some have done the best they could,
Some have tried to ease my troubled mind.

And I can't help but wonder
Where I'm bound, where I'm bound
Can't help but wonder where I'm bound.

"A Satisfied Mind" beschäftigt sich mit dem alten Thema, dass Geld allein nicht glücklich und zufrieden macht. Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen und es gibt viele sehr unglückliche reiche Menschen:

Money can't buy back
Your youth when you're old
Or a friend when you're lonely
Or a love that's grown cold.

The wealthiest person
Is a pauper at times
Compared to the man
With a satisfied mind.

"I Don't Hurt Anymore" von Hank Snow tröstet uns über einen schmerzhaften Verlust hinweg. Auch wenn man sich zunächst den Tod wünscht - das Leben geht eben doch immer weiter und irgendwann schmerzt das Geschehene nicht mehr:

No use to deny I wanted to die
The day you said we were through
But now that I find you're out of my mind
I can't believe that it's true
I've forgotten somehow
That I cared so before
And it's wonderful now
I don't hurt anymore

"Cool Water” wurde bereits von Vaughn Monroe, The Sons of the Pioneers, Joni Mitchell, Bob Dylan, Hank Williams, Fleetwood Mac und anderen gecoverd. "Cool water" und "that big green tree” stehen in diesem Song als Metaphern für Erlösung. Gleicht unser aller Alltag doch oft einer verbrannten Wüste. Der und dem Teufel können wir nur entfliehen, wenn wir uns nicht einlullen lassen:

All day I've faced a barren waste
Without the taste of water, cool water
Old Dan and I with throats burnt dry
And souls that cry for water
Cool, clear, water.

Keep a-movin, Dan, don'tcha listen to him, Dan
He's a devil, not a man
And he spreads the burning sand with water
Dan, can ya see that big, green tree?
Where the water's runnin' free
And it's waitin' there for me and you?
It's water, cool, clear water.

Auch von "Last Night I Had The Strangest Dream" gibt es zahlreiche Coverversionen. Nicht zuletzt auch eine sehr schöne deutsche Fassung von Hannes Wader. Friede auf Erden, eine Vision? Der Song dürfte nicht zufällig als Vorletzter der gesamten Serie erscheinen:

Last night I had the strangest dream I've ever known before
I dreamed that all the world agreed to put an end to war
I dreamed I saw a mighty room, the room was filled with men
And the papers they were signing said they'd never fight again.

And when the papers were all signed, and a million copies made
They all shook hands and bowed their heads and grateful prayers were prayed
And the people in the streets below were dancing round and round
While swords and guns and uniforms lay scattered on the ground.

Nach der vorausgegangenen Vision jetzt das endgültige "Auf wiedersehen!". Mit "Aloha Oe” umarmt uns Johnny Cash ein letztes Mal, mindestens aber, bis wir uns dermal einst wiedersehen. Und im Kontext nach 6 Alben mit bedeutungsgeladenen Texten wirkt dieser Abschiedssong durchaus nicht sentimental oder kitschig:

Aloha oe, aloha oe,
E ke onaona noho i ka lipo
One fond embrace, a hoi ae au,
Until we meet again.

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A Tribute to Johnny Cash

Im Schauspielhaus Bochum läuft seit Jahren, genauer gesagt seit 2008 eine Hommage an Johnny Cash. Im Stile einer Revue erzählen zwischen den Songs abwechselnd der junge und der alte Cash von den Stationen des Sängers. June Carter ist natürlich auch mit auf der Bühne und zudem eine feine Band.

Diese Revue ist so erfolgreich, dass jetzt im Frühling 2016 die 100. Aufführung stattfinden wird. Und jede bisher war ausverkauft.

Die Schauspieler und Musiker agieren derart locker, dass sich die Zuschauer schnell von der guten Laune anstecken lassen und auf offener Szene applaudieren. Die Kulisse ist herrlich sparsam gewählt - und wird durch den drogenkranken Cash noch zusätzlich skelletiert.

Im Vordergrund der Revue stehen natürlich die berühmten Lieder, die wir alle mitsingen könnten. Aber auch eine Menge Jokes, teils auch als Dialog zwischen den Zuschauern und Darstellern. Denn einige Zuschauer sind nicht zum ersten Mal dabei.

Vielleicht haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann sollten Sie sich bald nach Karten umsehen. Denn das Schauspielhaus Bochum erhält einen neuen Indendanten, und ob der die Revue im Programm belassen wird, ist unklar. Schon einmal wurde das Spektakel durch eine neue Intendanz aus dem Spielplan genommen. Aber dank des Protestes der Cash-Fans wurde die Revue letztlich wieder angesetzt.

Hier erhalten Sie einen kleinen Einblick in die Revue

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Cash Folsom Prison

aus dem Begleitbuch zu "Unearthed", Billboard Ad

Ungeheuer, was da aus der nur 10-jährigen Zusammenarbeit zwischen dem Mann in Schwarz und dem Mann mit dem Bart hervorgegangen ist. Unvorstellbar, was uns fehlen würde, hätte es diese künstlerische Partnerschaft nicht gegeben.

Insofern können wir dem Nashville-Establishment nur dankbar sein, dass es Johnny Cash fallen ließ, weil er keine "Zuckerguss-Musik" machen wollte. Johnny hat das wohl auch so gesehen und hat sich nach dem Gewinn des Grammy für "American Recordings" bei seinen früheren Labels mit einer ganzseitigen Zeitungsanzeige für deren "Support" bedankt. Wir erinnern uns, es war die Anzeige mit dem berühmten Schnappschuss aus den Folsom-Prison-Sessions, die mit dem ausgestreckten Mittelfinger.

Die Kritik hat den von Rick Rubin produzierten Cash als "ageless cool" bezeichnet, ein Adjektiv, auf das Johnny besonders stolz war. Und Rosanne Cash hat Rick Rubin in Bezug auf ihren Vater als "guardian angel" bezeichnet. Was soll man dem noch hinzufügen.

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zur 5-CD-Box "Unearthed"

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Bildnachweis dieser Seite:

Sie sehen zu Beginn des Artikels und jeweils vor der Besprechung der einzelnen CDs die Cover der 6 "American"-Platten und das Cover der 5-CD-Box "Unearthed"

Zudem 1 Foto von Billboard Ad aus dem Begleitbuch zu "Unearthed".