Spirituelle Texte

Verglühen

Auf dieser Seite finden Sie spirituelle und meditative Texte. Vielleicht nehmen Sie sich etwas Zeit zum Lesen und Empfinden? Dann könnten möglicherweise einige verborgene Saiten in Ihnen anklingen. Die in den Texten ausgedrückten Gedanken sind keiner Religion verpflichtet, sie sind allgemein gültig.

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Du bist so jung wie deine Zuversicht

Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt,
sie ist ein geistiger Zustand.
Niemand wird alt,
weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat.
Mit den Jahren runzelt die Haut,
mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele.
Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel.
So jung wie deine Hoffnungen, so alt wie deine Verzagtheit.
Solange die Botschaft der Schönheit, Freude, Kühnheit, Größe
von der Erde, von den Menschen und von dem Unendlichen dein Herz erreicht,
solange bist du jung.

Albert Schweitzer

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Der Wolf in uns

Nach einem harten Arbeitstag voller Auseinandersetzungen und Ungerechtigkeiten wendet sich der Vater an seine kleine Tochter:

"Weißt Du, manchmal habe ich das Gefühl, dass sich zwei Wölfe in mir streiten. Der eine ist sehr böse, rachsüchtig, gemein und will den Menschen schaden, die mir etwas angetan haben. Der andere ist gütig, möchte verzeihen und Frieden mit allen Mitmenschen schließen. Und beide Wölfe kämpfen oft einen wilden Kampf in mir".

"Aber Vater, wer gewinnt denn nun diesen Kampf?"

Der Vater lächelt und antwortet: "Natürlich der Wolf, den ich füttere".

N.N.

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Die 5 Gaben eines guten Arztes nach Prof. Maio:

  • Die Gabe der Zeit
  • Die Gabe einer echten Begegnung
  • Die Gabe der Aufmerksamkeit
  • Die Gabe des Wortes
  • Die Gabe der Wertschätzung

Prof. Dr. Giovanni Maio, Institut für Medizinethik, Freiburg

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(Alternatives) Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott,
der die Welt nicht fertig geschaffen hat
wie ein Ding, das immer so bleiben muss;
der nicht nach ewigen Gesetzen regiert,
die unabänderlich gelten;
nicht nach natürlichen Ordnungen
von Armen und Reichen,
Sachverständigen und Uninformierten,
Herrschenden und Ausgelieferten.

Ich glaube an Gott,
der den Widerspruch des Lebendigen will
und die Veränderung aller Zustände
durch unsere Arbeit,
durch unsere Politik.

Ich glaube an Jesus Christus,
der Recht hatte, als er,
"ein Einzelner, der nichts machen kann",
genau wie wir
an der Veränderung aller zustände arbeitete
und darüber zugrunde ging.
An ihm messend erkenne ich,
wie unsere Intelligenz verkrüppelt,
unsere Fantasie erstickt,
unsere Anstrengung vertan ist,
weil wir nicht leben, wie er lebte.
Jeden Tag habe ich Angst,
dass er umsonst gestorben ist,
weil er in unsern Kirchen verscharrt ist,
weil wir seine Revolution verraten haben
in Gehorsam und Angst
vor den Behörden.

Ich glaube an Jesus Christus,
der aufersteht in unser Leben,
dass wir frei werden
von Vorurteilen und Anmaßung,
von Angst und Hass
und seine Revolution weitertreiben
auf sein Reich hin.
Ich glaube an den Geist,
der mit Jesus in die Welt gekommen ist,
an die Gemeinschaft aller Völker
und unsere Verantwortung für das,
was aus unserer Erde wird,
ein Tal voll Jammer, Hunger und Gewalt
oder die Stadt Gottes.

Ich glaube an den gerechten Frieden,
der herstellbar ist,
an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens
für alle Menschen,
an die Zukunft dieser Welt Gottes.

Amen.

Dorothee Sölle

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Lebensspuren

Ich halte inne und blicke zurück auf mein Leben mit Gott. Ich erkenne einen langen Weg von der Quelle zur Mündung entlang dem sich windenden Ufer eines Flusses. Ich sehe zwei Fußspuren im Sand nebeneinander durch Freude und Leid, durch Licht und Finsternis ziehen. Doch zu Zeiten allergrößter Not erkenne ich nur noch eine einzige Fußspur und frage Gott voller Zweifel: "Warum hast Du mich gerade dann verlassen?" Er aber lächelt und antwortet sanft: "Da, wo Du nur eine Fußspur siehst, habe ich Dich auf meinen Schultern getragen."

aus einer Andacht mit Taizé-Liedern und spirituellen Texten in der Stiftskirche Cappenberg (frei nach:Margreth Fishback Powers – Spuren im Sand)

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Buddhas vier „Noble Tugenden“

Buddhas vier "Noble Tugenden", die die Säulen seiner Lehre darstellen: Die universelle Liebe, das Mitgefühl, die Mitfreude und die mentale Ausgeglichenheit.

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Autobiographie in fünf Kapiteln

1.
Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren, ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder herauszukommen.

2.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.

3.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe es.
Ich falle immer noch hinein, aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen. Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine eigene Schuld.
Ich komme sofort heraus.

4.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5.
Ich gehe eine andere Straße.

Portia Nelson

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Vom Sterben

Als ich, ein Junge noch, nach dem mühsamen Ableben eines nahen Verwandten mit Sterben und Tod überhaupt nicht zurechtkam, forderte meine Großmutter mich auf, in einem breiten Lehnstuhl Platz zu nehmen und mich dort mit aller Kraft festzuhalten. Also klammerte ich mich an Armlehnen und Stuhlbeine, während meine Großmutter versuchte, mich wegzureißen, was ihr am Ende natürlich auch gelang. Ich hatte verloren und mir dabei sogar noch wehgetan.

Nun bat mich meine Großmutter, erneut Platz zu nehmen, dieses Mal aber keinen Widerstand zu leisten. Dann hob sie mich sanft vom Stuhl, nahm mich in den Arm und sagte: "So ist es auch mit dem Tod. Du kannst wählen, wie du aus dem Leben scheiden willst. Denk immer daran."

Eknath Easwaran, indischer Mystiker

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Von guten Mächten

Von guten Mächten treu und still umgeben
behütet und getröstet wunderbar, -
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr;

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
ach, Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das Du uns geschaffen hast.

Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann woll`n wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen!
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Dietrich Bonhoeffer

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Was wird uns die Zukunft bringen?

In einem Dorf lebte einst ein weiser alter Mann. Die Menschen in der Umgebung vertrauten darauf, dass er ihnen Antworten auf alle Fragen geben könne.

Eines Tages kam ein Bauer aus dem Dorf zu dem weisen Mann und bat ihn in höchster Verzweiflung: "Weiser Mann, hilf mir. Etwas Schreckliches hat sich zugetragen. Mein Ochse ist gestorben, und jetzt habe ich kein Tier zum Pflügen des Feldes. Hätte mir je etwas Schlimmeres widerfahren könne?" Der weise alte Mann erwiderte: "Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht". Der Bauer glaubt, der Alte habe den Verstand verloren und entfernt sich bekümmert.

Bereits am Folgetag gelingt es dem Bauern, ein wildes kräftiges Pferd als Ersatz für den Ochsen einzufangen. So einfach war das Pflügen noch nie. Also ging er zurück zu dem weisen alten Mann und entschuldigte sich: "Du hattest Recht! Meinen Ochsen zu verlieren war nicht das Schlimmste. Eigentlich war es sogar ein Segen. Nie hätte ich sonst dieses Pferd eingefangen. Hätte mir etwas Besseres passieren können?" Der weise alte Mann antwortet wiederum: "Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht". Nicht schon wieder, dachte der Bauer. Offensichtlich hatte der Alte seinen Verstand wirklich verloren.

Einen Tag später ritt der Sohn des Bauern das Pferd und wurde abgeworfen. Er brach sich das Bein und würde nun bei der Ernte nicht helfen können. Der Bauer suchte wiederum den alten weisen Mann auf und fragte: "Woher wusstest du, dass das Fangen des Pferdes mir nichts Gutes bringen würde? Diesmal aber musst du doch zugeben, dass mir wirklich nichts Schlimmeres hätte passieren können." Aber wie schon zuvor blickte der weise alte Mann den Bauern nur ruhig an und erwiderte erneut mitfühlend: "Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht". Erzürnt über die offensichtliche Dummheit des Alten begab sich der Bauer zurück in sein Dorf.

Am nächsten Tag kamen Soldaten, um alle gesunden jungen Männer mit in den gerade ausbrechenden Krieg zu nehmen. Der Sohn des Bauern war der einzige im Dorf, der wegen seiner Verletzung nicht mitziehen musste. Er würde am Leben bleiben, während die anderen ihrem sicheren Tod entgegensahen.

Die Botschaft dieser kleinen Geschichte: In Wahrheit wissen wir nie, was nach einem erlittenen Leid (oder auch nach einer bescherten Freude) weiter mit uns geschehen wird. Wir malen uns zum Beispiel nach einem Rückschlag schreckliche Dinge aus, die vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht eintreten werden. Oft wird sich letztlich doch noch alles zum Guten wenden.

aus verschiedenen Quellen zusammengefügt

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Begriffliches aus dem Buddhismus

Es werden sechs Daseinsbereiche unterschieden: die Welten der Götter, Halbgötter, Menschen, Tiere, Hungergeister und Höllenwesen. Sie sind das Ergebnis der sechs zentralen, negativen Emotionen: Stolz, Eifersucht, Verlangen, Unwissenheit, Gier und Hass. Dann gibt es noch die drei "Gifte": Abneigung, Verlangen und Verblendung. Und auf dem Weg zum Inneren Frieden stehen uns Anhaften und Greifen im Wege, weswegen wir lernen sollten, loszulassen.

Buddhistische Lehre

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Zen-Gleichnis

Der Schüler fragt seinen spirituellen Meister: "Meister, wie setzt Ihr Eure Erleuchtung in die Tat um? Wie praktiziert Ihr sie im Alltag?" "Indem ich esse und indem ich schlafe" antwortet der Meister. "Aber Meister, jeder isst und jeder schläft". "Aber nicht jeder isst, wenn er isst, und nicht jeder schläft, wenn er schläft"

aus: Sogyal Rinpoche, Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben

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Das "wirkliche" Leben

Lange Zeit sah es so aus, als würde das Leben endlich beginnen - das wirkliche Leben. Aber es gab immer ein Hindernis, etwas, das zunächst bewältigt werden, etwas, das noch erledigt, noch abgeschlossen werden musste, eine Schuld, die noch zu begleichen war. Dann würde das Leben beginnen. Schließlich wurde mir klar, dass diese Hindernisse mein Leben ausmachten. Offenbar gibt es keinen Weg zum Glück, der Weg ist das Glück und das Glück ist der Weg.

Alfred D`Souza

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Vom Gedanken zum Schicksal

Yin+Yang-2

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal

aus dem Talmud

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Gelassenheit, Mut und Weisheit

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Friedrich Christoph Oettiner (abgedruckt im evangelischen Gesangbuch)

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Makelloses Weiß geboren im Sumpf

Mögen wir sein wie der Lotus, der im Schlamm zu Hause ist. So verbeugen wir uns vor dem Leben, wie es ist.

Zen-Weisheit

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Kraft, Liebe und Besonnenheit

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit

(2. Timotheus 1,7)